Cover des Buches
Autor:
Helmut Barz
Umfang: 384 Seiten
Verlag: Sutton Verlag

Klappentext:
Kriminaldirektorin Katharina Klein muss weg. Weit weg. Untertauchen, weil ein Killer auf sie angesetzt ist. Einen klaren Kopf bekommen, weil sie sich in den völlig falschen Mann verliebt hat. Allein sein, weil ihre persönlichen Dämonen sie verfolgen.

Das Fünf-Sterne-Resort Golden Rock vor der afrikanischen Küste ist genau das Richtige. Palmen, Pool, sogar ein toller Kraftraum, wie gemacht für die halbkoreanische Kampfsportlerin. Aber so leicht entkommt Katharina nicht, schon nach zwei Tagen ist das Hotel voll. Voller Hessen.

Als der erste Gast auf unschöne Weise ertrinkt, denkt sie sich noch nichts Böses. Doch dabei bleibt es nicht, und spätestens, als die einzige Verbindung zur Außenwelt in die Luft fliegt, verwandelt sich das Urlaubsparadies in eine Hölle, in der jeder jeden verdächtigt.

Mafia Island! Das mag ja wirklich aus dem Arabischen stammen und nichts mit der Cosa Nostra zu tun haben. Aber beim nächsten Mal wird Katharina sehr viel genauer aufpassen, wo sie hinfliegt – wenn es ein nächstes Mal gibt.

Zum Roman:
Der deutsche Krimi „African Boogie“ von Helmut Barz ist das erste Buch, welches ich für die Seite „Bloggdeinbuch.de“ gelesen habe. Zwar konnte ich weder mit dem Titel noch mit dem Autor etwas anfangen, das ungewöhnliche Buchcover erregte jedoch meine Aufmerksamkeit und die Inhaltsbeschreibung klang ebenfalls recht interessant. Trotzdem ging ich mit eher geringen Erwartungen an das Buch, wurde dann jedoch während der Lektüre positiv überrascht. „African Boogie“ ist bereits der zweite Teil der Krimireihe um die Frankfurter Kommissarin Katharina Klein, und die Ereignisse setzen direkt dort an, wo der Vorgänger „Westend Blues“ aufgehört hat.

Die Geschichte beginnt für Katharina Klein mit einem echten Schock: Soeben hat ihr Vorgesetzter der Polizistin mitgeteilt, dass Andreas Amendt als Hauptverdächtiger für den Mord an ihrer Familie betrachtet wird. Dieses Verbrechen, bei dem Katharinas Eltern und ihre Schwester kaltblütig erschossen wurden, liegt bereits 16 Jahre zurück, der Täter ist jedoch immer noch auf freiem Fuß. Die Indizien deuteten zwar auf Amendt, den Verlobten der Schwester, aufgrund mangelnder Beweise konnte er jedoch nicht überführt werden. Der Grund für Katharinas Entsetzen ist die Tatsache, dass sie und Amendt, der nun als Gerichtsmediziner arbeitet, sich während ihres letzten Falls ziemlich nahe gekommen sind.

Klein bleibt jedoch keine Zeit, den Schock zu verdauen, denn sie muss Frankfurt schnellstmöglich verlassen. Der gefürchtete Drogenboss Felipe de Vega hat den Profikiller „Ministro“ auf die Kommissarin angesetzt, nachdem Katharina während einer Geiselnahme dessen Sohn erschossen hatte. Mit einer neuen Identität als Unternehmensberaterin Yamamoto bricht sie in einer Nacht-und-Nebel-Aktion auf nach Tansania, wo sie einen Last-Minute-Urlaub im paradiesischen Fünf-Sterne-Resort Golden Rock gebucht hat. Die Anlage liegt vor der afrikanischen Küste auf einem Flecken Land namens „Mafia Island“ (ja, diese Insel gibt es tatsächlich…) und ist nur durch eine Brücke mit dem Festland verbunden.

Weit weg von ihren Problemen in Frankfurt wiegt sich Klein in Sicherheit und freut sich auf ein paar erholsame Tage im wenig besuchten Resort, doch mit dem Eintreffen einer hessischen Reisegruppe ist es mit der Ruhe auch schon wieder vorbei. Denn kurz nach Ankunft der Gäste kommt einer der Urlauber auf kuriose Art ums Leben, das Opfer ist in seiner eigenen Toilette ertrunken. Zunächst glauben alle an einen tragischen Unfall, doch wenig später passiert die große Katastrophe. Die Brücke zum Resort wird in die Luft gesprengt, und damit die einzige Verbindung zur Außenwelt. Als wäre das noch nicht schlimm genug, treibt auf der Insel nun ein Killer sein Unwesen, der einen Gast nach dem anderen dahinmeuchelt. Katharina Klein nimmt Undercover die Ermittlungen auf und versucht den Mörder zu enttarnen, bevor ihm alle Urlauber zum Opfer fallen…

Für den Leser ist der Einstieg in die Geschichte zunächst einmal recht verwirrend, zumindest wenn er den Vorgänger „Westend Blues“ nicht gelesen hat. Auf wenigen Seiten werden hier die bisherigen Ereignisse kurz zusammengefasst, was ja generell erfreulich ist. Die Ausgangssituation ist aber schon recht kompliziert, was Neueinsteiger leicht überfordert. Glücklicherweise ändert sich das mit Katharinas Flucht nach Afrika, denn dann stehen vor allem die Geschehnisse auf der Insel im Vordergrund, sodass auch Neulinge keine Probleme mehr haben sollten.

Die Handlung des Romans ist dabei schon ziemlich absurd. Katharinas Reiseziel Mafia Island wird ihr nämlich im Reisebüro am Flughafen als echter Geheimtipp empfohlen und bei der Ankunft ist sie dann auch fast der einzige Gast. ZUFÄLLIG wird sie dabei aber von ihrem alten Mentor Harry empfangen, der dort eine Auszeit vom Polizeidienst nimmt und als Sicherheitschef für das Resort arbeitet. Doch damit nicht genug: Denn rein ZUFÄLLIG verschlägt es auch den Gerichtsmediziner und vermeintlichen Mörder Andreas Amendt auf die kleine Insel, wo dieser bei einer alten Freundin Zuflucht sucht. Und ganz ZUFÄLLIG sind auch alle Teilnehmer der Reisegruppe über irgendeine Verbindung miteinander bekannt, sei es durch alte Affären oder berufliche Konkurrenten.

Man sollte die Geschichte also nicht allzu ernst nehmen, denn wenn man sich mit dieser doch arg konstruiert wirkenden Ausgangssituation einmal angefreundet hat, bekommt man wirklich einen tollen und abgedrehten Krimi geboten. Dabei kommt zu keiner Zeit Langeweile auf, denn schon kurz nach der Ankunft fällt der erste Gast dem Killer zum Opfer. Als dann auch noch die Brücke sabotiert wird, entwickelt sich das klassische „Zehn kleine Negerlein“-Szenario, und ein Urlauber nach dem anderen segnet auf mysteriöse Art und Weise das Zeitliche. Dabei ist der Autor bei den Todesursachen wirklich sehr kreativ und sorgt für den ein oder anderen makabren Schmunzler. Da ertrinkt der erste in seiner eigenen Toilette, ein weiterer Gast erstickt an einem Muffin und eine lüsterne Schönheit stirbt auf einer Masturbationsmaschine…

Die Jagd nach dem Täter ist sehr interessant, denn jeder der Gäste hat so seine eigenen möglichen Tatmotive. Überhaupt sind die einzelnen Charaktere sehr abwechslungsreich geworden, wenn auch wieder maßlos überzeichnet. So gibt es einen Aufreißer mit übertriebenem französischen Akzent, ein verbittertes Architektenpaar, einen weiblichen Krimifan, einen Vamp, einen Freiherren auf Tierschutzmission oder einen afrikanischen Angestellten mit kölschem Dialekt, der den ganzen Tag deutsche Volkslieder vor sich hin trällert.

Und auch die Hauptfiguren sind durchweg sehr sympathisch. Neben der Kommissarin gibt es da den Gerichtsmediziner Amendt, der gar nicht wie ein kaltblütiger Killer rüberkommt und sich selbst die größte Schuld am Tod der Familie Kleins gibt, obwohl er sich wegen einer Amnesie gar nicht mehr an die Ereignisse erinnern kann. Oder den Priester Javier, der von Katharina zunächst für den Auftragskiller „Ministro“ gehalten wird (da „ministro“ das spanische Wort für „Priester“ ist), welcher sich dann jedoch als sehr aufgeschlossen und hilfreich präsentiert.

So bleibt die Geschichte spannend bis zum Schluss und auch die Auflösung sorgt noch einmal für eine große Überraschung. In einem furiosen Finale á la „Columbo“ oder „Monk“ wird der Mörder scheinbar vor versammelter Mannschaft überführt, nur um dann noch einmal einen weiteren Storytwist zu liefern. Gelungen ist zudem auch der humoristische Unterton der Handlung. Neben den absurden Todesfällen und kuriosen Charakteren gibt es den ein oder anderen trockenen Spruch, der dem Leser ein Lächeln auf die Lippen zaubert.

Mein Fazit:
Wider Erwarten ist „African Boogie“ ein toller Krimi geworden, der vor Ideenreichtum nur so strotzt. Klasse Figuren, abwechslungs- und wendungsreiche Handlung mit dem nötigen Augenzwinkern ergeben eigentlich das optimale Buch für den Sommerurlaub. Alleine schon durch das exotische Szenario im afrikanischen Paradies kommt schöne Urlaubsstimmung auf. Da kommt die leichte Lektüre gerade richtig. Wer sich von der abstrusen Ausgangssituation und der teilweise haarsträubenden Logik nicht abschrecken lässt, bekommt hier einen sehr kurzweiligen Thriller geboten, der Lust auf mehr macht. Und so wie das Buch endet, stehen die Chancen auf einen weiteren Krimi der Katharina-Klein-Reihe wohl gar nicht so schlecht… Wer für den Strandurlaub also noch die passende Lektüre sucht, sollte hier unbedingt zugreifen!

Meine Wertung: 8/10

Informationen:
Der Titel „African Boogie“ von Helmut Barz ist im Sutton Verlag erschienen und hat einen Umfang von 384 Seiten. An dieser Stelle auch vielen Dank an den Sutton Verlag und Bloggdeinbuch.de, die mir das Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben!

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