Autor: Anthony E. Zuiker
Umfang: 428 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe
Erscheinungsdatum: 20. Mai 2011

Klappentext:
Strafverfolgungsbehörden teilen Mörder in verschiedene Kategorien der Bösartigkeit ein: angefangen bei Zufallstätern der Stufe 1 bis hin zu Folterern und Schlächtern der Stufe 25, deren Grausamkeit und Perversität sich dem normalen Begriffsvermögen entziehen.
Doch nun ist eine neue Kategorie entstanden. Eine bisher unbekannte Dimension des Schreckens. Und nur eine geheime Elitetruppe weiß davon. Sie hat den Auftrag, die gefährlichsten Killer und Psychopathen der Welt auszuschalten. Bisher gehört nur eine Person in die neue Kategorie.

Seine Opfer: Jeder
Seine Methoden: Alles, was ihm geeignet erscheint
Sein Alias: Sqweegel
Seine Einstufung: Level 26

Zum Roman:
Tom Riggins von der Spezialeinheit „Special Circumstances Division“, kurz „Special Circs“ genannt, steht vor keiner leichten Aufgabe: Vor der versammelten Elite amerikanischer CSI-Agenten soll er einen geeigneten Ermittler finden, der die Jagd nach dem gefürchteten Serienkiller Sqweegel übernimmt. Doch trotz einer Erfolgsprämie von mehreren Millionen Dollar meldet sich niemand freiwillig. Denn Sqweegel ist der schlimmste Mörder, mit dem es die Menschheit je zu tun gehabt hat. Auf der inoffiziellen „Skala des Bösen“, nach welcher die Strafverfolgungsbehörden Killer einteilen, wird Sqweegel mit Level 26 kategorisiert – obwohl die Einteilung nur bis Level 25 reicht. Zum Vergleich: Der John Lennon-Mörder Mark David Chapman liegt auf Level 7, Ted Bundy auf Level 17 und John Wayne Gacy als bisheriger „Spitzenreiter“ auf Level 22. Die Jagd nach der brutalen Tötungsmaschine hat bereits mehrere Ermittler das Leben gekostet, und nur einer ist überhaupt in die Nähe des Killers gelangt: Steve Dark. Dieser hat jedoch den Dienst quittiert, nachdem Sqweegel seine Familie ermordet hat und verweigert seitdem strikt jede weitere Mitarbeit am Fall.

Doch als US-Verteidigungsminister Norman Wycoff auftaucht, hat Riggins keine Wahl: Entweder er überzeugt Dark, wieder die Jagd nach Sqweegel aufzunehmen, oder er wird von einer streng geheimen Killertruppe im Auftrag der US-Regierung hingerichtet. Nach der bereits 20 Jahre andauernden Mordserie sieht Wycoff Steve Dark als einzige Möglichkeit, dem Killer jemals auf die Spur zu kommen und ihm ist daher jedes Mittel recht. Allerdings weiß niemand, wo sich der ehemalige Agent mittlerweile aufhält – und Tom Riggins bleiben nur 48 Stunden, um Dark ausfindig zu machen und damit sein Leben zu retten…

Zugegeben, der Klappentext klingt schon ziemlich reißerisch und reiht sich damit nahtlos in die Reihe der immer brutaler und extremer werdenden Thriller-Literatur ein. Ein Serienmörder, der alles bisher dagewesene in den Schatten stellt, ist auf jeden Fall mal eine klare Ansage. Dem beängstigenden Ruf wird Sqweegel dann auch absolut gerecht: Seit Jahrzehnten mordet dieser wahllos und hinterlässt nicht mal das kleinste Haar an den Tatorten. Dabei schlägt er selbst an gut bewachten Orten zu und schafft es sogar am Schauplatz eines seiner Morde unbeobachtet vom bereits eingetroffenen CSI-Team zu bleiben. Gleich auf den ersten Seiten von „Level 26: Dunkle Seele“ begleitet der Leser den Mörder bei seinen akribischen Vorbereitungen: So wird der Körper aufs gründlichste enthaart und Sqweegel zwängt sich in sein eigens angefertigtes Killer-Kostüm – einen hautengen weißen Latex-Anzug, der lediglich die Augen und den Mund frei lässt. Auch bei den Morden selbst kennt Sqweegel keine Gnade und metzelt seine Opfer wahllos und mit äußerster Brutalität nieder.

„Level 26: Dunkle Seele“ ist der erste Roman vom Amerikaner Anthony E. Zuiker. Schon mal gehört? Richtig, denn Zuiker ist Drehbuchautor und Produzent einer der erfolgreichsten Franchises der Fernsehgeschichte: Von ihm stammt die Idee zu CSI und den Ablegern CSI: Miami und CSI: New York. Diesen Megaerfolg macht Zuiker dem Leser in seinem äußerst selbstverliebten Vorwort dann auch noch einmal überaus deutlich. Unterstützt wurde er beim Schreiben von Duane Swierczynski, den manche vielleicht unter seinem Pseudonym „Duane Louis“ kennen. Ich war ehrlich gesagt zunächst skeptisch, ob der Ausflug ins Thriller-Genre nicht nur eine Masche ist, um mit dem bekannten Namen zusätzlich Geld zu machen. Doch ich habe mich beim Lesen gerne eines Besseren belehren lassen.

Was das Buch nämlich so besonders macht, ist die Tatsache, dass „Level 26“ die (nach Zuikers eigener Aussage) erste sogenannte „Digi-Novel“ der Welt ist. So stehen dem Leser zusätzlich zum eigentlichen Roman noch Zusatzinhalte im Internet zur Verfügung. Konkret sieht das so aus, dass etwa alle 20-30 Seiten ein Code im Buch angegeben wird, den man dann auf der zugehörigen Internetseite (www.level26.com) eingeben kann. Dort hat man dann die Möglichkeit, sich kleine Clips anzuschauen, welche die Kapitel verbinden sollen. Diese „Cyberbridges“ wurden vom Autor in Szene gesetzt, was man auch an dem Niveau der Videos erkennen kann. Die ca. 2-3 Minuten langen Clips kommen zwar nicht ganz an die Qualität der CSI-Episoden heran, sind aber durchaus professionell produziert. Dabei wurde auch auf gar nicht mal so unbekannte Schauspieler zurückgegriffen, wie z.B. auf Glenn Morshower (Aaron Pierce aus „24“) als Verteidigungsminister Wycoff oder Kevin Weisman („Alias – Die Agentin“) als Labortechniker. Die Videos sind leider nicht für den deutschen Markt synchronisiert worden, bieten aber in den wenigen Dialogen deutsche Untertitel.

Zwar sind die Zusatzinhalte für das Verständnis des Romans nicht zwingend erforderlich und man kann das Buch auch als eigenständigen Thriller lesen. Dieser bietet für sich schon eine spannende Geschichte mit interessanten Figuren und dramatischen Wendungen. Zusammen mit den Bonus-Clips wird „Level 26“ aber erst so richtig faszinierend. Dann kann man den Killer bei seinen Morden beobachten oder im Buch erwähnte Videos auch tatsächlich anschauen. Gerade die Figur des Sqweegel wird dadurch noch beängstigender. Dieser wird nämlich von einem „Schlangenmenschen“ dargestellt, welcher seinen Körper extrem verbiegen kann. Dadurch wirkt der Killer kaum noch menschlich und sorgt so für besonderen Nervenkitzel. Allerdings haben diese kleinen Bonusclips auch den Nachteil, dass die Vorstellungskraft des Lesers nicht mehr ganz so gefordert wird. Die Charaktere werden durch die Schauspieler quasi vorgegeben und so mancher Cliffhanger wird durch die „Cyberbridges“ früher beantwortet als es beim reinen Lesen der Fall wäre.

Mein Fazit:
„Level 26: Dunkle Seele“ ist ein teilweise extrem spannender Thriller, der aber auch viel von der Brutalität und Grausamkeit des Serienkillers lebt. So ist Anthony E. Zuikers Roman keine große Literatur, allerdings verfolgt der Autor auch wohl einzig das Ziel, seine Leser zu schocken und zu verstören, wie man bereits am reißerischen Klappentext erahnen kann. Dies gelingt ihm dann auch vor allem durch die Figur des Sqweegel, die der Level 26-Kategorisierung voll gerecht wird. Manchmal darf man über die teilweise haarsträubende Logik aber auch den Kopf schütteln. So halte ich eine streng geheime Killertruppe unter der Obhut der US-Regierung, die unter der Prämisse „nationaler Sicherheit“ unerwünschte Personen zum „Wohl der Nation“ eliminieren darf, schon für recht unglaubwürdig (das hoffe ich zumindest). Der Unterhaltung wegen seien solche Ausrutscher aber verziehen, mich hat das Buch jedenfalls sehr gefesselt. Vor allem die Zusatzinhalte sind ein absolut geniales Konzept und ein echtes Highlight, sodass man für sein Geld wirklich eine Menge geboten bekommt. Thrillerfans sollten sich diesen Digi-Novel auf jeden Fall einmal genauer anschauen, mit „Level 26: Dunkle Prophezeihung“ ist mittlerweile sogar schon eine Fortsetzung erhältlich.

Meine Wertung: 9/10

Informationen:
„Level 26: Dunkle Seele“ von Anthony E. Zuiker ist bei Bastei Lübbe erschienen und hat einen Umfang von 428 Seiten. Das Buch ist für 8,99 € als Taschenbuch erhältlich. Weitere Infos gibt es auf der Verlags-Homepage.

Kommentar verfassen: