Tags: Julius Kern, Krimi, Massenmord, Psychospiel, Serienmörder, Spannung, Tassilo Michaelis, Thriller, Uve Teschner, Vincent Kliesch
Genre: Krimi, Thriller
Autor: Vincent Kliesch
Sprecher: Uve Teschner
Länge: 08 Std. 30 Min. (ungekürzt)
Inhaltsbeschreibung von audible.de:
Ein Serienmörder treibt in Berlin sein Unwesen. Sein drittes Opfer, eine ältere Dame, wird in einem weißen Leinenhemd aufgebahrt auf ihrem Esstisch gefunden. Spuren gibt es keine, denn die Wohnung ist klinisch rein geputzt – ein Alptraum für jeden Ermittler. Das LKA Berlin steht vor einem Rätsel und die letzte Hoffnung, den „Putzteufel-Mörder“ zu finden, ruhen auf Julius Kern. Schon einmal konnte er einen grausamen Massenmörder fassen. Doch Kern ist damals daran fast zerbrochen und beim aktuellen Fall führen alle Spuren scheinbar ins Leere. Während er nur langsam zu seiner alten Form zurückfindet, hat sein Gegner bereits das nächste Opfer im Visier und Kern muss erkennen, dass er den Mörder nur mit Hilfe des Mannes fassen kann, den er in seinem Leben nie mehr wiedersehen wollte…
Zum Hörbuch:
Kommissar Julius Kern steht vor dem Scherbenhaufen seines Lebens. Vor drei Jahren ermittelte er in einem erschreckend grausamen und brutalen Kriminalfall. In einer Scheune wurden damals mehrere schlimm zugerichtete Leichen gefunden, scheinbar völlig grundlos ermordet. Kern steckte seine ganze Kraft in die Ermittlungen und kam dem Täter – Kellner Tassilo Michaelis – letztendlich auch auf die Spur. Leider konnte er jedoch keine eindeutigen Beweise finden, sodass Tassilo weiter ein Leben in Freiheit führen kann. An diesem Scheitern zerbrach der Kommissar fast, ist er doch immer noch von diesem Fall besessen. Das blieb nicht ohne Folgen für sein Privatleben. Seine Frau hat ihn mit der gemeinsamen Tochter verlassen und Kern suchte Zuflucht im Alkohol. Und auch beruflich geriet er ins Abseits. Seine Vorgesetzten zweifeln an seiner Verfassung und auch bei den Kollegen ist er teilweise im Ansehen gesunken.
Als in Berlin erneut ein Serienmörder sein Unwesen treibt, wird Julius Kern von seinem alten Polizeifreund Quirin Meisner in die Ermittlungen eingebunden. Dieser erhofft sich von seinem oft unkonventionell denkenden Kollegen neue und entscheidende Impulse auf der Suche nach dem Täter. Denn der sogenannte „Putzteufel“ reinigt wie besessen die Tatorte seiner Verbrechen und hinterlässt den Ermittlern keinerlei Spuren.
Während die Polizei im Trüben fischt, ist der Hörer von Beginn an über die Identität des Mörders informiert. Ein junger und reicher Künstler mit dem Namen Raphael von Bergen ist für die Taten verantwortlich. Dieser lebt mit seiner traumatisierten Mutter in Berlin und sucht in Internetchats nach seinen nächsten Opfern. Über die Motive seiner Morde wird der Hörer jedoch im Unklaren gelassen. Allerdings erfährt man in Rückblenden viel über die Vergangenheit von Bergens und wie er zu dem Menschen wurde, der er jetzt ist. Während der von ihm sehr bewunderte Vater zur See fuhr, verbrachte Raphael die Tage mit seiner Mutter und seiner strengen Musiklehrerin, die aus dem Jungen Kapital schlagen wollte und sich dreist bei den von Bergens „einnistete“. Mit Schlägen und einem Regime der Angst zwang sie das Kind zum Gehorsam, bis dieser seine Lehrerin auf einer gemeinsamen Kreuzfahrt tötete und von Bord warf. Seitdem spürt Raphael diesen inneren Zwang, der ihn zu seinen Taten treibt.
Das Profil des Täters ist dem Autor Vincent Kliesch dabei sehr gut gelungen, die Persönlichkeit von Bergens sorgt auf subtile Art und Weise für ein Unwohlsein des Hörers. Allerdings fand ich die Passagen bezüglich der Mutter des Täters mit zunehmender Dauer doch sehr nervig. Diese zieht sich nämlich immer in einer imaginären Raum zurück und gibt sich dort ihren wirren Gedanken und Erinnerungen hin. Abgesehen davon erschuf Kliesch jedoch einen sehr interessanten Charakter und man kann mit Spannung verfolgen, wie Raphael sich an sein nächstes Opfer heranpirscht und seine nächsten Taten vorbereitet.
Der Fall um den „Putzteufel“ ist jedoch nicht das einzige Problem, mit dem sich Kommissar Kern herumschlagen muss. Denn der damalige Massenmörder, Tassilo Michaelis, hat aus dem Rummel um seine Person Kapital geschlagen und steht kurz vor der Veröffentlichung seines neuen Buches. Und obwohl die gesamte Öffentlichkeit von seiner Schuld überzeugt ist, lässt sich Tassilo fast wie ein Popstar feiern und rührt fleißig die Werbetrommel für seinen autobiographischen Roman. Dadurch sieht sich Julius Kern natürlich erneut mit seinem Scheitern konfrontiert. In Rückblenden erfährt der Hörer auch hier von den Verbrechen Tassilos, der Wahl seiner Opfer und dem Verlauf der damaligen Ermittlungen.
In meinem persönlichen Ansehen stellt die Person Tassilo Michaelis den Putzteufel noch einmal klar in den Schatten. Dessen Figur ist nämlich hochinteressant. So ist er eigentlich ein charmanter und höflicher Mann, der viel Wert auf gutes Benehmen und einen respektvollen Umgang legt. Als er in seinem Beruf als Kellner jedoch mit ein paar unverschämten Gästen konfrontiert wird, rächt sich Michaelis auf grausame Art und Weise an ihnen. Dabei legt er eine solche Ruhe und Gelassenheit an den Tag, dass es einem eiskalt den Rücken herunterläuft. Seelenruhig foltert und tötet er seine Opfer, nicht jedoch ohne ihnen vorher ausführlich den Grund für ihren Tod zu erklären.
Das Psychospiel zwischen Tassilo und Kern ist dabei unheimlich faszinierend und erinnert fast schon ein wenig an die Figuren des Hannibal Lecter und FBI-Studentin Starling aus dem Film bzw. Roman „Das Schweigen der Lämmer“. Im Laufe der Ermittlungen ist Kern dann sogar auf die Hilfe seines Erzfeindes angewiesen, was dieser jedoch ebenfalls zu seinen Gunsten nutzen will. So hofft Tassilo, dass Kern ebenfalls zu der PR-Maschinerie um seine Person beiträgt, was der Ermittler jedoch auf keinen Fall tun will.
„Die Reinheit des Todes“ unterhält über die gesamte Länge des Hörbuches, welches mit 8,5 Stunden eine optimale Spieldauer hat. Beide Fälle, sowohl die aktuellen Verbechen des „Putzteufels“ als auch der zurückliegende Massenmord des Tassilo Michaelis sind von hoher Spannung und wissen zu überzeugen. Die einzelne Charaktere sind ebenfalls hervorragend gezeichnet, wobei besonders die beiden Intimfeinde Tassilo und Kern herausragen.
Zum Sprecher:
Gelesen wird das Hörbuch von Uve Teschner, von dem ich bisher schon Jack Ketchums „Evil“ und Richard Laymons „Die Insel“ gehört habe. Während Teschner mir in „Evil“ noch nicht so gut gefallen hat, war ich von seiner Leistung in „Die Insel“ wirklich begeistert. Und auch hier kann der Sprecher voll überzeugen. Gerade seine Darstellung des Tassilo Michaelis ist beeindruckend, bringt er doch die makabren und charmante Art und Weise des Mörders perfekt rüber.
Mein Fazit:
„Die Reinheit des Todes“ ist meiner Meinung nach ein absolutes Thriller-Highlight aus deutscher Feder, welches fast vollständig überzeugt. Lediglich die etwas nervigen und wirren Passagen um Raphael von Bergens Mutter und Klavierlehrerin fand ich persönlich nicht ganz so gelungen, daher nicht ganz die volle Punktzahl. Besonders gefreut habe ich mich, als ich gelesen habe, dass „Die Reinheit des Todes“ den Beginn einer Trilogie um Julius Kern und seinen Rivalen Tassilo darstellt. Der zweite Teil „Der Todeszauberer“ ist im April erschienen und wird ebenfalls von audible als Hörbuch (wieder mit Uve Teschner) umgesetzt. Teil 1 ist jedenfalls ein Pflichkauf, welchen sich kein Thriller-Freund entgehen lassen sollte. Unbedingt reinhören!
Meine Wertung: 9/10
Informationen:
Das Hörbuch hat eine Länge von 8 Stunden und 30 Minuten und ist ungekürzt für 20,95 € bei audible.de erhältlich. Flexi-Abonnenten zahlen nur 9,95. Der Trailer zu „Die Reinheit des Todes“ ist unten eingebettet, weitere Informationen gibt es auf der Detail-Seite bei audible.de