Autor: Michael Hjorth, Hans Rosenfeldt
Umfang: 592 Seiten
Verlag: Rowohlt Polaris
Erscheinungsdatum: 01. November 2011
Inhalt:
In einem Waldstück bei Västerås entdecken Kinder die Leiche eines Jungen –brutal ermordet, mit herausgerissenem Herzen. Der Tote ist schnell identifiziert: Roger war Schüler eines Elitegymnasiums und seit Tagen vermisst.
Die Polizei vor Ort ist überfordert, und so reist der Stockholmer Kommissar Höglund mit seinem Team in die Provinz. Dort trifft er überraschend einen alten Bekannten: Sebastian Bergman, ein brillanter Kriminalpsychologe und berüchtigter Kotzbrocken. Seit Bergman Frau und Tochter bei einem Unglück verlor, hat man kaum noch von ihm gehört. Nun bietet er Höglund seine Hilfe an. Das Team zeigt sich wenig begeistert. Doch schon bald ist der hochintelligente Bergman unverzichtbar. Denn in dem kleinen Städtchen Västerås gibt es mehr als eine zerstörte Seele …
Mein vorablesen.de-Leseeindruck:
„Der Mann war kein Mörder“. Mit diesem Satz beginnt die Leseprobe, und die Aussage wird gleich ad absurdum geführt. Denn der Mann, der sich diese fünf Wörter einredet, hat soeben einen 16-jährigen Jungen getötet, und das – wie man zum Ende des Textauszuges erfährt – auf eine äußerst brutale Art und Weise. Das Opfer weist mehrfache Stichverletzungen auf und es fehlen sogar Teile des Herzens. Trotzdem sieht sich der Täter nicht als Krimineller, ganz im Gegenteil. Er ist davon überzeugt, ein guter Mensch zu sein und dass die Tötung des Jungen absolut notwendig war – warum, wird jedoch nicht erläutert. Der Mann versenkt die Leiche in einem Sumpf und verlässt danach den Tatort.
Anschließend begleitet man die Polizei Västerås bei den Ermittlungen in diesem Kriminalfall. Als Lena Eriksson ihren Sohn Roger relativ emotionslos als vermisst meldet, beginnen die Polizisten nur sehr zögerlich mit den Nachforschungen. Nach zwei Tagen Untätigkeit bekommt Polizeikommissar Thomas Haraldsson den Fall auf den Tisch und ist wenig begeistert. Seine Intuition sagt ihm, dass es sich bei dem vermissten Roger Eriksson um einen typischen Ausreißer-Fall handelt. Durch die Befragung der Freunde des Jungen sieht er sich weiter bestätigt, gab es doch zwischen Roger und seiner Mutter durchaus Konfliktpotenzial, da dieser die „versnobte“ Privatschule, die Roger besucht, nicht besonders gefällt. Kommissar Haraldsson wirkt in seinem Auftreten nicht besonders kompetent und engagiert, vielmehr befasst er sich mit seiner Abneigung gegenüber seiner Vorgesetzten. Diese hat ihm eine Beförderung vor der Nase weggeschnappt und hat bei Haraldsson nun keinen besonders guten Stand. Außerdem fährt der Ermittler lieber zu einem Schäferstündchen mit seiner Frau, als bei der Suche nach dem Vermissten zu helfen.
Diese überlässt er stattdessen seinen Kollegen und einer Gruppe von Pfadfindern, die bei der Suche assistiert. Durch einen Zufall stoßen diese dann auch auf die Leiche Roger Erikssons. Die Leiterin der Ermittlungen hegt Befürchtungen, mit diesem Fall nicht alleine klar zu kommen und fordert Verstärkung um Kommissar Torkel Höglund an. Höglund und sein Team werden offenbar als Heilsbringer betrachtet, welche die bisher völlig verkorkste Polizeiarbeit in Västerås noch einmal rausreißen sollen.
Daneben macht der Leser in manchen Passagen auch Bekanntschaft mit dem Psychologen Sebastian Bergman. Dieser scheint jedoch ebenfalls beruflich momentan nicht besonders engagiert, sondern jagt vielmehr von einem One-Night-Stand zum nächsten. Außerdem hatte er in der Vergangenheit mit Alkohol- und Drogenproblemen zu kämpfen und wird seit langer Zeit von einem mysteriösen Traum verfolgt, der seine Gedanken völlig beherrscht.
Irgendwie eine merkwürdige Leseprobe. Der Einstieg ist wirklich gelungen und bietet Einblicke in die offenbar gestörte Psyche des Mörders. Die anschließende Polizeiarbeit ist jedoch derart amateurhaft, dass es fast schon übertrieben ist. Anscheinend sollen die Polizisten möglichst schlecht dargestellt werden, damit die später eintreffende Verstärkung besonders kompetent wirkt. Die Protagonisten der Leseprobe, Kommissar Haraldsson und Sebastian Bergman kommen nicht sonderlich sympathisch rüber und scheinen nicht besonders motiviert zu sein. Haraldsson leistet allenfalls Dienst nach Vorschrift und Bergman ist offenbar ein Frauenheld, der seine Bekanntschaften nach der gemeinsamen Nacht relativ kalt abserviert.
Der Kriminalfall selbst bietet aber durchaus Potenzial und reizt vor allem durch die Darstellung des Täters und seiner Motive. Warum rechtfertigt sich dieser zu Beginn und besteht darauf, dass der Mord absolut notwendig gewesen sei? Und warum sieht er sich selbst nicht als Krimineller, obwohl er soeben brutal einen Jungen getötet hat? Wie der Psychologe Bergman aber zum Hauptakteur werden soll ist mir noch etwas schleierhaft. Nach der Leseprobe habe ich eigentlich nicht sonderlich Lust, diesen Charakter weiter zu begleiten und hoffe mehr auf das Team um Kommissar Höglund. Das Buch könnte aber trotzdem recht interessant werden und meine Neugier ist auf jeden Fall geweckt, zumal ich Schweden-Krimis generell eine gewisse Faszination entgegenbringe.
Meine Prognose: 3/5 Sterne
Informationen:
„Der Mann, der kein Mörder war“ von Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt erscheint am 01. November 2011 im Rowohlt Polaris-Verlag, hat einen Umfang von 592 Seiten und kostet voraussichtlich 14,95 €. Die Leseprobe gibt es bei vorablesen.de, weitere Infos zum Buch findet Ihr auf der Verlags-Homepage.