Labyrinth_Rezi

Rund eineinhalb Jahr ist es her, dass der abtrünnige Sohn von FBI Special Agent Aloysius Pendergast im Dickicht des brasilianischen Dschungels verschwunden ist, da taucht Alban plötzlich direkt vor der Haustür seines verhassten Vaters auf. Aus einem versöhnlichen Wiedersehen wird jedoch nichts, denn Pendergast und sein Mündel Constance können können nur noch den Tod des gefesselt vor ihren Füßen liegenden jungen Mannes feststellen. Dem Agenten ist schnell klar, dass ihm hier jemand eine ganz spezielle Botschaft übermitteln will, doch wer kann es überhaupt geschafft haben, seinen diabolischen Sohn mit seiner geradezu brillanten kriminellen Energie in eine tödliche Falle zu locken? Auch das NYPD steht angesichts des Mordes vor einem Rätsel, vor allem das extrem gestörte Vater-Sohn-Verhältnis und die erschreckende Gleichgültigkeit Pendergasts über den Verlust Albans wirft für die Ermittler viele Fragen auf. Pendergast selbst verfolgt jedoch eigene Pläne und setzt zu einem Alleingang an, als bei der Obduktion des Toten ein äußerst seltener Edelstein im Magen seines Sohnes gefunden wird und ihn die Spur des Steins zu einer verlassenen Mine in der Wüste Kaliforniens führt. Doch in den dunklen Schächten des ehemaligen Bergwerks lauert auf Pendergast eine tödliche Gefahr…

Ein Pendergast’sches Familientreffen der unangenehmen Art

Nicht viele Thrillerserien sind so langlebig wie die Agent-Pendergast-Reihe von Douglas Preston und Lincoln Child und auch im insgesamt bereits schon 14. Band „Labyrinth – Elixier des Todes“ kommt der eigenwillige FBI-Agent mit dem weißblonden Haar und den stahlblauen Augen nicht zur Ruhe, zumal sein neuer Fall direkt mit einem wahren Knalleffekt beginnt: Eines Abends wird ihm nämlich die Leiche seines ermordeten Sohnes Alban vor die Tür gelegt, der anschließende Versuch der Verfolgung des anonymen Boten bleibt zunächst erfolglos. Eingefleischte Preston & Child-Leser wissen natürlich um das in den Vorgängern bereits thematisierte äußerst angespannte Verhältnis zwischen Agent Pendergast und seinem abtrünnigen Sohn, der im Verlauf der Reihe bereits als krimineller Mastermind auf sich aufmerksam gemacht hat, und dürften daher auch nicht überrascht sein, dass sich die Trauer des Vaters um den Tod seines Kindes gelinde gesagt in argen Grenzen hält. Trotzdem nimmt der Agent die Herausforderung seines unbekannten Feindes natürlich an und nimmt die Suche nach den Mördern seines Sohnes auf – weniger aus Gründen der Vergeltung, sondern vorrangig um herauszufinden, wer einen derart großen Groll gegen ihn hegt und es mit dieser makabren Botschaft auf ihn abgesehen hat.

Zurück zu den Anfängen

„Labyrinth – Elixier des Todes“ nimmt also von Beginn an Fahrt auf und wartet für Pendergast-Fans der ersten Stunde zudem mit einem ganz besonderen Schmankerl auf, denn ein zweiter Handlungsstrang führt Pendergasts treuen Freund, NYPD-Lieutenant Vincent D’Agosta, zurück an den Ort ihres ersten gemeinsamen Falls, nämlich das American Museum of Natural History in New York, in dem die Pendergast-Reihe vor rund 20 Jahren in „Relic – Museum der Angst“ seinen Anfang fand. Dort wurde ein Angestellter des Museums tot aufgefunden, dessen Ermordung offenbar in Verbindung mit seiner mysteriösen Forschungsarbeit steht. Diese Rückkehr zu den Wurzeln der Reihe dürfte bei den langjährigen Lesern wohl für jede Menge Nostalgie sorgen, zumal es sogar noch ein Wiedersehen mit einer gewissen (ehemaligen) Museumsmitarbeiterin gibt, die nach langer Abwesenheit in den Pendergast-Romanen endlich einmal wieder aktiv an der Ermittlungsarbeit mitwirken darf – Fans der Reihe dürften wissen, wer hier gemeint ist 😉

Ein Highlight der langen Pendergast-Reihe – vor allem für Fans

Der 14. Pendergast-Fall ist also klar an Kenner der Vorgänger-Bände gerichtet und es scheint fraglich, ob man als blutiger Neueinsteiger gerade die Zusammenhänge rund um die Ermordung des Sohnes des Agenten versteht, da dieser Handlungsstrang trotz kurzer Zusammenfassungen der bisherigen Ereignisse schon ein gewisses Vorwissen voraussetzt. Dafür bekommt man aber einiges geboten, denn nachdem die Reihe mit den stellenweise eher durchwachsenen Bänden der sogenannten Helen-Trilogie und dem ebenfalls nicht ganz überzeugenden Corrie-Swanson-„Spin-Off“ „Attack – Unsichtbarer Feind“ ein wenig Gefahr lief, sich so langsam abzunutzen, kehren Douglas Preston und Lincoln Child mit „Labyrinth“ endlich wieder zu (fast) alter Stärke zurück und liefern einen packenden und stellenweise hochdramatischen Fall, der Pendergast an seine äußersten Grenzen treibt und bei dem es einem um den eigenwilligen Charakterkopf teilweise sogar richtig angst und bange werden kann. Der Geschichte fehlt zwar vielleicht die ganz große Raffinesse und Faszination der Anfänge der Reihe – denn nach 14 Bänden ist man eben nun einmal schon ein wenig abgehärtet und nicht mehr ganz so leicht zu überraschen –, trotzdem ist sie ohne echten Durchhänger ab der ersten Minute an packend und hält bis zum finalen Showdown ein gutes Spannungsniveau. Und weil auch Hörbuchsprecher Detlef Bierstedt gewohnt unterhaltsam in Aktion tritt und die Geschichte wie üblich mit genau der richtigen Mischung aus Seriosität und leichter Überzeichnung der Charaktere vorträgt, wird „Labyrinth – Elixier des Todes“ insgesamt zu einem der besten Bände der jüngeren Vergangenheit der Pendergast-Reihe.

Labyrinth – Elixier des Todes (Agent Pendergast #14)
  • Autor:
  • Sprecher: Detlef Bierstedt
  • Original Titel: Blue Labyrinth
  • Reihe: Agent Pendergast #14
  • Länge: 15 Std. 9 Min. (ungekürzt)
  • Verlag: Argon Verlag
  • Erscheinungsdatum: 21. Januar 2016
  • Preis 24,95 € (9,95 € im Audible-Flexi-Abo)
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Sprecher:
Gesamt:
8/10
Fazit:
Mit einer packenden Geschichte, die gerade in Hinblick auf Hauptfigur Special Agent Pendergast mit einiger Dramatik aufwarten kann und besonders für langjährige Fans der Reihe einige freudige Wiedersehen und eine gute Portion nostalgischen Charme bietet, beweisen Douglas Preston & Lincoln Child auch im 14. Anlauf, dass ihre Erfolgsserie noch lange nicht ihren Reiz verloren hat – ein spannender neuer Fall für Pendergast & Co.!

Kommentar verfassen: