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Ein ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter wird aus dem Ruhestand zurückgeholt, um dem von einem Verräter aus den eigenen Reihen unterwanderten MI6 aus der Bredouille zu helfen.

George Smiley war einmal ein hohes Tier im britischen Geheimdienst und galt als rechte Hand von MI6-Chef Control, bis ein fehlgeschlagener Außeneinsatz ihn und seinen Vorgesetzten den Job kostete. Damals hielt sich in den Reihen des Geheimdienstes lange das Gerücht, dass es im MI6 einen Maulwurf gäbe, der streng vertrauliche Informationen an die Sowjetunion weiterleite. In diesem Zusammenhang sollte sich der britischer Agent Jim Prideaux in Budapest mit einem ungarischen Überläufer treffen, der ihm bei dieser Gelegenheit den Namen des Verräters enthüllen sollte. Prideaux tappte jedoch in eine Fall und landet eschwer verletzt in den Fängen der Russen. Control wurde daraufhin als Geheimdienstchef abgelöst und mit ihm musste auch Smiley seinen Hut nehmen.

Wer ist der russische Maulwurf im britischen Geheimdienst?

Einige Monate später wird George Smiley dann von Peter Guillam, einem britischen Führungsoffizier, aufgesucht, der ihn zu dem jungen Agenten Ricki Tarr führt. Tarr hat neue Informationen zu einer möglichen Existenz des Maulwurfs, die er bei einem Auslandseinsatz von der Frau eines russischen Delegierten erhalten hat. Daraufhin wird Smiley vom Ministerium beauftragt, der Sache nachzugehen und den Verräter in der Führungsriege des MI6 endlich zu enttarnen.

Der fünfte Roman über den Geheimdienstler George Smiley

Als ich anlässlich der Romanverfilmung von „Dame, König, As, Spion“ mit der Lektüre des Buches von John le Carré begonnen habe, war mir nicht klar, dass es sich bei diesem Roman bereits um den fünften Band einer Reihe um den Geheimdienstmitarbeiter George Smiley handelt. Entsprechend schwierig gestaltete sich dann auch der Einstieg in die Geschichte, denn man wird schon zu Beginn mit einer Vielzahl an Namen konfrontiert, die man sich in der Kürze der Zeit erst einmal einprägen muss. Auch das freundlicherweise mitgelieferte Personenverzeichnis am Anfang des Buches ist hier nur bedingt hilfreich. Während Neulinge wie ich um eine gewisse Einarbeitungszeit nicht umhin kommen, finden Kenner der Reihe vermutlich deutlich einfacher einen Zugang zum Buch.

Komplexe Story, komplizierte Erzählweise

Denn auch was die Story betrifft, macht es Le Carré seinen Lesern nicht gerade einfach. Es gibt über die gesamte Handlung hinweg sehr viele Zeitsprünge und Ortswechsel, sodass es mir stellenweise nur sehr schwer möglich war, die verschiedenen Kapitel überhaupt zu einem sinnigen Gesamtwerk zusammenzusetzen. Bei der ganzen Puzzlearbeit fallen die relevanten Ereignisse leider häufig ein wenig unter den Tisch, was das Textverständnis auch nicht unbedingt erleichtert.

Zudem sollte man sich bewusst sein, dass man es bei „Dame, König, As, Spion“ nicht mit einem actionreichen Thriller wie z.B. den „Bourne“-Romanen von Robert Ludlum zu tun hat, sondern mit einer sehr komplexen Spionagegeschichte, die zudem mit einer ruhigen und weitschweifenden Erzählweise daherkommt. Eine richtige Actionszene gibt es eigentlich im ganzen Roman nicht, was das Buch aber nicht automatisch schlecht macht – es schadet nur nicht, wenn man sich vor dem Lesen darauf einstellt. Insgesamt erscheint die dargestellte Geheimdienstarbeit sehr realistisch, was sicherlich auch daran liegt, dass John le Carré selbst einige Jahre für den britischen Geheimdienst tätig war. Diese Insiderkenntnisse machen sich in der Darlegung der Geschichte durchaus bemerkbar.

Langatmig und schwer zugänglich

Abschließend muss ich leider sagen, dass ich mit „Dame, König, As, Spion“ bis zum Schluss nicht wirklich warm geworden bin und mich die Story zu keinem Zeitpunkt richtig fesseln konnte. Allerdings muss ich wohl auch offen eingestehen, dass ich weite Teile der Handlung schlicht und einfach nicht verstanden habe, weil ich mit der komplizierten Erzählweise überfordert war. Dadurch wurde die Lektüre folglich zu einer sehr langatmigen und ermüdenden Angelegenheit, zumal ich auch bei der Vielzahl an Charakteren einfach keine Identifikationsfigur gefunden habe, die mich hätte mitreissen können.

Vorlagengetreue Romanverfilmung – leider…

Somit ging ich dann auch mit eher gedämpften Erwartungen an die Verfilmung des Romans, die bei uns im Jahr 2012 in den Kinos lief. Dennoch habe ich mir erhofft, dass die auf zwei Stunden komprimierte Geschichte sich mir vielleicht doch etwas besser erschließt als die Buchversion, da die Erzählstruktur fast zwangsläufig etwas vereinfacht werden musste. Nach Betrachtung des Films kann ich zwar sagen, dass mir die Umsetzung doch ein wenig weitergeholfen hat, insgesamt aber auch nicht so wirklich meinen Geschmack getroffen hat. Das liegt vermutlich daran, dass der Film sich relativ nah an die Vorlage hält und einen genauso bedächtigen Ton anschlägt. Wie schon beim Buch will auch irgendwie kein richtiger Erzählfluss aufkommen, dafür bietet der Film einfach zu viel Stückwerk. Positiv hervorzuheben ist aber die exzellente Darstellerriege, die neben Gary Oldman als George Smiley auch mit Colin Firth, Tom Hardy, Mark Strong, John Hurt und nicht zuletzt Benedict Cumberbatch (mit gewöhnungsbedürftiger blonder Kurzhaarfrisur) auftrumpfen kann. Leider werden diese von den ruhigen Dialogen und leisen Szenen jedoch kaum einmal wirklich gefordert. Letztlich konnten mich also weder Film noch Buch wirklich überzeugen.

Fazit:
Sehr komplexer und anspruchsvoller Spionageroman, dessen ausschweifende und versprengte Erzählweise mich leider nicht angesprochen hat (5/10).

Buchcover
Autor: John le Carré; Originaltitel: Tinker Tailor Soldier Spy; Umfang: 416 Seiten; Verlag: List Taschenbuch; Erscheinungsdatum: 13. Januar 2012; Preis: Taschenbuch 9,99 €/eBook 8,99 €.

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2 Antworten zu diesem Beitrag

  • Ich habe seleten einen so schlechten Film gesehen – langweilig und unverständlich. Hätte mich direkt nach dem Sehen jemand nach einer Zusammenfassung gefragt, ich hätte nichts zu sagen gewusst.