Tags: Apokalypse, Außerirdische, Australien, Darwin, Dire Earth Cycle, Dystopie, Knaur, Virus
Genre: Science Fiction
In einem sind sich die meisten Science-Fiction-Autoren offenbar einig: die Menschheit blickt nicht gerade rosigen Zeit entgegen. Auch Jason M. Hough reiht sich in die Phalanx der Pessimisten ein, denn in seinem Roman „Darwin City“ steht die menschliche Rasse wie der Untertitel „Die Letzten der Erde“ verrät ganz dicht vor dem Abgrund – mal wieder.
Ein Weltraumlift als Anfang vom Ende
Ende des 23. Jahrhunderts ist von den derzeit fast acht Milliarden Menschen auf der Erde nicht mehr viel übrig geblieben und es wirkt fast schon wie Ironie des Schicksals, dass die letzten Reste der menschlichen Zivilisation ausgerechnet in der Stadt zusammengepfercht sind, die nach dem wohl berühmtesten Natur- und Evolutionsforscher der Menschheitsgeschichte benannt ist: Darwin. Die hauptsächliche Ursache für den Niedergang der Erdenbewohner ist für SciFi-Fans wenig überraschend: Aliens. Dabei lief die Ankunft der Außerirdischen zunächst recht friedlich ab und machte sich lediglich dadurch bemerkbar, dass die geheimnisvollen Besucher von einem ihrer Raumschiffe einen Weltraumlift abgeseilt haben, dessen irdisches Ende mitten im australischen Darwin platziert wurde. Im Anschluss passierte Folgendes: Nichts.
Aliens, Zombies & Apokalypse
Doch als die Menschheit sich mit dem gigantischen Konstrukt abgefunden hatte brach Jahre später plötzlich ein rätselhaftes Virus auf der Erde aus, dass die Weltbevölkerung radikal dahinraffte und die Betroffenen in deformierte Wesen verwandelte, sogenannte „Subhumane“, die Zombies des 23. Jahrhunderts. Nur ein Bruchteil der Menschen ist gegen dieses Virus immun und wer nicht zu den Glücklichen gehörte, war der Krankheit oder den Angriffen der bereits Infizierten schutzlos ausgeliefert – oder hat es rechtzeitig nach Darwin geschafft, denn der außerirdische Weltraumlift strahlt aus unbekannten Gründen ein Schutzschild aus, in dessen Innerem man vor dem Virus sicher ist.
SciFi-Hausmannskost mit wenig originellen Zutaten
An dieser Ausgangssituation lässt sich bereits ablesen, dass „Darwin City“ in großen Teilen weitestgehend klassische SciFi-Hausmannskost bietet: ein bisschen Apokalypse hier, ein paar Aliens da und natürlich ein tödliches Virus – bei den Grundzutaten präsentiert sich Jason M. Hough wenig originell. Auch die Geschichte selbst hat ein bisschen einen 08/15-Geschmack: im Mittelpunkt stehen Pilot Skyler Luiken und seine Crew von allesamt immunen Plünderern, die aufgrund ihrer Resistenz gegen das Virus als eine der wenigen den sicheren Hafen Darwin City verlassen können und überall in den verlassenen Ruinen der Menschheit nach wertvollen Überresten suchen, um diese zu möglichst viel Geld zu machen. Normalerweise reichen die Erträge gerade so zum (Über-)Leben, doch ein neuerlicher Auftrag verspricht einen wahren Geldsegen – aber entpuppt sich auch natürlich als entsprechend gefährlich…
Eine Welt mit Potenzial, aber im doppelten Sinne mit wenig Leben
Okay, das Setting ist wenig einfallsreich, hat aber trotzdem Potenzial, wenn man es denn richtig angeht. Was Hough aus diesen Bedingungen macht, ist aber auch nicht so richtig überzeugend. So sollte man meinen, als einer der wenigen Immunen stünde man ganz oben in der Hierarchie, in der Realität rangieren Skyler und seine Leute im gesellschaftlichen Ansehen aber nur ganz knapp über den Ärmsten Darwins und und werden als lästige Schmuggler angesehen, die bei entsprechender Bestechung nur eben so geduldet werden. Das wirkt in Bezug auf das Thema „Worldbuilding“ nicht ganz durchdacht und auch das Setting „Weltraumlift“ ist trotz kleiner Karte am Anfang des Buches wenig greifbar – das Konzept ist zwar verständlich, wird aber mit recht wenig Leben gefüllt und so hat man das Gefühl, die Geschichte springt oft relativ willkürlich zwischen verschiedenen Ebenen und Stationen des Lifts hin und her. Hier wäre es wünschenswert gewesen, der Autor hätte seinen Schauplatz noch besser ausgearbeitet und dadurch mehr Atmosphäre erzeugt – es hätte sich z.B. angeboten, mehr auf die Bevölkerung am Boden einzugehen, denn diese (und damit ein Großteil der verbliebenen Menschheit) wird von Hough fast völlig ignoriert, stattdessen spielt sich das meiste zwischen unseren Virus-resistenten Schmugglern und einigen wenigen reichen Machtmenschen Darwins ab.
600 Seiten Durchschnitt
„Darwin City“ ist sicherlich kein Totalausfall und phasenweise auch unterhaltsam, für den durchaus beachtlichen Umfang von immerhin knapp über 600 Seiten (und das ist nur der erste Band der als Trilogie angelegten Buchreihe) wirkt aber alles ein wenig dünn: die Story setzt mehr auf Action und sich häufig wiederholende Kampfszenen als auf tiefergehende Inhalte, die Welt ist wie erwähnt etwas eindimensional gestrickt und auch die Charaktere sind zwar solide gezeichnet, strenggenommen aber auch recht belanglos und austauschbar und die wenigen, interessanteren Ausnahmen werden leider als Nebenfiguren an den Rand der Geschichte geschoben.
Passabler, aber eher einfallsloser Trilogie-Auftakt
Nun bin ich wahrlich kein Hardcore-Science-Fiction-Leser aber selbst ich hatte bei der Lektüre das Gefühl, das alles so oder so ähnlich schon mal woanders gelesen zu haben, der Überraschungsfaktor der Geschichte geht leider gegen Null. So ist „Darwin City: Die Letzten der Erde“ letzten Endes von vorne bis hinten durchschnittlich und hätte zur Straffung gut und gerne auch 200 Seiten weniger vertragen können. Ob das alles reicht, um Lust auf die beiden nachfolgenden Bände zu machen, darf zumindest bezweifelt werden…
Cover: | |
Charaktere: | |
Story: | |
Atmosphäre: |
6/10