Weil Franz Eberhofer sich in jüngerer Vergangenheit als Polizist nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat, wurde er von der Großstadt München in die bayerische Provinz strafversetzt – und zwar in sein Heimatdorf Niederkaltenkirchen. Dort kennt jeder jeden und nicht zuletzt aufgrund der überschaubaren Einwohnerzahl hält sich auch der berufliche Stress für Eberhofer in angenehmen Grenzen: Tagsüber ein wenig durchs Dorf spazieren, hin und wieder mal bei kleineren Streitigkeiten eingreifen und abends den Tag in der Dorfkneipe bei einem Bierchen ausklingen lassen. Am anstrengendsten sind da eigentlich schon die lästigen Gassi-Runden mit seinem Hund Ludwig, das eklige Rumgeschleime seines verhassten Bruders Leopold oder die lautstarke Beatles-Musik seines Vaters. Das ändert sich aber, als sich in Niederkirchen plötzlich seltsame Todesfälle häufen und es Franz Eberhofer doch tatsächlich mit einem Vierfachmord zu tun bekommt…
Mord in der bayerischen Provinz
„Winterkartoffelknödel“, „Dampfnudelblues“, „Schweinskopf al dente“, „Grießnockerlaffäre“ und „Sauerkrautkoma“. Seit 2010 überschwemmt Rita Falk mit ihren bayerischen Provinzkrimis die deutsche Buchlandschaft und landet stets mit traumwandlerischer Sicherheit in den Bestsellerregalen der Republik. Nun hab ich es mit Kriminalromanen zwischen Klamauk und Lokalkolorit nicht unbedingt so am Hut, doch „Winterkartoffelknödel“ hat vor geraumer Zeit mal als kostenloses eBook den Weg auf meinen SuB gefunden – wo es dann ungefähr so ein aufregendes Dasein gefristet hat wie die Titelfigur Franz Eberhofer in seinem beschaulichen Heimatdorf. Doch irgendwann ist es auch für unfähige Provinzpolizistin und beharrliche SuB-Leichen mit der Ruhe vorbei und so habe ich mich dann doch einmal ins bayerische Niederkaltenkirchen begeben.
Nichts für anspruchsvolle Krimi-Leser
Wenig überraschend passiert dort erst einmal nicht viel, stattdessen bekommt man ein paar erste Einblicke in das Leben des Franz Eberhofer: Gassi-Runde mit dem Hund, Dorftratsch, Flirts mit einer zugezogenen neuen Hausherrin, Bier in der Kneipe, Familienstreitigkeiten und deftige Hausmannskost von der Oma – ungefähr so sieht ein typischer Tag des strafversetzten Polizisten aus. Warum genau dieser aus der Großstadt verbannt wurde, erfährt man zwar erst später, man erkennt jedoch recht schnell dass Franz Eberhofer nicht unbedingt für die Polizeiarbeit geschaffen ist: Keinerlei Spürsinn, praktisch nicht vorhandene Kombinationsgabe und ein äußerst bedenklicher Umgang mit Schusswaffen, unter dem schon mal der Plattenspieler seines Vaters leiden muss. Alles ganz amüsant, aber als eingefleischter Krimileser merkt man sehr schnell, dass die geistigen Fähigkeiten bei der Lektüre wohl nicht großartig gefordert werden: Klischeehafte Charaktere, ein überschaubarer Krimiplot, der Hobby-Spürnasen jederzeit massiv unterfordert und ein Schreibstil, den man wohl gnädig mit „er schreibt wie er spricht“ umschreiben könnte. Geschildert wird das Geschehen nämlich aus der Sicht des Dorfpolizisten persönlich, und zwar genauso plump, umgangssprachlich und mundartlich, wie man sich das bei einem bayerischen Provinzkrimi vorstellt. Kann man mögen, muss man aber nicht.
Klischeehaft und plump, aber nicht völlig ohne Charme
Nun ist „Winterkartoffelknödel“ insgesamt aber recht kurz, lässt sich ganz gut „weglesen“ ohne sich dabei geistig groß überschlagen zu müssen (was ja manchmal auch ganz angenehm sein kann) und ab und zu stolpert man doch tatsächlich über die ein oder andere Stelle, die einem widerwillig ein Schmunzeln entlockt. So plätschert das Buch dann gemütlich mit einem zwar kaum existenten Spannungslevel, aber dafür dann eben doch mit einem gewissen Charme vor sich hin, unterhält ganz nett und tut dabei auch niemandem weh. Dass es schon sehr unglaubwürdig ist, dass tatsächlich jemand so blöd sein kann sich als Mutprobe unter einen an einem Kran baumelden Container zu stellen bis dieser (wie überraschend!) hinunterfällt und die Hauptfigur so naiv ist, dass es fast körperlich schmerzt – geschenkt. Rita Falk erweckt nie den Anschein, anspruchsvolle Unterhaltung bieten zu wollen, aber ein paar Klischees weniger hätten es dann wohl doch sein dürfen. Das einzige wirkliche Highlight war für mich Franz Eberhofers schwerhörige Oma, die jedem Schnäppchen hinterherjagt, zu jugendlicher Popmusik (die sie eh nicht hören kann) abzappelt und wohl als einzige in diesem Dorf nicht auf den Kopf gefallen zu sein scheint. Der Rest ist 08/15-Krimi-Unterhaltung mit 08/15-Charakteren und einer nicht mal 08/15-Story. Am Ende bleibt dann eben auch eine 08/15-Wertung und die Frage, warum gerade diese Reihe einen Bestseller nach dem anderen hervorbringt. Da gibt es selbst unter den humoristischen Provinzkrimis spannendere und amüsantere Alternativen.
Cover: | |
Charaktere: | |
Story: | |
Atmosphäre: |
5/10