Buchcover
Mit „Töte mich“ legte Jon Osborne im Jahr 2011 einen hochspannenden und schockierenden Debütroman hin. Im Nachfolger „Sieh dich um“ schickt er FBI-Ermittlerin Dana Whitestone erneut auf die Jagd nach einem brutalen Serienkiller – oder sorgt diesmal sogar ein mörderisches Duo für Angst und Schrecken in New York?

Special Agent Dana Whitestone hat die dramatischen Erlebnisse ihres letzten Falls gerade erst einigermaßen verarbeitet, da bekommt sie es erneut mit einer beängstigenden Mordserie zu tun. Seit Monaten wird New York von einer Reihe fürchterliche Todesfälle terrorisiert, die sich scheinbar willkürlich über die Stadt verteilt ereignen. Die einzige Gemeinsamkeit der Verbrechen sind die Schachbücher, welche die Polizei an den Tatorten findet und die offenbar vom Täter selbst dort platziert werden. Nachdem die Ermittler monatelang im Dunkeln tappten, ist nun immerhin ein Muster in der Vorgehensweise des Killers erkennbar, denn anscheinend teilt dieser seine Morde in verschiedene Serien ein, die jede für sich einer berühmten Schachpartie gewidmet sind.

Eine mörderische Schachpartie in New York City

Als Dana und ihr Partner Jeremy Brown am Tatort des jüngsten Opfers – einer grausam zugerichteten jungen Frau – das Foto eines Jungen in dem zurückgelassenen Schachbuch finden, versetzt diese Entdeckung die Ermittler in Alarmbereitschaft. Hat der Täter hier möglicherweise einen Hinweis auf sein nächstes Verbrechen hinterlassen und bietet sich so endlich eine Chance, ihm endlich auf die Spur zu kommen? Während die Einsatzkräfte fieberhaft nach der Identität des Kindes suchen, löst ein kleines Detail in den Fallakten eine beunruhigende Theorie in Agent Whitestone aus: Sie hat den Verdacht, dass es die Polizei möglicherweise nicht nur mit einem Täter, sondern mit zwei Wahnsinnigen zu tun hat, die sich in einem perfiden Wettstreit zu duellieren scheinen…

Der 2. Fall für FBI Special Agent Dana Whitestone

Nach „Töte mich“, mit dem mich Jon Osborne vor zwei Jahren sehr begeistern konnte, hat der Amerikaner nun endlich seinen zweiten Thriller veröffentlicht, auf dessen Erscheinen ich schon lange hingefiebert habe. Erneut schickt Osborne FBI-Agentin Dana Whitestone ins Rennen und scheint ambitioniert, den schockierenden Vorgänger in Sachen Brutalität direkt von Beginn an noch einmal übertrumpfen zu wollen. Bereits der erste Mord sorgt für Entsetzen und stellt damit die Weichen für eine weitere schreckliche Verbrechensserie. Was beim ersten Band aber noch von einer spannenden Story verknüpft wurde, scheint im Nachfolger jedoch leider nur noch reiner Selbstzweck zu sein. Der Klappentext des Buches nimmt zudem eine interessante Wendung der Geschichte schon vorweg und nach 75 Seiten wird die Identität des Täters bereits offengelegt.

Gute Idee, schwache Ausführung

Die Idee, welche diesem Roman zugrunde liegt, ist grundsätzlich eigentlich gar nicht schlecht, allerdings ist das Prinzip des mörderischen Spiels für den Leser in keinster Weise erkennbar und selbst mit ausgeprägten Schachkenntnissen wohl nicht zu ergründen. Wahllos lässt Osborne nahezu kapitelweise Menschen über die Klinge springen und verliert sich zudem in überflüssigen Nebenhandlungen. Während einer der beiden ergänzenden Handlungsstränge noch halbwegs stimmig in die Geschichte integriert wird, so ist die zweite Nebenstory völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Zudem sorgt diese Aufteilung der Handlung für eine sehr seltsame Entwicklung, denn der Autor verliert den eigentlichen Fall in der Mitte des Buches komplett aus den Augen und lässt seine Protagonisten völlig sinnbefreit auf ein ganz anderes Verbrechen los.

Keinerlei Weiterentwicklung im Vergleich zum Vorgänger

Enttäuschend ist auch die Tatsache, dass bei der Hauptfigur überhaupt keine Entwicklung gegenüber dem Vorgänger erkennbar ist. Während das private Schicksal Dana Whitestones in „Töte mich“ noch auf faszinierende Weise mit der Serienkiller-Story verwoben war, so liefert Osborne in „Sieh dich um“ kaum noch Einblicke in das Seelenleben seiner Protagonistin. Neben einer halbgaren und immer nur kurz angerissenen Liebesgeschichte und anstrengendem Kompetenzgerangel mit Danas Vorgesetzten hat die Geschichte in Bezug auf die Charakterzeichnung überhaupt nichts zu bieten. Das wirkt sehr uninspiriert und sorgt dafür, dass man als Leser trotz der vielen Leichen schnell die Lust an der Lektüre verliert.

Enttäuschender Nachfolger für „Töte mich“

Abschließend lässt sich leider konstatieren, dass sich die Wartezeit auf den zweiten Roman von Jon Osborne leider nicht gelohnt hat. Es scheint fast so, als wäre der zweite Dana Whitestone-Fall von einem ganz anderen Autor geschrieben worden, anders sind diese gravierenden Qualitätsunterschiede zwischen „Töte mich“ und „Sieh dich um“ eigentlich kaum zu erklären. Der zweite Band ist seinem Vorgänger in allen Belangen mehr als deutlich unterlegen, eine hohe Mordrate alleine macht eben noch keinen guten Thriller aus. Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal zwei direkt aufeinanderfolgende Teile einer Romanreihe gelesen zu haben, die qualitativ so stark abweichen wie es bei den beiden Osborne-Büchern der Fall ist. Hier bleibt wirklich nur zu hoffen, dass der Autor mit einem möglichen dritten Band wieder in die Erfolgsspur zurückfindet und sich der furiose Auftakt nicht als Eintagsfliege entpuppt.

Fazit:
Uninspirierter Serienkiller-Thriller, der neben viel Blut wenig zu bieten hat und sich zunehmend in überflüssigen Nebenhandlungen verrennt – im Vergleich zum Vorgänger eine herbe Enttäuschung (5/10).

Buchcover
Autor: Jon Osborne; Originaltitel: A Game of Chance; Umfang: 334 Seiten; Verlag: Bastei Lübbe; Erscheinungsdatum: 15. Februar 2013; Preis: Taschenbuch 16,99 €, eBook 12,99 €.

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