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Mark Twains Klassiker „Die Abenteuer des Tom Sawyer“ hat nun schon fast 140 Jahre auf dem Buckel, findet sich aber immer noch in den Bücherregalen in aller Welt wieder.

Tom Sawyer macht es seiner Umgebung wahrlich nicht leicht: Trotz seines jungen Alters hat es der Waisenjunge faustdick hinter den Ohren und treibt damit nicht nur seine Tante Polly, bei der er gemeinsam mit seinem Halbbruder Sid lebt, regelmäßig in den Wahnsinn. Ganz im Gegensatz zum braven und folgsamen Sid hat Tom nämlich nur Unsinn im Kopf und sorgt mit seiner Schulschwänzerei und gelegentlichen Raufereien für so manche Sorgenfalte seiner geplagten Tante. Statt die Schulbank zu drücken verbringt Tom seine Tage viel lieber mit seinem besten Freund Huckleberry Finn, der genau so ein Herumtreiber ist wie er selbst.

Ein Junge treibt mit seinen Streichen alle in den Wahnsinn

Während einer ihrer nächtlichen Ausflüge wird aus kindlichem Spaß jedoch plötzlich bitterer Ernst: Auf dem örtlichen Friedhof beobachten die beiden Jungen drei Männer dabei, wie diese heimlich ein Grab öffnen und eine Leiche wegschaffen wollen. Dabei kommt es zum Streit und einer der drei, der von allen im Dorf gefürchtete Indianer-Joe, ersticht im Kampf den jungen Arzt Robinson und schiebt den Mord dem zwischenzeitlich bewusstlosen Landstreicher Muff Potter in die Schuhe. Schockiert von ihrer Beobachtung schwören sich Tom und Huck, niemals jemandem etwas über diese Nacht zu erzählen…

Der zeitlose Jugendbuch-Klassiker von Mark Twain

Jeder kennt es und fast jeder hat es irgendwann in seinem Leben auch mal gelesen: Mark Twains Buch „Die Abenteuer des Tom Sawyer“. Auch ich bin mit diesem Roman aufgewachsen und habe ihn während meiner Kindheit nicht nur einmal gelesen, so sehr war ich von den Abenteuern und Streichen der beiden Jungen Tom Sawyer und Huckleberry Finn fasziniert. Als es dann vor einer Weile mal die ungekürzte Hörbuchversion des Klassikers als Gratis-Download bei Audible.de gab, war ich gespannt, ob Mark Twains Werk heute noch den gleichen Reiz auf mich ausüben würde und habe mich an das von Oliver Rohrbeck gelesene Hörbuch gemacht.

Eine amüsante Anekdote jagt die nächste

Die Geschichte sollte den meisten bekannt sein, sodass ich mehr als in der kurzen Inhaltsangabe auch gar nicht über die Handlung selbst verraten möchte. Bei mir hatte sich damals vor allem die Story um den nächtlichen Mord des Indianer-Joe ins Gedächtnis gebrannt und so war ich nun ein wenig überrascht, dass es bis zu diesem Ereignis doch eine ganze Weile dauert. Die Zeit davor füllt Mark Twain ausgiebig mit dem täglichen Leben seiner Hauptfigur aus, was überwiegend aus amüsanten Streichen und der meist anschließenden Bestrafung besteht. So nervig die zahlreichen Scherereien für Toms Umgebung auch sein mögen, umso unterhaltsamer sind diese Schilderungen für den Leser, da sich der Junge wirklich als cleveres Schlitzohr entpuppt und selbst in lästigen Strafarbeiten noch Material für neuen Unfug findet.

Stellenweise etwas kindisch und mit kleineren Längen

Aus meiner nun (zumindest etwas) erwachseren Sicht fand ich die Aneinanderreihung dieser Anekdoten auf Dauer jedoch etwas ermüdend, da im ersten Drittel noch nicht wirklich ein roter Faden erkennbar ist. Das ändert sich dann glücklicherweise mit dem Auftauchen des einschüchternden Indianers und dem Mord auf dem Friedhof, mit dem zum bisher vorrangig amüsanten Charakter der Erzählung nun auch noch eine etwas dramatischere Komponente in die Handlung Einfluss findet. Dennoch lassen sich auch in der zweiten Hälfte des Buches gelegentlich kleinere Längen ausmachen, die das Lesevergnügen aber nur unwesentlich trügen. Teilweise mag das einfach darauf zurückzuführen sein, dass „Die Abenteuer des Tom Sawyer“ in erster Linie immer noch ein Jugendroman ist, aus deren Zielgruppe ich mittlerweile nun einmal ein Stück herausgewachsen bin. Nichtsdestotrotz bietet Mark Twains Werk aber auch für Erwachsene immer noch ironische und unbekümmerte Unterhaltung.

Lebhafte Lesung mit etwas zu viel Theatralik 

Ein paar Worte noch zur Hörbuchversion: Gelesen wird der Roman wie eingangs erwähnt von Oliver Rohrbeck, den man vor allem als „Justus Jonas“ aus den „Die drei ???“-Hörspielen und als deutsche Synchronstimme von US-Komiker Ben Stiller kennen dürfte. Grundsätzlich ist Rohrbeck für die Lesung von „Tom Sawyer“ eine gute Wahl, denn er fängt mit seiner vergleichsweise jugendlichen Stimme und seiner lebhaften und charmanten Lesung den Charakter der Romanvorlage gut ein. Allerdings übertreibt es Rohrbeck in manchen Passagen ein wenig mit der Dramatik, sodass einige Szenen etwas arg theatralisch klingen – gerade wenn Tante Polly mal wieder über Toms Streiche jammert. Für das jüngere Publikum mag dies zwar sehr unterhaltsam und witzig sein, mir persönlich war es manchmal jedoch eine Spur zu schrill und zu dick aufgetragen. Das ändert aber nichts an einer ansonstens sehr guten und amüsanten Lesung, sodass ich das Hörbuch bedenkenlos weiterempfehlen kann.

Fazit:
Zeitloser Jugendbuchklassiker voller Abenteuer und Humor, für meinen Geschmack jedoch manchmal etwas zu kindisch und albern (7/10).

Hörbuchcover
Autor: Mark Twain; Sprecher: Oliver Rohrbeck; Originaltitel: The Adventures of Tom Sawyer; Spieldauer: 07 Std. 45 Minuten (ungekürzt); Anbieter: Audible GmbH, Deutschland; Veröffentlicht: 11. November 2008; Preis: 4,60 €.

Link zum Hörbuch

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3 Antworten zu diesem Beitrag

  • Meine Tochter liebt dieses Hörbuch und hat es schon mehrfach gehört. Was ich davon stellenweise mitbekommen habe, hat mir auch gefallen.

    Ist das überhaupt eine Geschichte für Kinder? War der Roman nicht eigentlich für Erwachsene gedacht? Ich sollte das ja eigentlich wissen…

    Wie auch immer – ich denke, wir können uns freuen, dass es auch immer mal wieder solche absoluten Klassiker als Hörbuch gibt. Und dass sie jemand rezensiert!

    LG,
    papercuts1

    • Ich weiß ehrlich gesagt nicht wie „Tom Sawyer“ nun genau eingeordnet wird, für mein Leseempfinden ist es eher ein Jugendbuch – mir zumindest hat es als Kind besser gefallen als als Erwachsener.

      Ich weiß noch dass ich früher echt Schiss vor dem Indianer hatte, aus heutiger Sicht ist das natürlich total harmlos 😀

      Ich find die Klassiker-Reihe von Audible auch ne feine Sache, damit lassen sich gut ein paar Bildungslücken ausmerzen – und das in der Regel noch umsonst, denn meistens gibt es die ja alle irgendwann mal als Gratis-Download.

      LG
      Sebastian

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