IMG_5941
Während ein Informatik-Professor vor der amerikanischen Regierung flüchtet, versucht eine FBI-Agentin zeitgleich, eine globale Katastrophe zu verhindern…

Ian Moone ist ein begnadeter Wissenschaftler und hat nicht zuletzt durch seine Tätigkeit als Informatik-Professor an Amerikas Elite-Uni Harvard die Aufmerksamkeit der US-Regierung auf sich gezogen. Diese will sich die Fähigkeiten des Genies zu Nutze machen und lässt Moone an einem einzigartigen Projekt arbeiten: Mithilfe des Computerprogramms „Janus“ soll es möglich sein, die komplette virtuelle Infrastruktur eines Landes zu infiltrieren und damit beispielsweise Waffensysteme oder die Energieversorgung lahmzulegen. Kurz vor Fertigstellung des Projektes beschleichen Ian jedoch Skrupel und er fürchtet einen Missbrauch seines Programms, sodass er die Herausgabe von „Janus“ an das Militär verweigert – und sich damit selbst in Lebensgefahr bringt…

Ein Wissenschaftler auf der Flucht vor der eigenen Regierung

Liest man den Klappentext zu „Janus – Im Zeichen des Sturms“ von David Zurdo und Ángel Gutiérrez, so lässt dieser durchaus auf einen packenden Thriller hoffen. Ein Harvard-Professor im Mittelpunkt der Geschichte erinnert an die Werke eines Dan Brown, und Verfolgungsjagden mit einer übermächtigen Regierung als Gegner ziehen eigentlich auch immer. Man nehme dann noch ein gefährliches Computerprogramm, mit dem man theoretisch die gesamte zivilisierte Welt ins Verderben stürzen kann – fertig ist der Bestseller. Dass das spanische Autorenduo seinen Wissenschaftsthriller aber dennoch gegen die Wand setzt, ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen.

Wirre Erzählstruktur

Problem Nr. 1 ist die sehr wirre Erzählstruktur: Einerseits verteilen Zurdo und Gutiérrez ihre Geschichte auf viel zu viele Perspektiven, die es den Lesern recht schwer machen, der ambitionierten Story zu folgen. Informatik-Professor Ian Moone ist nämlich nur einer von zahlreichen Charakteren, die im Plot mitmischen dürfen. Zweite Hauptfigur ist die FBI-Agentin Maya Kensington, die zur gleichen Zeit in einem kleinen Ort an der Grenze zu Kanada auf das Eintreffen einer gewaltigen Katastrophe wartet, die ein weiteres bahnbrechendes Regierungsprogramm prophezeit hat. Bis hierhin ist das noch nicht allzu kompliziert, dazu gesellen sich aber auch noch zahlreiche Verfolger und Unterstützer, über die man auch im späteren Verlauf immer noch schnell den Überblick verliert. Als wäre das noch nicht genug, springen die Autoren auch zeitlich munter in der Handlung vor und zurück, was dem Erzählfluss dann endgültig den Rest gibt.

Unsympathische Charaktere

Problem Nr. 2 sind die Charaktere selbst, denn unter den vielen Beteiligten findet sich nicht ein einziger Sympathieträger, dem man sich als Leser gerne anschließen würde. Aus welchen Gründen auch immer sorgen die Autoren dafür, dass sich fast jede Figur wie ein komplettes Arschloch aufführt und offenbar zu keinem zivilisierten Dialog fähig ist, ohne den Gegenüber mit arrogantem Rumgezicke gegen sich aufzubringen. Diese künstlich wirkenden Konflikte ziehen sich durch das gesamte Buch und nerven bereits nach wenigen Kapiteln enorm. Zu allem Überfluss sind die Charaktere auch noch absolut klischeehaft ausgearbeitet und nicht zuletzt dadurch völlig uninteressant.

Absurder Plot voller Logikfehler

Problem Nr. 3 ist der hanebüchene und überzogene Plot, der schon zu Beginn mit Logiklöchern aufwartet. So hätte ein Genie wie Ian Moone vielleicht auch schon mal eher auf die Idee kommen können, dass die Regierung sein „Janus“-Programm und die damit verbundene Infiltrierung weltweiter Computernetzwerke sicherlich nicht dafür einsetzen will, um an Weihnachten munter Grußkarten zu verschicken, sondern – Überraschung – als Waffe. Wer hätte auch mit sowas rechnen können… (Achtung: Ironie). Derartige Unstimmigkeiten ziehen sich durch das gesamte Buch und trüben den ohnehin schon wenig überzeugenden Gesamteindruck zusätzlich. Ebenso stellt sich die Frage, ob für die zweite Haupthandlung ein weiteres Computerprogramm als Aufhänger nötig gewesen wäre, welches anhand von Telekinese und ähnlichem Hokuspokus als Katastrophen-Frühwarnsystem dienen soll – was schon beim ersten Erzählstrang langweilt, wird in doppelter Ausführung bestimmt nicht unterhaltsamer. Insgesamt ist „Janus – Im Zeichen des Sturms“ also eine einzige Enttäuschung, die auch in der Hörbuchversion durch den einschläfernden Vortrag von Lutz Riedel nicht gerade an Unterhaltungswert zulegt.

Fazit:
Wirrer und hanebüchener Wissenschaftssthriller, der mit ödem Plot und unsympathischen Charakteren enttäuscht (4/10).

Janus
Autoren: David Zurdo, Ángel Gutiérrez; Originaltitel: La señal; Sprecher: Lutz Riedel; Spieldauer: 13 Std. 05 Minuten (ungekürzt); Anbieter: Audible GmbH; Veröffentlicht: 10. März 2010; Preis: 20,95 €.

Link zum Hörbuch

Kommentar verfassen:

2 Antworten zu diesem Beitrag

  • Wirklich sehr schade :/ vom Klappentext hätte mich das Buch nämlich total angesprochen.
    Liebe Grüße,
    Jasi

    • Ich würde ja sagen das ist vielleicht Geschmackssache, allerdings machen die Amazon-Bewertungen auch nicht gerade viel Hoffnung^^

      Ich hab’s auch eigentlich nur gehört weil es das Hörbuch mal ne Weile gratis gab, sonst hätte mich das auch schon nicht so angesprochen…