Tags: Astronaut, Harper Voyager, Raumschiff, Weltall, Weltraummission
Genre: Science Fiction
Für den Journalisten Cormac Easton sollte es der Höhepunkt seines Lebens werden: Nach einem harten Ausleseprogramm wurde er ausgewählt, die Crew des Raumschiffs „Ishiguro“ zu begleiten und unter gewaltigem medialen Interesse aus erster Hand von deren spektakulärer Weltraummission zu berichten. Das Ziel des Milliarden verschlingenden Unterfangens: So weit ins Universum vorzudringen, wie es noch nie zuvor jemand geschafft hat. Für die Besatzung der „Ishiguro“ wird das mit Spannung erwartete größte Abenteuer der Menschheitsgeschichte aber schnell zu einem Albtraum: Gleich zu Beginn erwacht der Pilot nicht wie geplant aus seinem Hyperschlaf und kann nur noch tot aus seiner Sicherheitskapsel geborgen werden. Dieses Unglück ist jedoch nur der Auftakt einer Reihe kurioser Todesfälle, an deren Ende nur noch Cormac als letztes Crewmitglied zurückbleibt – ohne jegliches Wissen, wie das Raumschiff gesteuert wird. Die Vorgabe der Bodenstation ist jedoch eindeutig: Die Mission muss unter allen Umständen fortgeführt werden – koste es, was es wolle…
Ein Journalist alleine im Weltall
Dass eine Weltraummission kräftig in die Hose gehen kann, wissen Science-Fiction-Leser spätestens seit Andy Weirs Mega-Erfolg „The Martian“, in dem der Astronaut Mark Whatney unter unglücklichen Umständen völlig alleine auf dem Mars strandete und dort über Jahre hinweg ums Überleben kämpfte. Die Situation für die Hauptfigur in James Smythes Roman „The Explorer“ ist vielleicht noch schlimmer – zumindest was die Selbsteinschätzung von Journalist Cormac Easton angeht. Dieser ist nämlich gerade mal ein paar Tage an Board des Raumschiffs „Ishiguro“ und hat bereits seine komplette Crew verloren, die einer nach dem anderen wie die Fliegen gestorben sind und Cormac in einem Weltraumgefängnis voller Leichen zurückgelassen haben. Und während Andy Weirs Mark Whatney immerhin noch ein ausgebildeter Spezialist und überaus kreativer und willensstarker Überlebenskünstler war, ist Easton nicht viel mehr als ein gewöhnlicher Reporter, der das vermeintlich ganz große Los gezogen hatte und lediglich mit der Erfahrung eines Basis-Trainingsprogramms ins All geschickt wurde – von der Steuerung und Instandhaltung eines Raumschiffs hat der Schreiberling keine Ahnung.
Cormac Easton – ein Antiheld auf aussichtsloser Mission
Überhaupt wirkt Cormac Easton ein bisschen wie der uncoole kleine Bruder von Mark Whatney. Technisch ist der Journalist nicht auf der Höhe, ein vollwertiges Teammitglied war er unter all den „richtigen“ Astronauten irgendwie auch nicht und während der Mars-Robinson nicht lange mit seinem Schicksal haderte und sich selbst mit unermüdlichem Optimismus immer wieder aus dem Schlamassel zog, wirkt Cormac weitestgehend hilflos und scheint sich mit seinem unausweichlich scheinenden Tod fast schon abgefunden zu haben. Während der Treibstoff immer weiter zu Neige geht und eine wohlbehaltene Rückkehr zur Erde für ihn in weite Ferne rückt, macht der Reporter vor allem eines: warten. Das kann auf Dauer ganz schön ernüchternd sein, weil man dem desillusionierten Pechvogel zwischendurch am liebsten in den Hintern treten möchte, um ihn endlich zum Handeln zu zwingen. Dieser hängt aber lieber melancholisch seiner gescheiterten Beziehung nach und bedauert sich selbst ob seiner misslichen Situation. Man hat mit Sicherheit schon heroischere Persönlichkeiten auf Weltraummission erlebt, vielleicht macht aber auch gerade diese wenig ruhmreiche Durchschnittlichkeit Cormac Easton zu einem recht glaubwürdigen Antihelden.
Ein eher ruhiges, aber atmosphärisch sehr intensives Weltraumabenteuer
Die große Stärke von „The Explorer“ ist aber auch weniger seine Hauptfigur, sondern die sehr intensive Atmosphäre. James Smythe gelingt es hervorragend, die bedrückende Isolation an Bord der „Ishiguro“ einzufangen, sodass man selbst als Leser nach einer Weile fast schon eine Art Lagerkoller bekommt. Zudem umgibt die Geschichte die ganze Zeit eine Aura des Surrealen, die Smythe mit einem sehr überraschenden Twist gleich zu Beginn des Romans herbeiführt. „The Explorer“ erinnert dabei stilistisch und atmosphärisch frappierend an den SciFi-Film „Moon“ mit Sam Rockwell und ist trotz der eher überschaubaren Action clever erzählt, zudem sorgt der mit nur rund 264 Seiten recht geringe Umfang der Geschichte dafür, dass aufgrund der sehr komprimierten Erzählung nicht viel Leerlauf aufkommt. Eine kleine Warnung muss jedoch sein: „The Explorer“ ist zwar weitestgehend in sich abgeschlossen, wer jedoch gerade bei der Auflösung auf umfassende Erklärungen hofft, muss sich dafür mindestens bis zur Fortsetzung „The Echo“ gedulden – geplant sind wohl sogar vier Bände des sogenannten „The Anomaly Quartet“.
Cover: | |
Charaktere: | |
Story: | |
Atmosphäre: |
7/10