Tags: Christchurch, Detective Schroder, Entführung, Mord, Neuseeland, Paul Cleave, Privatdetektiv, Serienmörderin, Theo Tate, Thriller
Genre: Krimi, Thriller
Autor: Paul Cleave
Sprecher: Martin Bross
Länge: 15 Std. 04 Min. (ungekürzt)
Inhaltsbeschreibung von audible.de:
Christchurch befindet sich im Ausnahmezustand: Mehrere junge Frauen sind spurlos verschwunden. Hat die totgeglaubte Mörderin Melissa X, die die Metropole schon einmal heimsuchte, erneut zugeschlagen? Detective Schroder bittet den frisch aus der Haft entlassenen Ex-Cop Theo Tate um Hilfe. Es beginnt eine schweißtreibende Jagd. Ein neuer Serienkiller hat die Bühne betreten, und seine Taten stellen alles Dagewesene in den Schatten.
Zum Hörbuch:
Für Privatdetektiv Theo Tate geht eine harte Zeit zu Ende, als er nach Monaten im Knast endlich wieder zurück in die Freiheit darf. Der Ex-Cop wurde für einen Verkehrsunfall verurteilt, bei dem er unter Alkoholeinfluss die Tochter eines Rechtsanwalts schwer verletzt hat. Doch kaum hat er die Gefängnismauern hinter sich, wartet auch schon sein ehemaliger Kollege Detective Carl Schroder auf ihn. Dieser bittet Theo um Hilfe in einer Mordserie, hinter welcher die Polizei die berüchtigte Serienmörderin Melissa X vermutet. Diese sucht ihre Opfer bevorzugt unter Männern in Uniform, weshalb die Justiz ein besonders großes Interesse an ihrer Ergreifung hat. Weil Schroder bei den Ermittlungen aber nicht vorwärts kommt, setzt er inoffiziell auf Tate, der schon öfter durch seine ungewöhnlichen Methoden zu Erfolg gekommen ist.
Als Theo zum ersten Mal wieder sein Zuhause betritt, sucht ihn schon kurz danach auch der Anwalt Donovan Green, der Vater des Unfallopfers, auf und fordert ebenfalls einen Gefallen ein. Seine Tochter Emma ist verschwunden und von der jungen Frau fehlt jede Spur. Der Vater glaubt an eine Entführung und nötigt Tate das Versprechen ab, sich um den Fall zu kümmern, da dieser schließlich eine schwere Schuld zu begleichen habe. Wenig später verschwindet plötzlich auch noch Emmas Professor, ein Experte für Kriminalpsychologie. Tate kommt der Verdacht, dass ein Zusammenhang zwischen den Entführungen besteht…
„Die Totensammler“ ist der mittlerweile fünfte Roman vom neuseeländischen Krimiautor Paul Cleave, und wer schon eines seiner Bücher gelesen hat, dem kommt der ein oder andere Name der Hauptfiguren sicher bekannt vor. Wie schon die Vorgänger spielt auch der neueste Thriller wieder in der Heimatstadt des Schriftstellers, dem neuseeländischen Christchurch. Die Serienkillerin Melissa X kennt man bereits aus dem Debütroman „Der siebte Tod“ als Freundin des gefürchteten „Schlächters von Christchurch“, der aber mittlerweile im Gefängnis sitzt. Theo Tate war schon Hauptfigur in „Die Toten schweigen nicht“ und Detective Schroder kam unter anderem schon in „Der Tod in mir“ vor. Trotzdem sei für alle Neueinsteiger zur Beruhigung gesagt, dass man Paul Cleaves neuestes Werk auch ohne Vorkenntnisse lesen kann.
Zu Beginn fasst der Autor nämlich die für die Handlung relevanten Ereignisse aus den vorherigen Romanen zusammen. Für Kenner des Christchurch-Universums ist das eine willkommene Auffrischung, Neulinge könnten vielleicht anfangs etwas überfordert werden, gerade weil sich die Geschichten oft überschneiden. Hier kann man schon mal leicht etwas durcheinander bringen, zumal man es gleich mit drei verschiedenen Handlungssträngen zu tun bekommt. Da ist zum einen die Jagd auf Melissa X, dann die Entführung von Emma Green und schließlich die Verschleppung von Professor Cooper Riley. Auf den ersten Blick haben diese Geschichten noch nichts miteinander zu tun, doch Cleave gelingt es famos, diese losen Fäden miteinander zu verknüpfen. Viele offene Fragen aus den Vorgängern werden beantwortet, vor allem was die Figur der Serienmörderin betrifft.
Faszinierend sind jedoch auch die überraschenden Wendungen, die der Autor von Zeit zu Zeit in die Geschichte einbaut. Diese werfen oft ein ganz anderes Licht auf die handelnden Figuren, deren Persönlichkeiten dadurch sehr vielschichtig werden. Interessant sind hier besonders die Figuren des Cooper Riley (nicht umsonst heißt der Thriller im Original „Collecting Cooper“) sowie die seines Entführers Adrian. Dessen Nennung sei mir an dieser Stelle erlaubt, denn der Hörer erfährt schon sehr früh, wer für das Verschwinden des Professors verantwortlich ist. Adrian ist ein geistig zurückgebliebener Mann, der es offenbar darauf abgesehen hat, Serienmörder zu „sammeln“. Und weil er Cooper dabei beobachtet hat, wie dieser mit einem abgetrennten Daumen hantiert, hält er auch den Professor für ein geeignetes Sammlerobjekt. Dabei besitzt Cooper das fremde Körperteil aus einem anderen Grund: Als Kriminalpsychologe geht er einem äußerst ungewöhnlichen Hobby nach…
Gerade die Szenen zwischen Adrian und seinem Opfer sind sehr fesselnd, da hier die Rollen oft wechseln und sich hinter den Charakteren viel mehr verbirgt, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Doch auch die Figur des gescheiterten Privatdetektivs Theo Tate ist faszinierend entwickelt. Dieser verfügt ebenfalls über eine bewegte Vergangenheit, die ihn auch heute noch bei seinen Handlungen beeinflusst.
Zum Sprecher:
Kommen wir nun zu einem der wenigen Kritikpunkte des Hörbuches. Die beiden handlungsrelevanten Vorgänger „Der siebte Tod“ und „Der Tod in mir“ wurden beide von Martin Keßler gelesen, den man als Synchronstimme von Nicolas Cage und Vin Diesel kennt. Den Titel „Die Toten schweigen nicht“ mit Sprecher Stefan Kaminski lasse ich hier mal außen vor, da dieses lediglich in einer gekürzten Fassung angeboten wird und nicht als ungekürzter Exklusiv-Titel von Audible. Keßler halte ich persönlich für einen sehr guten Sprecher, der perfekt zum düsteren Christchurch-Mikrokosmos von Paul Cleave passt. Zudem verbinde ich seine Stimme mit den wiederholt auftretenden Figuren wie zum Beispiel Detective Schroder. Leider wurde „Die Totensammler“ nicht wie die Vorgänger von Audible direkt produziert, sondern von der Verlagsgruppe Random House Audio. Diese haben nicht auf den gewohnten Sprecher Martin Keßler zurückgegriffen, sondern den Titel vom mir völlig unbekannten Martin Bross einlesen lassen, was bei mir schon für einen kleinen Schock gesorgt hat.
Leider kommt Bross auch nicht an die Interpretation Keßlers heran. So hat er eine völlig andere Stimmfarbe, die ich anfangs sehr gewöhnungsbedürftig und etwas langweilig fand. Für Neueinsteiger mag das keine Rolle spielen, als Fan der Cleave-Hörbücher hat mir dies am Anfang jedoch die Freude am Hören schon deutlich eingeschränkt. Mit der Zeit legte sich das jedoch, zumal Bross vor allem seine Stärken in den Szenen mit Adrian und Cooper Riley hat, die beide sehr individuell umgesetzt werden und sehr gut zu ihren Persönlichkeiten passen. Für die Theo Tate-Passagen hätte ich mir jedoch weiterhin lieber Keßler als Sprecher gewünscht, diese klingen oft ein wenig müde und farblos.
Mein Fazit:
Ich hatte hoher Erwartungen an das neue Hörbuch von Paul Cleave und würde nicht enttäuscht. Im Gegenteil: Meiner Meinung nach ist „Die Totensammler“ das bisher beste Buch des Neuseeländers und übertrifft sogar noch das Debüt „Der siebte Tod“. Die Geschichte ist spannend und abwechslungsreich und lässt zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen. Trotz überraschender Wendungen bleibt die Story jedoch stets glaubwürdig und überzeugt auch durch vielschichtige Charaktere. Der ganz große Pluspunkt liegt für mich jedoch in der Zusammenführung der Handlungsstränge in Cleaves Christchurch-Serie. Durch die vielen Verweise auf die zurückliegenden Romane ergibt sich ein faszinierendes Gesamtkonstrukt, das vor allem Kenner der Vorgänger restlos überzeugen dürfte. Punktabzug gibt es für mich nur für den nicht immer überzeugenden Sprecher sowie die nicht ganz zufriedenstellende Melissa X-Story. Zwar wird der Hintergrund für ihre Taten hervorragend dargelegt, allerdings fehlte mir der Bezug zu den anfangs groß aufgebauschten Polizistenmorden, die im weiteren Handlungsverlauf eigentlich völlig zur Nebensache werden. Erfreulich ist jedoch, dass das Ende der Geschichte auf weitere Bücher um das neuseeländische Christchurch hoffen lässt. Für Thrillerfans und Paul Cleave-Anhänger ist „Die Totensammler“ jedenfalls ein absoluter Pflichttitel, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.
Meine Wertung: 9/10
Informationen:
„Die Totensammler“ von Paul Cleave hat eine Spieldauer von 15 Std. und 04 Min. und ist ungekürzt für 24 € bei audible.de erhältlich. Im Flexi-Abo kostet der Titel wie gewohnt nur 9,95 €. Weitere Informationen gibt es auf der Detail-Seite bei Audible.
hammer buch