Nach dem Essen soll man nicht schwimmen, Apfelschorle ist das beste Sportgetränk, Sport macht schlank und zu viele Kopfbälle lassen Gehirnzellen absterben und sorgen für dumme Fußballer – diesen und ähnlichen Thesen wird wohl jeder – auch die Nichtsportler – schon mal in seinem Alltag begegnet sein. Für Fitness-Experte Ingo Froböse und Sportmoderator Peter Großmann Grund genug, um sich viele solcher Aussagen einmal genauer vorzunehmen und auf ihren Wahrheitsgehalt zu untersuchen – herausgekommen ist dabei ihr gemeinsamer Ratgeber „Dumm kickt gut und 44 andere Sportirrtümer“. In neun Oberkategorien mit Titeln wie „Sport ist Mord“ oder „Wer schön sein will, muss Sport treiben“ dreht sich somit alles um bekannte und weniger bekannte Mythen rund um Sport und Gesundheit und „entlarvt die 45 hartnäckigsten Halbwahrheiten“, wie es der Klappentext des Buches vollmundig ankündigt.
45 weit verbreitete Sport-Mythen und ihre „Entlarvung“
In der Praxis sieht das so aus, dass jedem der 45 Kapitel eine kurze These vorangestellt wird, die jeweils eines dieser vielen Vorurteile vertritt. Die Themen sind dabei relativ vielseitig gewählt und erstrecken sich von allgemeinen Aussagen über das richtige Training oder eine möglichst gesunde Ernährung bis hin zu eher speziellen Fragestellungen wie der empfehlenswerten Sport-Dosis für Schwangere oder die Leistungsfähigkeit von Rauchern. Wohl kaum jemand wird jedes einzelne dieser Kapitel als nützlich für seinen Alltag betrachten, interessierte Freizeitsportler sollten unter den vielen Ratschlägen jedoch zumindest einige für sie relevante Tipps finden können. Auf durchschnittlich ca. 2-4 Seiten pro Abschnitt stellen Froböse und Großmann die einleitenden Aussagen auf den Prüfstand und gehen dabei in der Regel näher auf die Funktionsweise des menschlichen Körpers ein und ziehen zur Untermauerung ihrer Ausführungen gerne passende wissenschaftliche Studien heran.
Verständliche, aber wenig anschauliche Erklärungen
Das gelingt den beiden Autoren in den meisten Fällen auch verständlich, aber leider wenig anschaulich: Es ist nicht schwer, den oft sehr detaillierten Beschreibungen über Enzyme, Muskeln oder den menschlichen Stoffwechsel zu folgen, viel davon hängen bleiben dürfte beim Durchschnittsleser davon aber wohl kaum – dazu sind die Erklärungen einfach zu dröge und nicht spielerisch genug. Zwar fassen Froböse und Großmann zum Ende jedes Kapitels ihre Ausführungen kurz und knapp in einem kleinen Fazit zusammen, leider kommt es dabei aber fast zwangsläufig immer wieder zu Wiederholungen. Natürlich ist es in einem allgemein gefassten Sportratgeber schwierig bis unmöglich, auf die individuelle Beschaffenheit jedes Einzelnen einzugehen, wenn dann aber gefühlt zwei Drittel der Kapitel mit der Aussage „Auf die richtige Dosierung kommt es an“ enden, so ist dies zum einen relativ ermüdend, zum anderen kann man als halbwegs informierter Leser sich diese „Entlarvungen der Sport-Mythen“ auch selbst zusammenreimen.
Nicht unnützer, aber etwas zu trocken geratener Sport-Ratgeber
Somit ist „Dumm kickt gut“ als kleiner Ratgeber für die Mittagspause ganz nett und bietet ohne Frage sicherlich auch die ein oder andere nützliche und hilfreiche Information zur Gestaltung der eigenen Ernährung oder des täglichen Fitnessplans, wirklich bahnbrechende Erkenntnisse sollte man von diesem Buch allerdings nicht erwarten. Zudem hätte ich mir bei dem doch etwas provokant gewählten Buchtitel einen deutlich höheren Unterhaltungswert der Lektüre gewünscht, die sich insgesamt leider als recht trocken herausstellt, sodass man sich dieses Sachbuch wohl eher in kleinen Dosen zu Gemüte führen wird. Lediglich in den abschließenden Kapiteln zu den „Top-5-Fussballmythen“ gelingt Froböse und Großmann ein etwas lockerer Stil, inhaltlich gibt es mit Untersuchungen zum vermeintlichen Heimvorteil im Fußball oder dem Mythos, dass der Gefoulte nie selbst den Elfmeter schießen sollte, aber auch hier wenig Neues.
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6/10