Autor: Richard Laymon
Sprecher: Uve Teschner
Länge: 13 Std. 10 Min (ungekürzt)
Zum Inhalt:
Acht Urlauber stranden während einer Bootstour auf einer verlassenen Südseeinsel, nachdem ihre Yacht von einer Explosion zerstört wurde. Die Gestrandeten müssen auf der Insel ausharren und hoffen auf eine schnelle Rettung. Doch nachdem einer von ihnen spurlos verschwindet und kurze Zeit später seine grausam zugerichtete Leiche gefunden wird, beginnt diese Hoffnung zu schwinden. Kurz darauf erwischt es einen weiteren Urlauber und langsam dämmert den Überlebenden, dass die Explosion der Yacht möglicherweise kein Unfall gewesen ist. Ein verrückter Mörder scheint Jagd auf die Gestrandeten zu machen. Ist es gar einer von ihnen..?
Zur Hörbuch:
Das Hörbuch klingt wie ein Abklatsch von der erfolgreichen US-Serie LOST – und ist es eigentlich auch, wenn der Roman nicht gute 15 Jahre vor der Serie entstanden wäre. Die Handlung ist das typische 10-kleine-Negerlein-Szenario: Touristen stranden auf einer einsamen Insel und einer nach dem anderen fällt grausamen Morden zum Opfer. Trotzdem weiß die Geschichte zu fesseln.
Das Werk selbst ist im Tagebuchstil geschrieben, welches einer der Gestrandeten – der 18-jährige Rupert – in unregelmäßigen Abständen führt. Dieser hat anscheinend Glück im Unglück: Mit ihm auf der Insel gelandet sind zwar seine zickige Freundin Conny, aber auch ihre nach Ruperts Schilderungen unglaublich attraktive Schwester Kimberly und ihre ebenso „heiße“ Mutter Billy. Somit geht ein großer Teil der Tagebucheinträge für die sexuellen Fantasien des Ich-Erzählers drauf, der sich schon kurz nach dem Unglück wie im Paradies fühlt – mit all den Frauen in knappen Bikinis um ihn herum…
Abseits davon entsteht dennoch eine spannende Thriller-Handlung. Der Mörder selbst ist zwar schnell enttarnt, trachtet den Urlaubern aber weiter nach ihrem Leben. Diese sind jedoch nicht bereit, sich widerstandslos abschlachten zu lassen und holen zum Gegenschlag aus. Zusätzliche Spannung entsteht durch die Konflikte in der Gruppe der Überlebenden, hauptsächlich zwischen Rupert und seiner eifersüchtigen Freundin. Diese Auseinandersetzungen sorgen zudem für eine gute Portion Humor, da einige der Wortgefechte durchaus zum Schmunzeln sind.
Der Hörbuch-Anbieter audible.de weist auf seiner Internsetseite ausdrücklich darauf hin, dass dieser Titel für Hörer unter 18 Jahren nicht geeignet ist und begründet dies mit teilwese „sehr gewaltvollen Beschreibungen.“ Ein weiterer Grund dafür dürften jedoch auch die schweren Missbrauch- und Vergewaltigungsorgien sein, die im späteren Teil des Romans zu Tage treten…
Zum Sprecher:
Gelesen wird das Hörbuch von Uve Teschner, der mir als (Synchron-)Stimme relativ unbekannt ist. Vom gleichen Erzähler habe ich bereits den Titel „Evil“ von Jack Ketchum gehört, wo mir Teschners Stimme eher nicht gefallen hat. Für „Die Insel“ ist er meiner Meinung nach jedoch die perfekte Besetzung. Die Stimme passt hervorragend zur Hauptfigur des Romans, außerdem gelingt es Teschner, jedem der weiteren Hauptfiguren einen eigenen Charakter zu verpassen. Anhand der Sprechweise kann man jederzeit erkennen, wer nun gerade zu Worte kommt. Die Darstellung ist teilweise zwar etwas übertrieben, z.B. in den Sprechteilen des psychopatischen Killers, gerade diese Überspitzung passt jedoch hervorragend zum Gesamtton des Buches.
Fazit:
Wäre „Die Insel“ ein Film, so wäre es wohl ein höchst unterhaltsamer Horror-Slasher geworden. Die Handlung ist teilweise genauso hanebüchen wie bei der TV-Serie LOST, mit einer dubiosen Logik, weiß jedoch auch ähnlich zu fesseln. Gerade die Tatmotive und -planung des Killers sind so dermaßen absurd, dass es einer gewissen Komik nicht entbehrt. Wer darüber hinwegsehen kann, bekommt jedoch einen kurzweiligen Abenteuer-Thriller geboten, der über einen Großteil der 13 Stunden die Spannung aufrecht erhalten kann.
Die Altersfreigabe von audible sollte man jedoch wirklich ernst nehmen, denn: Das Buch ist ziemlich krank. In 50% der Handlung geht es um die Sexfantasien des Hauptdarstellers, der Rest besteht zu weiten Teilen aus brutaler Gewalt. Besonders schlimm sind die Passagen, in denen die Missbräuche der stellenweise sehr jungen Opfer bis ins kleinste Detail geschildert werden, und der Hauptdarsteller schockiert, aber auch gleichzeitig sexuell erregt auf diese Taten reagiert. In diesen Momenten sind die Ausführungen des Autors schon sehr grenzwertig. So scheinen die Opfer trotz der brutalen Vergewaltigungen nichts anderes als Sex im Kopf zu haben, was wirklich zu viel des Guten und aus moralischer Sicht schon arg fragwürdig ist.
Wen das jedoch nicht abschreckt und wer nicht allzu hohe Erwartungen an Story und Charakterzeichnung hat, kommt hier jedoch auf seine Kosten. „Die Insel“ von Richard Laymon ist ein unterhaltsamer, spannender und eben auch etwas kranker Thriller.
Meine Wertung: 7/10
Informationen:
Das Hörbuch hat eine Länge von 13 Std. und 10 Min. und ist ungekürzt für 29,95 Euro exklusiv für audible-Abonnenten erhältlich. Flexi-Abonnenten bezahlen wie gewohnt nur 9,95 Euro.
Der audible.de-Trailer zum Hörbuch ist unten eingebettet. Weitere Infos gibt es auf der Detail-Seite bei audible.de
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