Tags: Artussage, Eighth Day, HarperCollins, Magie, Middle Grade, Parallelwelt, Young Adult
Genre: Fantasy
Nach dem frühen Verlust seiner Mutter und dem plötzlichen Tod seines Vaters ist der 12-jährige Jax Aubrey Vollwaise und wohnt seitdem bei seinem Vormund Riley – der mit seinen gerade mal 18 Jahren aber völlig ungeeignet zu sein scheint, um Verantwortung für einen Teenager zu übernehmen. Jax ist absolut schleierhaft, wieso sein Vater in seinem Testament ausgerechnet Riley als Erzieher seines Sohnes festgelegt hat, schließlich könnte er eigentlich auch bei der Cousine seines Vaters aufwachsen, die sich seltsamerweise aber mit dem merkwürdigen Arrangement abgefunden zu haben scheint. So muss Jax sich Tag für Tag mit seinem faulen und unfähigen Vormund abmühen, Haushalt und Versorgung im Alleingang übernehmen und auch noch Rileys ebenso nutzlosen Freund durchfüttern. Wütend und genervt sehnt sich Jax nach einem Ausweg aus seinem tristen und frustrierenden Dasein – als er dann aber kurz nach seinem 13. Geburtstag eines Morgens aufwacht und alle Menschen um ihn herum plötzlich verschwunden sind, ist die neue (und eigentlich ersehnte) Einsamkeit für ihn dennoch ein großer Schock…
Wenn die Woche noch einen seltsamen 8. Tag hätte…
Klingt nach einem dramatischen „Apokalypse über Nacht“-Szenario, ist aber eigentlich halb so schlimm und hätte Riley nicht Jax’ Geburtstag verschlafen, wäre der 13-Jährige auch auf die neuen Wunder seines Teenager-Daseins vorbereitet gewesen. Denn nur einen Tag nach dem bizarren Erlebnis ist alles wie immer, nur dass der vorangegangene menschenleere Tag gar nicht stattgefunden zu haben scheint. Wie der völlig verdatterte Jax daraufhin erfährt, gibt es zwischen Mittwoch und Donnerstag noch einen zusätzlichen Wochentag, der aber nur von einer kleinen Gruppe von Menschen gelebt werden kann – und Jax zählt ganz offenbar zu diesen Auserwählten. Es ist schon ein etwas kurioses Szenario, dass Dianne K. Salerni ihren Lesern in „The Eighth Day“, dem Auftakt ihrer neuen Jugendbuch-Reihe präsentiert, aber sicherlich auch eines von hoher Originalität. Und natürlich wirft der zusätzliche Wochentag – in der Geschichte umgangssprachlich „Grunsday“ genannt – nicht nur für Jax eine Menge Fragen auf: Woher kommt dieser Tag, warum wird er nicht von allen wahrgenommen und warum zählt ausgerechnet Jax zu denen, die sich in der Parallelwelt des achten Tages bewegen können?
Eine magische Parallelwelt mit Bezug zur Artussage
Gerade diese teilweise sehr verwirrenden Mysterien sorgen dafür, dass „The Eighth Day“ nach dem etwas schlichten und fast zu kindlich wirkenden Anfang deutlich an Ernsthaftigkeit gewinnt, zumal die Hintergründe des Grunsday den Sachverhalt zusätzlich verkomplizieren. Salernis Roman beruht in Grundzügen nämlich auf der klassischen Artussage und hat deren Legenden somit praktisch in die Neuzeit transportiert. Das bringt aber auch eine Vielzahl an Namen, Familiengeschlechtern und uralten Rivalitäten mit sich, die man zwar im Schnelldurchlauf erklärt bekommt, welche aber eine ganze Weile lang in erster Linie einmal für große Verwirrung sorgen. Damit diese (zugegeben sehr freie) Lehrstunde aber nicht zu trocken ausfällt, hat die Autorin ihre Geschichte mit jeder Menge Action gespickt, die das Erzähltempo hochhält und keine Langeweile aufkommen lässt. Zudem gibt Jax als Hauptfigur einen soliden Sympathieträger ab und „The Eighth Day“ bietet auch den ein oder anderen ganz netten Nebencharakter, wobei ein großer Teil der Figuren leider deutlich zu wenig Raum zur Entfaltung eingeräumt bekommt. Gelungen ist aber auf jeden Fall der Einsatz eines zweiten Erzählstrangs, der praktisch die Welten vertauscht und das Geschehen aus der Sicht einer Grunsday-Bewohnerin schildert – denn es gibt auch Menschen, die ausschließlich in den Tagen des Paralleluniversums leben.
Ein unterhaltsamer Reihenauftakt mit Potenzial
Insgesamt ist „The Eighth Day“ somit ein unterhaltsamer Jugendroman und ein guter Auftakt dieser neuen Reihe. Die Grundidee ist originell und auch größtenteils gut umgesetzt, auch wenn das Grunsday-Setting vielleicht noch etwas zu gewöhnlich geraten ist und trotz magischer Kräfte noch nicht den Zauber der großen Vorbilder Percy Jackson und Harry Potter versprüht. Es fehlt der Geschichte für meinen Geschmack auch noch an einem charismatischen Antagonisten, die Bösewichte im Roman kommen doch alle etwas uninspiriert und oberflächlich daher. Trotzdem hat diese Reihe nicht zuletzt aufgrund der interessanten Bezüge zur Artussage auf jeden Fall Potenzial. Wenn es Dianne K. Salerni in den folgenden Bänden gelingt, ihren Charakteren und der Story noch mehr Tiefgang zu verleihen und vielleicht atmosphärisch auch ein wenig düsterer zu werden, könnte die „Eighth Day“-Reihe sich durchaus zu einem beachtenswerten Vertreter des Genres entwickelt – der Anfang dazu ist allemal gemacht.
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Story: | |
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7/10