Mr_Monster_Rezi

Fast fünf Monate sind vergangen, seit die beschauliche Kleinstadt Clayton von einer grausamen Mordserie heimgesucht wurde, die jedoch genauso plötzlich aufgehört hat wie sie anfing. Nur der 16-jährige John Cleaver und seine Mutter kennen den Grund für das Ende der Morde, denn der Teenager mit einer ungewöhnlichen Faszination für Serienkiller und einer eigenen dunklen Seite hat den Dämon, der ganz Clayton County in Angst und Schrecken versetzt hat, eigenhändig zur Strecke gebracht. Während das FBI immer noch nach dem Killer sucht und John wieder vorrangig damit beschäftigt ist, die Probleme des Erwachsenwerdens mit seinem eigenen inneren Dämon in Einklang zu bringen, kehrt das Grauen jedoch nach Clayton zurück: In immer kürzeren Abständen fallen junge Frauen einem neuen Mörder zum Opfer und alles deutet darauf hin, als würde der Täter mit seinen Verbrechen explizit um Johns Aufmerksamkeit buhlen…

Ein neuer Killer sucht die Kleinstadt Clayton heim

Die Bevölkerung des kleinen Städtchens Clayton kann einem schon fast leid tun: Da ist es noch nicht einmal ein halbes Jahr her, dass in Dan Wells’ „I am not a serial killer“ zahlreiche Bewohner der Stadt einem brutalen Killer zum Opfer gefallen sind, da steht auch schon der nächste Serienmörder vor der Tür – und das, obwohl nach Monaten der Angst gerade erst langsam der Alltag wieder nach Clayton eingekehrt ist. Da liegt es fast nahe, dem Autor beim zweiten Band seiner John-Cleaver-Reihe fehlende Kreativität vorzuwerfen, denn tatsächlich erinnert das Szenario von „Mr. Monster“ zunächst frappierend an den ersten Teil. Der 16-jährige Protagonist mit Neigung zum Serienkiller ist immer noch damit beschäftigt, die immer wieder aufdrängenden Triebe zu unterdrücken, erst recht da seine dunkle Seite durch die Eliminierung des ersten Clayton-Killers in puncto Töten durchaus auf den Geschmack gekommen ist und John Cleavers innerer Dämon, von ihm selbst „Mr. Monster“ genannt, kaum noch unter Kontrolle zu halten ist. Das ist vor allem deshalb äußerst unpraktisch, weil John gerade dabei ist, eine ernsthafte Beziehung zu einem Mädchen aufzubauen – da ist es wenig überraschend alles andere als hilfreich, wenn man ständig davon träumt, genau diese Person zu ermorden…

Wenn der innere Dämon die Kontrolle zu übernehmen droht…

Es braucht zugegebenermaßen eine Weile, bis die Geschichte im zweiten Band der Reihe in die Gänge kommt, denn in der ersten Hälfte hat „Mr. Monster“ fast schon den Charakter eines Contemporary-Romans – nur eben mit einer auf eine etwas bedenkliche Weise gestörten Hauptfigur. Das dominierende Thema dieser Phase ist nämlich Johns Beziehung zu Brooke, die Morde selbst hingegen werden fast schon nebensächlich geschildert. Spannung bezieht das Buch bis zur Mitte fast ausschließlich durch den inneren Konflikt des Teenagers mit seinem inneren Dämon, der wie schon im ersten Band sehr packend dargestellt wird und sich im Vergleich zu „I am not a serial killer“ deutlich verschärft hat – mit jedem falschen äußeren Reiz droht der Soziopath in John die Überhand zu gewinnen und aus dem Jungen einen Killer zu machen. Ähnlich interessant sind auch die Dialoge zwischen John und dem FBI-Agenten Forman, der nach wie vor die Morde des Vorgängerbandes untersucht und damit auch den jungen Cleaver immer mehr in Erklärungsnot bringt.

Gute Fortsetzung mit einer konsequenten Weiterentwicklung der Hauptfigur

Ziemlich genau ab der Hälfte nimmt „Mr. Monster“ dann aber deutlich an Fahrt auf, und das obwohl Dan Wells das Rätsel um die Identität des zweiten Clayton-Killers überraschend früh lüftet. Das tut der Spannung aber keinen Abbruch, ganz im Gegenteil: Ab dieser Enthüllung wird die Geschichte deutlich düsterer und auch deftiger und bietet wieder den aus weiten Teilen des Auftaktbandes gewohnten Nervenkitzel. Man sollte sich allerdings bewusst sein, dass die Geschichte auch diesmal wieder auf übernatürliche Elemente setzt, wenngleich diese erst relativ spät im Buch eine Rolle spielen. Das muss man mögen und ich bin mir auch nach wie vor nicht sicher, ob mir die Reihe ohne diese Fantasy-Einlagen nicht vielleicht sogar noch besser gefallen würde. Etwas schade ist auch, dass der schwarze Humor im Vergleich zum Vorgänger für meinen Geschmack diesmal etwas zu kurz kommt und sich deutlich weniger Gelegenheiten zum Schmunzeln bieten. Dennoch ist „Mr. Monster“ insgesamt eine gute Fortsetzung, die zwar etwas schwer in die Gänge kommt, dafür aber konsequent an der Weiterentwicklung der Hauptfigur John Cleaver arbeitet und mit einem ziemlich packenden und dramatischen Schlussdrittel punktet. Allerdings hoffe ich, dass der nächste Teil „I Don’t Want to Kill You“ mit ein paar neuen Impulsen aufwarten kann und nicht zum dritten Mal ein dämonischer Killer die Kleinstadt Clayton heimsucht…

Mr. Monster
  • Autor:
  • Deutscher Titel: Mr. Monster
  • Reihe: John Cleaver #2
  • Umfang: 288 Seiten
  • Verlag: Headline
  • Erscheinungsdatum: 4. März 2010
  • Preis Taschenbuch 11,94 €/eBook 6,63 €
Cover:
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Gesamt:
7/10
Fazit:
„Mr. Monster“, der zweite Band der John-Cleaver-Trilogie von Dan Wells, braucht zwar eine Weile, bis die (bis dahin etwas repetitive) Geschichte in die Gänge kommt, überzeugt dann aber mit einer packenden zweiten Hälfte und führt den Konflikt des Protagonisten gegen seinen inneren Dämon auf spannende Weise weiter.

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