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Für ihr Studium untersucht Corrie Swanson die Legende von einem Menschenfresserbären und bringt sich damit selbst in Gefahr.

Agent Pendergasts Schützling Corrie Swanson eifert nach wie vor ihrem großen Vorbild nach und will an ihrer Polizeischule auch mit ihrer Studienarbeit für Aufsehen sorgen. Bei der Suche nach einem spannenden Thema stößt die Studentin dabei auf die Legende von einem Killer-Grizzly, der vor rund 150 Jahren in Colorado fast ein Dutzend Minenarbeiter gefressen haben soll. Also macht sie sich auf den Weg nach Roaring Fork, das sich inzwischen zu einem luxuriösen Wintersportort für die Reichen und Superreichen entwickelt hat. Zwar bekommt Corrie vom Polizeichef die Genehmigung, die exhumierten Leichen der Arbeiter zu untersuchen, doch schon wenig später sieht sie sich plötzlich großem Widerstand ausgesetzt. Irgendjemand will die Aufklärung der Todesfälle offenbar mit aller Macht verhindern, doch davon lässt sich die ehrgeizige Corrie nicht abhalten – bis ihre Situation schließlich immer brenzliger wird…

Corrie Swanson als Hauptfigur in einem Pendergast-Roman

„Attack – Unsichtbarer Feind“ ist der 13. Band aus der Agent-Pendergast-Reihe des Autorenduos Douglas Preston und Lincoln Child und bietet nach den zusammenhängenden letzten drei Büchern nun wieder eine eigenständige Geschichte, für die auch nicht unbedingt große Vorkenntnisse erforderlich sind. Eine kleine Überraschung gibt es aber, denn erstmals steht nicht Aloysius Pendergast im Mittelpunkt der Handlung, sondern sein persönlicher Schützling Corrie Swanson, die Fans schon aus früheren Bänden kennen. Damit sind wir aber auch schon gleich beim großen Schwachpunkt von „Attack“, denn leider kann die selbstbewusste Studentin vom Format her keineswegs mit dem erfahreren FBI-Agenten mithalten. Das ist keine Frage der Sympathie, denn als Identifikationsfigur macht es Corrie den Lesern mit ihrer erfrischenden Art durchaus einfach, allerdings stellt sich die junge Frau bei ihren Ermittlungen häufig nicht besonders clever an – von der ermittlerischen Klasse eines Agent Pendergast ist sie daher meilenweit entfernt.

Solide, aber etwas unspektakuläre Story

Passend dazu fällt auch die Story zwar solide, aber auch nicht besonders raffiniert aus. Das Setting mit dem Luxus-Skiort Roaring Fork ist zwar gut gewählt und wird auch stimmig beschrieben und auch die Legende um den menschenfressenden Bären bietet durchaus Potenzial für einen spannenden Mystery-Thriller. Allerdings fragt man sich bei der Lektüre häufiger, warum dieses Thema nach weit über 100 Jahren plötzlich wieder ausgegraben wird und dann auch noch so brisant ist, dass es im Ort dadurch zu großen Aufregungen kommt. Auch der zweite Handlungsstrang um eine mysteriöse Brandserie ist zwar passabel, aber irgendwie auch nicht mehr. Hier hat von den beiden Autoren innerhalb der Pendergast-Reihe schon deutlich spannenderes geboten bekommen.

Sherlock-Holmes-Bonus reißt einiges raus

Allerdings hat „Attack“ noch ein Ass im Ärmel – zumindest wenn man Sherlock-Holmes-Fan ist. Die beiden Autoren verknüpfen ihren Killer-Grizzly-Plot nämlich geschickt mit der Biografie von Holmes-Schöpfer Sir Arthur Conan Doyle, der in der Handlung ebenfalls einen kleinen Gastauftritt hat und sich angeblich von dieser urbanen Legende für seine Werke inspirieren ließ. Es finden sich in der Geschichte daher zahlreiche Sherlock-Holmes-Anspielungen und als besonderes Sahnestück kommt man sogar in den Genuss eines „verschollenen“ Falls des Meisterdetektivs – quasi eine Story in der Story. Das macht Spaß und täuscht über die ansonsten eher unspektakuläre Handlung hinweg.

Insgesamt ganz nett, aber zu wenig Pendergast

Alles in allem fällt die Bewertung des 13. Pendergast-Abenteuers dank Sherlock-Holmes-Bonus daher doch noch recht gut aus, auch wenn das Experiment mit Corrie Swanson als Hauptfigur etwas missglückt ist. Beim nächsten Mal hätte ich dann gerne wieder deutlich mehr Pendergast und vor allem auch den Rest der Stammbesetzung, denn auch den New Yorker Cop Vincent D’Agosta oder Aloysius‘ Mündel Constance Green sucht man in „Attack“ leider vergeblich. Als Abwechslung ist das Corrie-Spin-Off zwar mal ganz nett, es fehlt aber einfach die Rafinesse und das Charisma eines Aloysius Pendergast, um auch einmal etwas langatmigere Passagen kompensieren zu können.

Fazit:
Solider Pendergast-Thriller mit Spin-Off-Charakter, der die etwas unspektakuläre Story mit clever integrierter Sherlock-Holmes-Thematik ausgleicht (7/10).

Attack
Autoren: Douglas Preston, Lincoln Child; Sprecher: Detlef Bierstedt; Originaltitel: White fire; Spieldauer: 13 Std. 54 Minuten (ungekürzt); Anbieter: Argon Verlag; Veröffentlicht: 20. Dezember 2013; Preis: 24,95 € (9,95 € im Flexi-Abo).

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5 Antworten zu diesem Beitrag

  • Mir hat gerade der „unspektakuläre“ Aspekt der Geschichte gefallen, nachdem die beiden Autoren in den Vorgängerbänden doch ganz schön tief in die Kiste „Übersinnliches“ gegriffen hatten und auch Pendergasts Gastrolle fand ich angemessen. Bin sicher, dass in den nächsten Bänden auch wieder Constance und D’Agosta ihren Auftritt bekommen. Konnte im www übrigens keinen HInweis auf Band 14 entdecken … Vielleicht schreiben die beiden noch daran?

    • Bei mir ist es immer gerade dieses Übersinnliche und Mysteriöse, das mich an den Büchern so fasziniert, daher fand ich Band 13 eher unspektakulär.

      Zu Band 14 habe ich bisher auch noch nichts gefunden, aber ich bin mir relativ sicher, dass wir da nicht mehr allzu lange darauf warten müssen. Bei den letzten Teilen hat es ja auch immer nur knapp mehr als ein halbes Jahr bis zum nächsten Buch gedauert…

  • Ich habe vor kurzem mit Relic begonnen, und auf einmal tauchte Pendergast in der Geschichte auf. Ich wusste zwar, dass es eine Pendergast Reihe gibt, habe jedoch nicht gewusst, dass Relic Teil 1 dieser Reihe ist.
    Wenn ich fleißig weiter höre, komme ich bestimmt auch irgendwann bei Folge 13 an 🙂

    • „Relic“ ist auch immer noch einer meiner Lieblingsbände der Reihe.

      Überhaupt finde ich die früheren Bände etwas besser als die neueren, aber ich höre die Serie immer noch gerne.

Pings: