Tags: Dortmund, Erbschaft, Kanzlei, Mandant, Personensuche, Rechtsanwalt, Ruhrgebiet, Stephan Knobel, vermisst, Verschwinden
Genre: Krimi
Eigentlich hat der Dortmunder Rechtsanwalt Stephan Knobel gar nicht den Kopf frei, um sich um seinen neuen Mandanten Gregor Pakulla und dessen Anliegen zu kümmern. Seit geraumer Zeit schon machen ihm nämlich die Machtspielchen mit seinem strebsamen Kollegen zu schaffen und erst am Morgen hat Knobel von seiner Frau erfahren, dass diese sich von ihm trennen möchte. Doch Pakulla lässt sich auch vom offensichtlich zur Schau gestellten Desinteresse des Anwalts nicht abschrecken und kommt ohne große Umschweife zur Sache: Nach dem Tod einer Tante seien er und sein Bruder Sebastian die Alleinerben der Verstorbenen, allerdings ist dieser seit Monaten spurlos verschwunden und behindert somit die Abwicklung des Erbverfahrens und die Auszahlung des Vermögens an Gregor Pakulla. Damit dieser aber endlich zu seinem Geld kommt, soll Knobel den ungeliebten Bruder schnellstmöglich ausfindig machen. Für den Anwalt klingt dieser Familienzwist und die scheinbar wenig anspruchsvolle Personensuche zwar nicht besonders verlockend, allerdings zeigt sich sein Mandant äußerst großzügig – und einen derart zahlungsfreudigen Klienten kann Knobel im Machtkampf in der Kanzlei nur zu gut gebrauchen…
Der zweite Fall für den Dortmunder Anwalt Stephan Knobel
„Todeserklärung“ ist nach dem Reihenauftakt „Karrieresprung“ bereits Klaus Erfmeyers zweiter Kriminalroman um den Dortmunder Rechtsanwalt Stephan Knobel, allerdings kann man sich auch problemlos ohne große Vorkenntnisse in die Geschichte stürzen. Man hat zwar in der Anfangsphase durchaus das Gefühl, dass es bereits eine kleine Vorgeschichte im Privat- und Berufsleben des Anwalts gibt, allerdings stellt Erfmeyer die Situation seines Protagonisten schnell und unkompliziert schon auf den ersten Seiten dar – und man hat dabei nicht wirklich das Gefühl, dass man gerne mit der Hauptfigur tauschen möchte. Frau weg, nervige Streitereien mit dem Kanzleistreber, schon länger keinen dicken Fisch mehr an der Angel gehabt – nach seinem schnellen Aufstieg zum Partner tritt die Karriere Knobels auf der Stelle und sein ewiger Dauerkonkurrent läuft ihm immer mehr den Rang ab. Und wenn man ehrlich ist macht der etwas wehleidige Anwalt anfangs auch nicht gerade den sympathischsten Eindruck, als er seinem neuen Mandanten doch recht schroff und wenig zuvorkommend gegenübertritt und keinerlei Interesse an der Aufklärung dessen Falls zeigt. Diese leichte Antipathie gegenüber dem wenig verantwortungsbewusst wirkenden Protagonisten bleibt auch über weite Strecken des Buches bestehen und Stephan Knobel gibt weder als Ehemann und Familienvater noch als Anwalt eine besonders gute Figur ab.
Simpel gestrickter Fall mit einer Portion Familiendrama
Dennoch findet man beim Lesen ziemlich schnell in die Geschichte hinein und auch wenn der Fall mit einer simplen Personensuche bezüglich eines Erbstreits nicht gerade spektakulär erscheint, entpuppt sich die Handlung doch als leicht bekömmlich. Zwar kann diese weder besonderen Anspruch noch ein gesteigertes Spannungsniveau vorweisen, Klaus Erfmeyer hat aber einen durchaus angenehmen Schreibstil, von dem man sich dann doch durch das Buch tragen lässt – auch wenn das private Drama des Anwalts ehrlich gesagt häufig interessanter ist als die über weite Strecken recht antriebslosen Ermittlungen Knobels. Wenn dieser nicht über seinen attraktiven Sidekick, seine Aushilfskraft und Bettgefährtin Marie, verfügen würde, wäre Knobel vermutlich auch nach den nicht ganz 300 Seiten kaum weiter als nach dem ersten Mandantengespräch. Man fragt sich im Verlauf des Romans aufgrund der eigentlich lahmen Hauptfigur und der gemächlichen Story oft selbst, warum genau man eigentlich noch weiterliest, trotzdem bleibt man irgendwie am Ball und wird dafür immerhin mit einer soliden, wenn auch nicht besonders überraschenden Aufklärung belohnt.
Solider Anwaltskrimi ohne große Höhepunkte
Insgesamt ist „Todeserklärung“ somit ein durchaus passabler Anwaltskrimi, für den man zwar weder Jura noch Kriminalistik studiert haben muss und der mit keiner allzu raffinierten Story aufwarten kann, als eingängige Lektüre für zwischendurch ist Erfmeyers Buch aber ganz nett – und das ist gar nicht mal abschätzig gemeint. Ob man sich den lethargischen Anwalt und dessen persönliche Dramen über eine ganze Reihe hinweg antun muss, wage ich an dieser Stelle einmal zu bezweifeln, für ein paar unterhaltsame Stunden kann man den Ausflug ins Ruhrgebiet aber gerne wagen, zumal der Autor mit seinen Ortsbeschreibungen hin und wieder eine ganz nette Ruhrpott-Atmosphäre erzeugt. Kann man lesen, muss man aber nicht.
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6/10