Karyl Bogomirsky ist einer der größten und meist berüchtigten Kriegshelden in Paradise und hat sich diesen Ruf durch zahlreiche erfolgreiche Schlachten mit viel Schweiß und Blut bitter erkämpft. Mindestens ebenso gefürchtet wie Karyl ist sein Reittier und treuer Begleiter Shiraa – ein ausgewachsener Allosaurus, den der Söldner von dessen Geburt an zu seinem Kriegskameraden aufgezogen hat und der allein durch seine furchteinflößende Präsenz ein unschätzbarer Trumpf in jeder Schlacht ist. Allerdings hilft auch der mächtigste Dinosaurier wenig, wenn die eigenen Verbündeten sich plötzlich gegen einen wenden und durch einen schrecklichen Verrat muss Karyl mit seiner Triceratops-Armee eine verheerende Niederlage hinnehmen, die er letztlich sogar selbst mit dem Leben bezahlt. Doch das Schicksal hat den Krieger offenbar zu etwas höherem auserkoren und lässt den gefallenen Helden von den Toten auferstehen. Mit nur einem einzigen Verbündeten beginnt für Karyl ein Feldzug, an dessen Ende seine triumphale Rückkehr und der Sturz seiner Verräter stehen soll…
In einer Welt, in der Menschen und Dinosaurier gemeinsam leben…
Wenn ein Verlag eine Neuerscheinung mit der vollmundigen Ankündigung „It’s like a cross between ‚Jurassic Park‘ and ‚Game of Thrones‘“ bewirbt, dann sorgt der Vergleich mit zwei so erfolgreichen Werken und modernen Klassikern der Weltliteratur fast zwangsläufig für Aufsehen. Wenn dieses Zitat aber von niemand geringerem als „A Song of Ice and Fire“-Autor George R.R. Martin selbst stammt, dann ist das nicht nur so gut wie eine Garantie für einen Bestseller, sondern führt zudem auch gleich zu einer unglaublich hohen Erwartungshaltung. Die Voraussetzungen für Victor Miláns „The Dinosaur Lords“ scheinen jedoch bestens und das Setting besitzt durchaus das Potenzial, den Roman des Amerikaners zu einem Erfolg werden zu lassen. Angesiedelt ist dessen Geschichte nämlich in der Welt Paradise, wo Menschen mehr oder weniger im Einklang mit Dinosauriern leben und sich die riesigen Echsen zu Nutzen gemacht haben – sei es als Kriegsmaschinen der titelgebenden „Dinosaur Lords“, die sich in gewaltigen Dinosaurier-Schlachten bekriegen und um die Herrschaft streiten, oder eben tatsächlich als Nutz- und Lasttiere, die den Menschen den Alltag erleichtern.
Ein Fest für Dino-Fans? Leider nicht…
Auf dem besten Wege, die hohen Erwartungen zu erfüllen und den heimlichen Blutdurst der Leserschaft zu stillen, legt Victor Milán auch gleich mit einer beeindruckenden Schlacht los und lässt die heimlichen Stars seiner Geschichte mit aller Gewalt aufeinandertreffen. Leider ist das unterhaltsame Auftaktgemetzel dann aber für längere Zeit auch erst einmal das letzte große Dinosaurier-Highlight, denn je tiefer man in die Geschichte eintaucht, desto mehr macht sich zumindest bei eingefleischten Dino-Fans (wie mir) Ernüchterung breit. Einerseits verlieren die gigantischen Schreckensechsen recht schnell viel von ihrer Faszination, wenn sie nur als etwas bessere Nutztiere und kräftige Packesel auftreten dürfen und selbst urzeitliche Herrscher wie Tyrannosaurier oder Allosaurier scheinbar mühelos von menschlichen Kriegern gezähmt und als Reittiere benutzt werden – trotz kleinerer Ausnahmen hat der Mensch in Paradise für meinen Geschmack einfach viel zu viel Kontrolle über die größten und furchteinflößendsten Lebewesen, die die Erde jemals hervorgebracht hat. Andererseits stellt jedoch auch der Autor selbst seinen Lesern einige Steine in den Weg, indem er die Echsen meist nicht bei ihren geläufigen lateinischen Namen nennt, sondern sich selbst pro Art auch noch einen oder mehrere umgangssprachliche Bezeichnungen ausgedacht hat. So wird z.B. ein Triceratops je nach Lust und Laune zu „Tricornio“, „Tree-horn“ oder Trike oder ein Allosaurus zu „Matador“ oder „Slayer“. Selbst wer also früher in Kindesjahren eifrig Dino-Namen auswendig gelernt hat ist hier dennoch weitestgehend aufgeschmissen, denn man hat nie wirklich den Überblick, von welchen Sauriern gerade die Rede ist, weil die Bezeichnungen eben ständig wechseln. Wenn dann teilweise noch Eigennamen der Tiere hinzukommen, ist das Chaos perfekt – von der hirnrissigen Idee, ein Monster wie einen ausgewachsenen T-Rex mit dem Namen „Snowflake“ zu verniedlichen, ganz zu schweigen…
Trotz Dinosauriern leider nur uninspirierter 08/15-Fantasy-Stoff
Der Dino-Part des Romans ist also eine mittelschwere Enttäuschung, und auch in Bezug auf die Geschichte kann „The Dinosaur Lords“ nicht wirklich punkten. Das Setting ist grundsätzlich zwar interessant, wirkt aber trotz diverser Gottheiten und einer damit verbundenen Schöpfungsgeschichte meist unausgegoren – so macht es sich Milán z.B. sehr einfach und versucht es gar nicht erst mit einer Erklärung für das Zusammenleben von Menschen und Dinosauriern und warum ausgerechnet die vermeintlich deutlich überlegenen Riesenechsen in der Welt von Paradise den Kürzeren gezogen haben. Auch der willkürlich wirkende Sprachmix mit englischen, spanischen und französischen Einflüssen wirkt völlig beliebig und trägt ebenso zur Verwirrung bei wie der sehr umständliche Schreibstil, der viele Passagen erst im zweiten Anlauf verständlich macht. Was den Fantasy-Plot betrifft, liefert Milán ebenfalls nur Durchschnittskost und zeigt sich sowohl bei der Handlung als auch bei seinen austauschbaren Charakteren recht uninspiriert. Somit kann „The Dinosaur Lords“ meiner Meinung nach der hohen Erwartungshaltung leider in keinster Weise gerecht werden und überzeugt lediglich in optischer Hinsicht, da die Leser-Augen nicht nur vom tollen Cover, sondern auch den vielen fantastischen Zeichnungen im Buch verwöhnt werden. Ob man den Roman aber aufgrund dieser Illustrationen unbedingt haben muss, muss jeder für sich selbst entscheiden…
Cover: | |
Charaktere: | |
Story: | |
Atmosphäre: |
5/10
Dieses Buch hört sich echt schlecht an. Ich würde lieber Jurassic Park lesen.
Naja, richtig mies war es jetzt auch nicht, aber ich fand die Geschichte halt überhaupt nicht interessant und den Dino-Part ziemlich enttäuschend.
„Jurassic Park“ kannst du aber ruhig mit auf deine Liste packen ;D