Hörbuchcover
Autor: Richard Laymon
Sprecher: Uve Teschner
Länge: 06 Std. 48 Min. (ungekürzt)
Anbieter: Audible GmbH
Originaltitel: The Cellar
Preis: 20,95 € (9,95 € im Flexi-Abo von Audible.de)

Inhaltsbeschreibung von audible.de:
Das unscheinbare Haus in der Nähe von San Francisco wird von allen nur „das Horrorhaus“ genannt. Denn vor langer Zeit hat es hier eine ungeklärte Mordserie gegeben. Inzwischen ist es eine Touristenattraktion, die täglich zahllose Neugierige anzieht. Nach 16:00 Uhr gibt es keine Führungen mehr, denn einige glauben an eine wilde Bestie die dort im Keller lebt. Einige glauben nicht an die Existenz eines übernatürlichen Wesens und halten das „Horrorhaus“ für einen Schwindel, den es aufzudecken gilt. Doch dann gibt es einen neuen Mord. Und noch einen…

Meine Hörbuchbesprechung:
Als Donna Hayes die Nachricht erhält, dass ihr Ex-Ehemann Roy gerade aus der Haft entlassen wurde, zögert sie keine Sekunde: Sie packt ihre Sachen zusammen, schnappt sich ihre Tochter Sandy und verlässt fluchtartig die Stadt. Donna weiß, dass Roy umgehend nach ihr suchen und bittere Rache an ihr üben wird, sobald er sie in die Hände bekommt. Aufgrund ihrer Anzeige musste ihr damaliger Mann nämlich erst ins Gefängnis, nachdem er zuvor die gemeinsame Tochter missbraucht hatte. Nach der Verurteilung drohte Roy seiner Ex-Frau dafür mit Vergeltung, sobald er seinen Haftaufenthalt beendet habe. Auf ihrer überstürzten Flucht mit dem Auto machen Donna dann aber dichte Nebelschwaden die Fahrt nahezu unmöglich und fast folgerichtig landet sie mit ihrem Fahrzeug im Graben. Mithilfe eines zurückgebliebenen Hinterwäldlers stranden Mutter und Tochter schließlich in Malcasa Point, wo ein ganz anderes Grauen auf sie wartet…

Eine mordende Bestie in einem alten Gemäuer fordert seit Jahrzehnten ihre Opfer

In dem kleinen Kaff in Kalifornien dreht sich nämlich alles um das berüchtigte „Horrorhaus“, in dem vor über 70 Jahren ein brutaler Serienmörder sein Unwesen trieb und über die Jahrzehnte hinweg zahlreiche Todesopfer hinterließ. Der Killer wurde nie gefasst und Gerüchten zufolge lauert die sogenannte Bestie noch heute in dem Keller des Gemäuers. Erst kürzlich starben dort ein Vater und sein Sohn bei einer heimlichen und unvorsichtigen Erkundungstour auf grausame Art und Weise. Nur wenige Menschen haben die Begegnung mit dem Mörder überlebt, darunter auch Lawrence Maywood, der nun zusammen mit einem angeheuerten Söldner dem Schrecken endgültig ein Ende setzen will…

Auftakt der „Beast House Chronicles“ von Richard Laymon

„Der Keller“ von Richard Laymon ist der erste Teil der berühmten „Beast House Chronicles“ des amerikanischen Horror-Autors und erschien bereits 1991 unter dem Titel „Haus der Schrecken“. Die Geschichte wurde zudem unter dem Namen „Im Keller“ zusammen mit den beiden weiteren Teilen „Das Horrorhaus“ und „Mitternachtstour“ im Jahr 2008 im Sammelband „Der Keller“ veröffentlicht. Diese Bezeichnung ist auch der Name der Hörbuch-Miniserie von Audible.de, allerdings wurde hierfür der dritte Roman nochmal in zwei Teile aufgeteilt, weshalb es insgesamt vier ungekürzte „Der Keller“-Hörbücher gibt. Klingt zunächst verwirrend, ist aber im Endeffekt gar nicht so kompliziert. Jedenfalls bildet der erste Teil eine in sich abgeschlossene Geschichte, sodass man nicht zwangsläufig alle vier Hörbücher hören muss. Der Einfachheit halber werde ich im Folgenden von „Der Keller 1“ sprechen, gemeint ist damit die erste Episode aus dem Sammelband.

Das bewährte Laymon-Konzept: überschaubare Story, viel Sex und Gewalt

Wer schon mal ein Werk des 2001 verstorbenen Autors gelesen hat, der weiß vermutlich eh, dass die Story bei seinen Büchern eher Nebensache ist. Das ist auch bei „Der Keller 1“ nicht anders und die vorhandene Mini-Story dient eher als Aufhänger für jede Menge Sex und Gewalt, die Laymon seinem Publikum in den folgenden Stunden zumutet. Hauptfiguren sind zum einen Donna Hayes und ihre Tochter Sandy, die es nach Malcasa Point verschlägt, weil sie vor ihrem gewalttätigen Ex-Mann bzw. Vater fliehen, der ihnen nach dem Leben trachtet. Dort treffen sie dann auf Lawrence Maywood, einen Überlebenden der Horrorhaus-Bestie, sowie den Söldner Judgement Rucker, der in Maywoods Auftrag die Bestie erlegen soll. Aus den vier Menschen entwickelt sich eine Zweckgemeinschaft: Einerseits wähnt sich Donna in der Gesellschaft der beiden Männer in Sicherheit, so lange ihr Auto in der Werkstatt für die Weiterfahrt fertig gemacht wird. Auf der anderen Seite unterstützen sie die beiden Jäger bei ihren Nachforschungen und der Planung ihrer Mission.

Kurzweiliger Action-Horror mit den gängigen Genre-Klischees

Gleichzeitig wird dem Hörer von mehreren Seiten die Geschichte um das berüchtigte Horrorhaus eingetrichtert, sei es von dem Überlebenden Maywood oder von der heutigen Besitzerin des Grundstücks, die aus dem Ort des Schreckens eine Touristenattraktion gemacht hat und dort täglich ihre Führungen inkl. lebensechter Nachbildungen der geschändeten Leichen abhält. Als Hörer darf man dann auch an einer eben solchen Tour mitmachen und mit einer Touristengruppe seine Sensationslust befriedigen. Das gelingt recht gut, da Laymon diese Passagen atmosphärisch gestaltet hat und die Bestien-Story als Anziehungspunkt auch ganz ordentlich funktioniert. Im weiteren Verlauf des Hörbuches kann man die Geschichte aber auf den Kampf an zwei Fronten reduzieren: 1. den Feldzug gegen die Bestie und 2. das Versteckspiel vor dem nach Rache dürstenden Roy. Laymon liefert dabei auch genau das, was seine Leserschaft von ihm erwartet, nämlich die oben erwähnte Mischung aus Gewalt und Sex. So wechseln sich Splattermomente mit plumpen Sexszenen ab, wobei der Autor nur selten ein Klischee auslässt. Über weite Strecken ist „Der Keller 1“ daher wie ein trashiger Horrorfilm mit viel Action und wenig Inhalt. Wirklich gruselige Passagen sind dabei aber äußerst selten, da es aufgrund des offenbar überall vorherrschenden sexuellen Notstands der Charaktere schwer fällt, die Story richtig ernst zu nehmen. Das Buch lebt eindeutig von seinem B-Movie-Charme, was absolut in Ordnung ist, denn mehr versucht es auch gar nicht zu sein.

Inakzeptable Darstellung von sexuellem Missbrauch

Was aber über die Grenzen des guten Geschmacks deutlich hinaus geht, ist das wirklich abstoßende Ausmaß der sexuellen Gewalt, das Laymon bei seiner Story auffährt. Vergewaltigungen sind bei diesem Autor ja offenbar ohnehin schon an der Tagesordnung, dass nun aber auch Kinder von ihm in die Opferrolle gedrängt werden, geht mir hier ganz klar zu weit. Das wäre vielleicht gerade noch vertretbar, wenn dies alleine dazu gedacht wäre, den Schrecken der menschlichen „Bestie“ in Person von Roy Hayes sehr eindringlich darzustellen. Bei Laymon wird man aber irgendwie das Gefühl nicht los, dass er selbst bei diesen Szenen eine perverse Freude empfunden hat, anders sind die doch sehr expliziten und absolut unnötigen Darstellungen kaum zu erklären. Ein Horror-Roman darf für mich gerne verstörend und abstoßend sein, doch bei solchen Passagen wird meine persönliche Schmerzgrenze weit überschritten.

Der Sprecher:
Gelesen wird die Geschichte von Uve Teschner, der schon bei vorherigen Hörbuch-Umsetzungen der Laymon-Werke (z.B. „Die Insel“) eine gute Figur gemacht hat. Seitdem ist der Sprecher aber nochmal ein Stück gereift und gehört inzwischen für mich ganz klar in eine Reihe mit solchen Größen wie David Nathan, Simon Jäger oder Dietmar Wunder. Teschner setzt den Horror der Vorgabe bestens um und überzeugt sowohl in actionreichen Passagen als auch in den eher wenigen ruhigeren Momenten. Im Gegensatz zur Story gibt es hier keinerlei Beanstandungen.

Schlussfazit:
„Der Keller 1“ ist über weite strecken ein solider Horror-Thriller, der genau das bietet, was man als Hörer von einem Richard-Laymon-Werk erwarten kann: Kurzweilige und blutrünstige Unterhaltung mit jeder Menge Sex oder kurz gesagt: ordentlichen Horror-Trash. Die Geschichte nimmt sich selbst nicht zu ernst und suhlt sich förmlich in Genre-Klischees. Sucht man eine komplexe Story, geistreiche Dialoge oder Charaktere mit Tiefgang, so ist man bei Stephen King oder Edgar Allan Poe deutlich besser aufgehoben. Will man sich hingegen von anspruchsloser Action berieseln lassen und dem Gehirn mal eine Auszeit gönnen, wäre der Auftakt der „Beast House Chronicles“ eigentlich genau das Richtige, wenn…

Solider und kurzweiliger Horror-Trash mit fragwürdigen Grenzüberschreitungen

…ja, wenn nun einmal nicht diese unnötigen Vergewaltigungs- und Kinderschändungsszenen wären, die für mich gerade aufgrund der sexistischen Art der Darstellungen ein absolutes No-Go sind. Hier wird zu keinem Zeitpunkt der Gefühle der Opfer gedacht, stattdessen muss man sich auch noch dauernd die lüsternen Gedanken des Schänders anhören. Für diesen Tabubruch gibts es von mir gleich zwei Punkte Abzug, dank Uve Teschners sehr guter Lesung kommt davon aber wieder einer drauf, sodass „Der Keller 1“ gerade noch so im befriedigenden Wertungsbereich landet.

Meine Wertung: 6/10

Informationen:
Das Hörbuch „Der Keller (Beast House Chronicles 1)“ von Richard Laymon hat eine Länge von 6 Std. und 48 Min. und ist ungekürzt für 20,95 Euro bei audible.de erhältlich. Kunden mit Flexi-Abo bezahlen wie gewohnt nur 9,95 Euro. Weitere Infos gibt es auf der Detail-Seite bei audible.de.

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2 Antworten zu diesem Beitrag

  • Hallo Sebastian!

    Laymon habe ich nur ein Mal gelesen, und dann nie wieder (‚Endless Night‘). Das hat mich echt schockiert damals und mir Alpträume verursacht.

    Allerdings kann ich eine gewisse Faszination für Horror verstehen. Grenzerfahrungen sind sehr reizvoll. Das scheint dir auch so zu gehen, da du ja schon öfter Laymon gelesen hast?

    Bei Kinderschändungen hört der Spaß aber auf, das ist klar. Abstoßend, wenn ein Autor sich auch noch daran weidet. Laymon kann effektvoll Horror schreiben, das muss man zugeben, aber spätestens nach deiner Rezi werde ich nichts mehr von ihm lesen.

    LG,

    papercuts1

  • Ich liebe Laymon. Jedes seiner Bücher habe ich (meist in einer Nacht) verschlungen seit ich durch „Das Spiel“ angefixt wurde. Es ist eine Weile her, dass ich den Keller gelesen habe, ich kann mich aber nicht erinnern, dass mich die explizit dargestellte Misshandlung der Kinder gestört hätte. Kann aber auch sein, dass ich vor lauter Spannung nur darüber gelesen habe.
    Mich stört einzig und allein an seinen Büchern, dass in wirklich jedem die Leute ständig im Bett landen, ob freiwillig oder eben nicht. Es geht doch auch mal ohne, oder? Aber das ist wohl Laymon und es tut zumindest meinem Lesespaß keinen Abbruch.
    Bis jetzt habe ich mich nicht an Hörbücher in Sachen Horror rangewagt, weil ich Hörbücher eher so nebenbei im Auto höre. Laymons Bücher hingegen verschlinge ich gerne. Aber vielleicht werde ich mich mal ranwagen. LG Melisa