Tags: Adam Sternbergh, audible.de, Auftragskiller, Christoph Maria Herbst, Dystopie, New York, Spannung, Terroranschlag, virtuelle Realität
Genre: Science Fiction, Thriller
In einem postapokalyptischen New York holt sich ein Auftragskiller mit seiner neuen Mission jede Menge Probleme ins Haus…
Spademan ist Auftragskiller. Er hat klare Regeln: Er tötet Männer, er tötet Frauen, er tötet aber keine Kinder und Jugendlichen. Fragen stellt er keine, alles was Spademan wissen muss ist der Name seines nächsten Opfers. Ein schlechtes Gewissen hat er aufgrund seines mörderischen Jobs nicht, schließlich sieht er sich selbst nur als Kugel – abdrücken tun andere. Und solange seine Arbeit pünktlich bezahlt wird, interessiert es ihn einen Dreck, warum er seine Zielperson umbringen soll. Sein neuester Auftrag stellt Spademan jedoch vor ungeahnte Probleme. Zum einen ist Grace Chastity Harrow, das gewählte Opfer seines aktuellen Klienten, nicht nur die Tochter eines äußerst populären und steinreichen Fernsehpredigers – Spademan scheint auch nicht der einzige zu sein, der es auf die junge Frau abgesehen hat…
Ein Auftragskiller im postapokalyptischen New York
Es ist vor allem eine Tatsache daran schuld, dass ich bei Adam Sternberghs neuem Thriller „Spademan“ direkt neugierig geworden bin und mir das Hörbuch umgehend auf meinen iPod laden musste: In der englischen Inhaltsbeschreibung wird das Buch mit dem Stil von Ernest Cline verglichen, der mich vor einer Weile mit „Ready Player One“ sehr begeistern konnte. Was hat nun ein Buch über Computerspiele und einer virtuellen Parallelwelt mit dem Thriller über einen Auftragskiller zu tun? Nun, Adam Sternbergh hat für seine Romanhandlung kein gewöhnliches Setting gewählt, sondern lässt seinen mordenden Protagonisten in einem zukünftigen New York auf seine Opfer los, das nach einem gewaltigen Terroranschlag völlig verwüstet ist. Und weil das Leben in der verseuchten und maroden Stadt selbst mit schier unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten keine große Freude mehr macht, flüchten sich die Reichen wohin? Genau, in eine virtuelle Realität…
Zwischen zerbombten Häuserruinen und virtuellen Traumwelten
Klingt nach einem interessanten Setting? Ist es auch, selbst wenn man von dem dystopischen Szenario in den ersten Kapiteln gar nicht so viel mitbekommt. Man merkt zwar früh, dass das von Sternbergh geschilderte New York irgendwie nicht die Stadt ist, die man kennt, sondern dass dort irgendein Ereignis erschreckende Spuren hinterlassen hat – das Ereignis, dass Sternberghs Spademan mit dem einfachen Begriff „Times Square“ umschreibt. Vor „Times Square“ war die Welt noch in Ordnung, nach „Times Square“ ist Big Apple nur noch das Überbleibsel der größten Katastrophe der Menschheitsgeschichte. Die Zerstörung New Yorks hat auch dafür gesorgt, dass die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer geworden ist. Während sich der Großteil der Bevölkerung in den zerbombten Ruinen durchs Leben schlägt, flüchten sich die Reichen in eine virtuelle Parallelwelt. Denn die Technologie der Zukunft ermöglicht es, mithilfe von speziellen Betten in eine alternative Realität einzutauchen: Während der Körper von Nährflüssigkeiten am Leben erhalten vor sich hinvegetiert, tobt sich der Geist in nach den eigenen Wünschen zusammengestellten Traumwelten aus.
Tolles Setting, aber verschenktes Potenzial
Sternbergh spannt seine Leser eine ganze Weile auf die Folter, bis er über sein postapokalyptisches Setting aufklärt. Das appelliert zwar gekonnt an die Neugier des Publikums, allerdings wünscht man sich gerade am Anfang mehr Informationen, z.B. über angesprochene Betten, über deren Besonderheit man lange rätseln darf. Zudem schafft es der Autor leider nicht, seinem interessanten Szenario auch eine würdige Story zu verpassen, denn trotz virtueller Realität ist Spademans Auftragsarbeit letztlich nicht mehr als 08/15-Thrillerkost. Die Story um einen Auftragskiller, der sein Ziel aus diversen Gründen dann doch nicht umbringen kann und es sogar noch vor anderen Parteien beschützt, hat man so im Grunde auch schon dutzendfach woanders gelesen und gesehen. Die einzige Besonderheit sind hier eben die Traumwelten, deren Potenzial Sternbergh aber bei weitem nicht ausnutzt. Kein „Ready Player One“, kein „Inception“, kein „Matrix“ – dafür aber viel Chaos und Blutvergießen, deren Sinn sich einem auch nicht immer erschließt. Schade, denn bei dieser Ausgangsidee hätte „Spademan“ wirklich ein cooler Thriller werden können. So bietet das Buch aber nur durchschnittliche Thriller-Unterhaltung, die zumindest in der Hörbuchversion dank der launigen Lesung von Christoph Maria Herbst jedoch noch recht kurzweilig und amüsant ist. Mehr aber eben auch nicht.
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6/10