Tags: Audible, Audible Originals, Irland, Mord, Podcast, Sophie Toscan du Plantier, True Crime
Genre: Krimi
WERBUNG · Viele werden es vermutlich schon mitbekommen haben: Hörbuchanbieter Audible ist seit Ende letzten Jahres mit einem eigenen Podcast-Angebot am Start und bietet mittlerweile rund 30 exklusive Eigenproduktionen aus den verschiedensten Bereichen. Ob Sport oder Kultur, Wissenschaft oder Politik – die Audible Original Podcasts liefern in der Regel im Wochentakt neue Reportagen, Interviews, Kolumnen oder Comedy und sind für alle Audible-Kunden kostenlos im Abonnement enthalten. Viele der Podcasts werden dabei gemeinsam mit renommierten Partnern produziert, so gibt es zum Beispiel den Fußball-Podcast „Wilde Liga“ mit den Redakteuren des 11FREUNDE-Magazins, Literaturkritiker Denis Scheck präsentiert seinen Hörern gemeinsam mit diversen Autoren regelmäßig neue Lieblingshörbücher und Leser von DER SPIEGEL dürfen sich jede Woche über Neuigkeiten aus aller Welt freuen – und das ist nur ein kleiner Auszug aus dem vielseitigen Podcast-Angebot.
Auf den Spuren von „Serial“…
Neben den vielen deutschen Eigenproduktionen kann man aber auch auf das Angebot der internationalen Audible-Kollegen zurückgreifen, was vor allem für Krimifans interessant sein dürfte, denn unter den englischen Audible Originals findet sich auch eine Produktion mit dem Titel „West Cork – Every countryside has a dark side“. Nicht zuletzt der amerikanische Sensationserfolg „Serial“, in dem die Journalistin und Radioproduzentin Sarah Koenig und ihr Team den Mord an einer High-School-Schülerin in Baltimore untersuchten, hat nämlich gezeigt, dass sich das Podcast-Format auch hervorragend für True-Crime-Reportagen eignet.
Ein brutaler Mord in der ländlichen Dorfidylle Irlands
In die gleiche Kerbe schlägt auch „West Cork“, das sich wie auch schon das vermeintliche Vorbild „Serial“ einen alten Mordfall vornimmt und diesen neu aufrollt: Im beschaulichen irischen West Cork sorgte im Dezember des Jahres 1996 ein grausiges Verbrechen für Entsetzen und Aufruhr, als am Tag vor Weihnachten die Leiche der französischen Produzentin Sophie Toscan du Plantier gefunden wurde – erschlagen vor ihrem Feriendomizil in der irischen Idylle. Produzenten und Redakteure des Podcasts sind der Enthüllungsjournalist Sam Bungey und die Dokumentaristin Jennifer Forde, welche die Hörer auch als Erzähler durch die 13 Folgen des Podcasts führen. Die einzelnen Episoden haben dabei eine Länge von ca. 35 bis 40 Minuten, insgesamt ergibt sich somit eine Spielzeit von knapp 8 Stunden.
Wer tötete die Französin Sophie Toscan du Plantier?
Wer den „Serial“-Podcast kennt, der wird sich auch in „West Cork“ schnell zuhause finden, denn die Erzählweise der Audible-Eigenproduktion ist ähnlich: Auch Sam Bungey und Jennifer Forde mischen Fakten des Mordfalls mit zahlreichen Interviews mit Beteiligten der Ermittlungen, darunter z.B. involvierte Polizisten, Angehörige der getöteten Sophie Toscan du Plantier, Zeugen von damals und sogar Tatverdächtige, die selbst im Fokus der Ermittler standen. Die Folgen haben dabei häufig ihren eigenen Schwerpunkt: so beginnt der Podcast z.B. mit einer ersten Schilderung des Mordes und gibt den Hörern einen Eindruck über den Schauplatz der Ermittlungen, während in weiteren Episoden u.a. das Leben des Opfers, einzelne Verdächtige oder wichtige Zeugen im Mittelpunkt stehen. Die Reportage wirkt so recht gut strukturiert und gibt einen umfassenden Überblick über den Mordfall, sodass man den einzelnen Ausführungen jederzeit gut folgen kann. „West Cork“ ist dabei durchweg interessant, wobei allerdings nicht jede Folge gleichermaßen Spannung erzeugt und manche detailliert erläuterten Hintergrundinformationen oder Abläufe zwischendurch ein wenig Zug aus der Erzählung herausnehmen.
Gute Englischkenntnisse sind Grundvoraussetzung
Da „West Cork“ eine internationale Produktion ist, wird der Podcast folgerichtig auf Englisch erzählt. Das hat z.B. den Vorteil, dass Interviews oder Auszüge aus Vernehmungen unverfälscht wiedergegeben werden und man sich nach Belieben selbst einen Eindruck über die Vertrauens- bzw. Glaubwürdigkeit der Beteiligten machen kann. Auf der anderen Seite setzt dies natürlich zwangsläufig gute Englischkenntnisse voraus, um der Reportage folgen zu können. Erschwert wird das Zuhören zudem zum einen dadurch, dass viele der involvierten Personen zum Teil regional bedingt über stark ausgeprägte Akzente verfügen und zum anderen durch die häufig etwas suboptimale Tonqualität mancher Interviewpassagen – bei Aufzeichnungen aus den 1990er Jahren mag das nachvollziehbar sein, allerdings hätte man bei den aktuellen Interviews doch etwas bessere Aufnahmen erwarten dürfen.
Das Format ist Fluch und Segen zugleich
Zudem hat „West Cork“ den Nachteil vieler True-Crime-Reportagen, die sich mit alten Mordfällen beschäftigen, denn ACHTUNG SPOILER der Mord an der Französin Sophie Toscan du Plantier gilt auch heute – mehr als 20 Jahre nach der Tat – immer noch als ungelöst. Der Journalist Ian Bailey, der lange als Hauptverdächtiger galt und den auch heute noch viele für Sophies Mörder halten, wurde zwar zweimal in Verbindung mit dem Mord verhaftet, jedoch letzten Endes nie des Verbrechens angeklagt und plädiert nach wie vor vehement auf seine Unschuld – wovon sich die Hörer in „West Cork“ selbst einen sehr umfassenden Eindruck machen können, denn die (nebenbei bemerkt äußerst diskutable) Person Ian Bailey nimmt gut die Hälfte des Podcasts ein. Wer sich also von diesem Podcast einen Aufklärung des alten Falls erwartet, der wird letzten Endes enttäuscht werden. SPOILER ENDE
Ein spannender Podcast für True-Crime-Krimifans
Insgesamt bietet „West Cork“ somit eine interessante True-Crime-Reportage über einen hierzulande wohl weitestgehend unbekannten Mordfall, der aber in Irland und auch Frankreich für viel Aufsehen gesorgt hat und auch mehr als 20 Jahre nach der Tat noch viele Beteiligte beschäftigt. Die Produzenten zeichnen ein umfassendes Bild der Ermittlungen und zeigen auch Missstände und Ungereimtheiten auf, die dem Fall häufig einen seltsamen Beigeschmack geben. Etwas schade ist allerdings die häufig schlechte Tonqualität der Interviews, die viele Passagen z.T. unverständlich machen – wobei die älteren Aufnahmen aus den damaligen Verhören natürlich nicht den Produzenten des Podcasts anzukreiden sind. Das zweite große Manko liegt wie angesprochen in der Natur des True-Crime-Formats, das leider einige Fragen ungeklärt lässt – schließlich hat man es hier nicht mit einer fiktiven Geschichte zu tun, bei der der Autor am Ende den Fall Detail für Detail aufarbeiten kann, sondern mit zwei Jahrzehnte zurückliegenden Ermittlungen, deren Beteiligte heute z.T. sogar gar nicht mehr am Leben sind und nicht mehr zu eventuellen Ungereimtheiten befragt werden können. Für Krimifans mit einem Interesse an wahren Mordfällen und sehr guten Englischkenntnissen ist „West Cork“ aber allemal empfehlenswert und bietet über 13 Podcast-Folgen hinweg spannende und eben auch realistische Unterhaltung. Wie alle anderen „Audible Original“-Podcasts ist auch „West Cork“ für Audible-Abonnenten kostenlos verfügbar und erscheint nach dem Download wie jedes normale Hörbuch in der eigenen Bibliothek.
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8/10
Ich fand den Podcast auch gut, obwohl ich mir natürlich ein anderes Ende wünsche. Ich hoffe, dass wir den französischen Prozess verfolgen können. (Falls was passiert.)
Vielleicht gibt es ja noch irgendwann eine zweite Staffel über den Prozess, es ist bestimmt lustig zu sehen wie sich der Verdächtige immer wieder blamiert XD