Autor:
Jeffery Deaver
Sprecher: Michael Hansonis
Länge: 15 Std. 56 Min. (ungekürzt)

Inhaltsbeschreibung von audible.de:
In einer Polizeistation geht ein Notruf aus einem einsam gelegenen Ferienhaus ein. Polizistin McKenzie geht der Angelegenheit nach und gelangt an den Tatort eines grausamen Doppelmordes. Zu spät bemerkt sie, dass außer der verängstigten Zeugin auch die Täter noch vor Ort sind. So beginnt für die beiden Frauen eine Jagd durch die Nacht, die sie nur gemeinsam überleben können…

Die Anwältin Emma Feldman will zusammen mit ihrem Mann Steven das Wochenende in ihrem einsam gelegenen Ferienhaus am Lake Mondac inmitten des großen Marquette State Park verbringen. Die Feldmans sind gerade erst angekommen, als zwei maskierte Männer ins Haus eindringen. Steven versucht über sein Handy die Polizei zu rufen, was einer der Einbrecher sofort unterbindet. So erreicht die Polizeistation von Kennesha County ein Anruf, der nach dem Wort ‚Dies‘ abrupt abbricht. Der örtliche Sheriff bittet Deputy Kristen Brynn McKenzie nach dem Rechten zu sehen. Sie fährt zum Lake Mondac, betritt das Haus mit gezogener Waffe und entdeckt die Leichen von Emma und Steven in der Küche. Sie sieht zudem Hart und Lewis, da sich die beiden bewaffneten Einbrecher noch auf dem Grundstück aufhalten und muss vor ihnen fliehen.

Brynn versucht, in eines der nächstgelegenen Ferienhäuser zu gelangen, um Hilfe zu holen. Auf dem Weg dorthin stößt sie auf die verängstigte Michelle, die Freundin der Feldmans, die das Verbrechen mit angesehen hat. Brynn ist klar, dass die Killer keine Zeugen dulden und die beiden Frauen schonungslos jagen werden. Vergeblich wartet der Sheriff auf ein Zeichen von Brynn. Als er vom FBI erfährt, dass Emma Feldman auf krumme Machenschaften des Gewerkschaftsbosses Stanley Mankewitz gestoßen ist, liegt es nahe anzunehmen, dass dieser hinter den Morden steckt. Doch sowohl das Verhalten der Einbrecher als auch Michelles scheinen nicht so recht zu dieser Vermutung zu passen …

Zum Hörbuch:
„Nachtschrei“ ist ein Triller von Jeffery Deaver, der sich aber ausnahmsweise einmal nicht um das Ermittlerpaar Lincoln Rhyme und Amelia Sachs dreht. Stattdessen steht diesmal die Polizistin Brynn McKenzie im Mittelpunkt der Geschichte. Diese wird wie oben beschrieben nach Eingang eines merkwürdigen und abgebrochenen Notrufs an ein Häuschen am Lake Mondac geschickt, um der Sache nachzugehen. Dort findet sie die Leichen der Eigentümer vor und trifft zudem auf die beiden Mörder. Daraufhin flüchtet sie in den Wald, um Hilfe zu holen. Bei ihrer Flucht bzw. Suche trifft sie auf Michelle, die Freundin der Opfer, welche ebenfalls den Täter so gerade noch entkommen ist.

So weit die Ausgangssituation des Thrillers. Klingt überschaubar und ist es zunächst auch. Warum die Feldmans ermordet wurden ist dem Leser erst einmal unklar und wird es auch noch lange bleiben. Es scheint fast so, als wären sie einem sinnlosen und zufälligen Gewaltakt zum Opfer gefallen. Fortan entwickelt sich ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Brynn und Michelle auf der einen und dem Killer-Duo Hart und Lewis auf der anderen Seite. Diese dulden keine Zeugen für ihr Verbrechen und machen erbarmlungslos Jagd auf die beiden Frauen.

Die Perspektive wechselt dabei immer zwischen beiden Parteien hin und her, was durchaus gelungen ist. So nähert man sich aus Sicht der Täter den Gejagten um daraufhin feststellen zu müssen, dass sie von den Frauen getäuscht wurden. Anschließend erlebt man die gleiche Szene nochmal aus der Perspektive von Brynn und Michelle und erfährt, wie das Täuschungsmanöver bewerkstelligt wurde.

Davon gibt es nämlich so einige, alleine schon um die recht simple Handlung um die Verfolgungsjagd über die Dauer von fast 16 Stunden interessant zu gestalten. Als Hörer erlebt man die Ereignisse dieser Nacht quasi in Echtzeit, ähnlich wie in der TV-Serie „24“.

Natürlich schlägt man sich als Hörer dabei auf die Seite der Frauen, wobei die Polizistin auch durchaus sympathisch dargestellt wird. Allerdings scheint sie auch ein richtiger Super-Pfadfinder zu sein. Selbstverständlich hat sie an allen möglichen Lehrgängen teilgenommen und kann sich auch noch an jedes Detail erinnern. Da gehört das Basteln eines Kompasses noch zu den kleinsten Problemen. Für jede aussichtslose Situation hat sie scheinbar eine Lösung parat, was beim fünften oder sechsten Ablenkungsmanöver doch langsam etwas unglaubwürdig wirkt.

Überhaupt erscheint es mir fraglich, wie man sich in einem Nationalpark mitten in tiefster Dunkelheit ständig über den Weg laufen kann. Aber natürlich sind auch die Killer zwei ausgewiesene Spurenleser und bleiben den Frauen stets auf den Fersen.

Was hier etwas negativ klingt, hat mir beim Hören erstaunlich viel Spaß bereitet. Auch wenn die Wendungen teilweise an den Haaren herbeigezogen sind, so ist man doch immer wieder aufs Neue überrascht. Zudem werden die Hintergründe des Feldman-Mordes nach und nach ebenfalls durchleuchtet, und auch dort gibt es die ein oder andere unvorhergesehene Entwicklung, bei welcher der Leser Deaver-typisch ständig auf eine falsche Fährte gelockt wird. Das gilt auch für die endgültige Auflösung, welche aber etwas übertrieben ist.

Zum Sprecher:
Gelesen wird „Nachtschrei“ von Michael Hansonis, was für mich persönlich eine Premiere darstellte. Hansonis war mir vorher unbekannt und mit ein Grund dafür, warum ich das Hörbuch zuvor ein bisschen vor mir her geschoben hatte. Bei den Rezensionen auf audible.de kam dieser nämlich nicht so gut weg. Somit ging ich etwas skeptisch an dieses Hörbuch heran, da auch das Buch selbst nicht gerade die besten Kritiken bekommen hatte. Doch wie bei der Handlung wurde ich auch beim Sprecher positiv überrascht.

Hansonis‘ raue und etwas düstere Stimme passt meiner Meinung nach hervorragend zur Stimmung des Hörbuches, welches zum überwiegenden Teil in der Dunkelheit des Nationalparks spielt. Er spricht die einzelnen Charaktere differenziert, wobei die Killer aber vielleicht etwas zu sympathisch gesprochen werden. Hier hätte die Stimme gerne einen Tick fieser klingen können. Wer mehr über Michael Hansonis erfahren möchte, kann dies übrigens im Exklusiv-Interview im Hörbücher-Blog von audible.de tun.

Mein Fazit:
Auch wenn die Mehrheit der Rezensionen zu Jeffery Deavers „Nachtschrei“ eher durchwachsen sind, hat mir das Hörbuch wirklich gut gefallen und ich habe es innerhalb von kurzer Zeit durchgehört. Obwohl die Geschichte teilweise an den Haaren herbeigezogen wirkt, so haben mich die zahlreichen überraschenden Wendungen doch immer bei Laune gehalten. Die Story war zwar nicht immer hochspannend, dafür aber durchgängig unterhaltsam. Zudem gefällt mir persönlich auch dieses „Schnitzeljagd-Szenario“, das Katz-und-Maus-Spiel mitten durch einen einsamen Nationalpark ohne technische Hilfsmittel. Der Sprecher macht auch einen guten Job, von daher kann ich das Hörbuch allen, die mal einen Thriller mit etwas anderem Setting hören wollen, durchaus ans Herz legen.

Meine Wertung: 8/10

Informationen:
Das Hörbuch „Nachtschrei“ von Jeffery Deaver hat eine länge von 15 Std. und 56 Minuten und ist ungekürzt für 39,95 € bei audible.de erhältlich. Im Flexi-Abo kostet der Titel nur die gewohnten 9,95 €. Eine gekürzte Fassung (07 Std. 25 Min.) gibt es schon für 13,95 €. Weitere Informationen auf der Detail-Seite bei audible.de

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