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Ein junger Herumtreiber reißt von zuhause aus und erlebt ein kurioses Abenteuer nach dem nächsten.

Nachdem der junge Huckleberry Finn gemeinsam mit seinem Freund Tom Sawyer einen beachtlichen Goldschatz entdeckt hat, sieht er eigentlich einem sehr angenehmen Leben entgegen, denn der ihm zugeteilte Anteil von 6000 Dollar ist nicht nur für einen kleinen Jungen ein enormes Vermögen. Allerdings macht ihm die anstrengende Bemutterung durch seine Vormundin, die Witwe Douglas, und deren Schwester Miss Watson zu schaffen, sodass er jede Gelegenheit nutzt, dem langweiligen zivilisierten Leben zu entfliehen und stattdessen in Tom Sawyers Jungenbande aufregende Abenteuer zu erleben. Besonders dick kommt es für Huck jedoch, als wie aus dem Nichts sein alkoholabhängiger Vater auftaucht und plötzlich die Erziehung des Jungen an sich reißen will. Dabei ist dem Jungen von Anfang an klar, dass sein alter Herr nicht im geringsten an seinem Wohlbefinden interessiert ist, sondern es nur auf Hucks Anteil des Schatzes abgesehen hat…

Neue Abenteuer und Streiche – diesmal mit Huck Finn in der Hauptrolle

„Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ von Mark Twain ist die Fortsetzung des Romans „Die Abenteuer des Tom Sawyer“ und spielt folgerichtig kurz nach den Ereignissen des Vorgängers. Wie man es am Titel bereits erahnen kann, hat im zweiten Buch die Erzählperspektive gewechselt und der jungle Huckleberry Finn steht nun im Mittelpunkt der Geschichte – für seinen Freund Tom hat Twain leider nur eine recht kleine Nebenrolle vorgesehen. Das ist aber zu verschmerzen, denn durch den Perspektivwechsel bringt der Autor frischen Wind in seine Erzählungen.

Kurzweiliger und amüsanter Einstieg…

So beginnt der Roman durchaus verheißungsvoll und sorgt schon früh mit den nächtlichen Ausrissen von Huck Finn für amüsante Kurzweil. Zudem bringt das ungewünschte Auftauchen seines Vaters großes Konfliktpotenzial mit sich, da durch den prügelnden Trunkenbold nicht nur Hucks Wohlbefinden, sondern auch sein Schatz in Gefahr ist. Da überrascht es nicht, dass der Junge wenig später ein weiteres Mal die Flucht ergreift und seine Heimatstadt hinter sich lässt. Unterstützung bekommt er dabei überraschend durch den Sklaven Jim, der ebenfalls aus dem beschaulichen St. Petersburg weggelaufen ist und nun mit dem cleveren Huck ein ungewöhnliches, aber gut funktionierendes Team bildet.

… auf Dauer jedoch leider sehr emüdend und albern

Leider ließ meine anfängliche Freude über den unterhaltsamen Einstieg aber schnell nach, denn Mark Twain verfällt recht schnell wieder in seinen schon aus dem Vorgänger gewohnten Anekdoten-Stil, erzählt also eine Reihe von kurzen Episoden und hat es dabei weniger auf eine alles umfassende Rahmenhandlung angelegt. Nun sind diese kleinen Erzählungen zwar zuweilen durchaus unterhaltsam, mich persönlich ermüden solche Story-Häppchen aber recht schnell, da mir ganz einfach der rote Faden fehlt. Außerdem musste ich feststellen, dass ich wohl inzwischen einfach zu alt für dieses Buch geworden bin, da viele Passagen für meinen Geschmack schlicht zu albern ausfielen und mich bei weitem nicht mehr so faszinieren konnten wie damals während meiner Kindheit. Darüber hinaus haben „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ für mich einen etwas schalen Beigeschmack erhalten, was vor allem an der Darstellung des Sklaven Jim liegt. Dieser wirkt nämlich durch Twains ihm zugedachte Sprache und sein Verhalten ziemlich dümmlich, was aus heutiger Sicht schon etwas bedenklich rüberkommt – wäre das Buch 130 Jahre später erschienen, müsste sich der Autor wohl heftigen Rassismusvorwürfen ausgesetzt sehen. Natürlich tut man Twain damit Unrecht, da er nur die damals herrschenden Verhältnisse darstellt, aber das etwas unwohle Gefühl beim Lesen bleibt.

Sehr lebhafte, aber eher kindliche Hörbuch-Lesung

Der große Trumpf der von mir gehörten Hörbuchfassung ist aber ohne jeden Zweifel Oliver Rohrbeck, der als routinierter Synchron-, Hörbuch- und Hörspielsprecher (u.a. „Die drei ???“) natürlich perfekt für ein solches Werk und die darin enthaltenen Charaktere geeignet ist. Rohrbeck macht aus den zuweilen etwas trockenen Anekdoten durch seine ungemein lebhafte Lesung ein echtes Erlebnis, das nicht selten einen gewissen Hörspiel-Charme entwickelt – gerade wenn man an die unterhaltsame Darstellung des Sklaven Jim denkt. Allerdings trägt der Sprecher in vielen Momenten etwas zu dick auf, wodurch viele Szenen für meinen Geschmack zu theatralisch klingen. Für ein jüngeres Publikum ist das sicherlich sehr amüsant, mir war es dadurch aber manchmal etwas zu kindisch – was aber auch mit meinem Gesamteindruck des Buches einhergeht.

Fazit:
Zuweilen amüsanter, auf Dauer aber ein wenig ermüdender Abenteuerroman, dessen Anekdoten oft etwas albern wirken (6/10).

Huckleberry Finn
Autor: Mark Twain; Sprecher: Oliver Rohrbeck; Originaltitel: The Adventures of Huckleberry Finn; Spieldauer: 08 Std. 54 Minuten (ungekürzt); Anbieter: Audible GmbH, Deutschland; Veröffentlicht: 17. September 2009; Preis: 4,95 €.

Link zum Hörbuch

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2 Antworten zu diesem Beitrag

  • Oliver Rohrbeck als routinierten Sprecher zu bezeichnen, trifft es wohl auf den Punkt. Viele Facetten bietet er leider nicht, was man bei seinen Rollen bei Assassins Creed immer wieder feststellen darf. Die Stimme von Gru finde ich allerdings großartig. :)Vielleicht hör ich mal in das Hörbuch rein. Manchmal passt seine Stimme ja auch wie die Faust aufs Auge.

Pings: