Tags: Devil's Cape, Gewalt, Korruption, Louisiana, Mafia, organisiertes Verbrechen, Piraten, Superhelden, Superschurken
Genre: Fantasy, Thriller
Devil’s Cape, Louisiana: Eine Stadt, die seit ihrer Gründung als Piratennest von Gewalt und Korruption geprägt ist und in der zahlreiche Banden in jahrzehntelangen Fehden und mit mafiösen Methoden erbittert um die Herrschaft streiten. Ein Ort, in dem das Gute nie eine Chance gehabt hat und auch in Zukunft nicht Einzug halten wird, zumindest wenn es nach dem skrupellosen Verbrecherboss Robber Baron geht. Dieser hat seine Machtübernahme in Devil’s Cape von langer Hand geplant und wird nur noch von einer kleinen Gruppe Widerstandskämpfer vom Erreichen seines Ziels getrennt – allerdings verfügen die Storm Raiders über außergewöhnliche Fähigkeiten und wachen seit Jahren als praktisch einzige verbliebene moralische Instanz über die Stadt, wenngleich ihr Einsatz einem Kampf gegen Windmühlen gleicht. Nun scheint jedoch das Ende der Helden-Truppe gekommen, denn der Robber Baron hat einen wahren Zirkus an Freaks und Killern um sich versammelt, um Devil’s Cape endgültig zu unterjochen…
Devil’s Cape: Piratenstadt mit Superhelden, Mafia-Clans und Mutanten-Gangstern
Superhelden-Geschichten gibt es wie Sand am Meer, doch während sich in den meisten Comics, Filmen oder Büchern in der Regel ein einziger Held zum Retter aufschwingt, bringt Rob Rogers’ Fantasy-Thriller gleich eine ganze Reihe von schier übermächtigen Gestalten mit, die sich wie ihre Vorfahren in den letzten drei Jahrhunderten in einem der düstersten Orte Louisianas bis aufs Blut bekriegen. Denn seit im Jahr 1727 der maskierte Pirat St. Diable diesen Fleck Land für sich und seine brutalen Geschäfte beanspruchte, ist Devil’s Cape der Tradition seiner Gründer treu geblieben und hat nicht viel mehr als eine von Gewalt geprägte Stadt hervorgebracht, in der das Leben von der organisierten Kriminalität vollends beherrscht wird. Wer in diesem Albtraum überleben will, hat eigentlich nur eine Wahl: Entweder er schlägt selbst einen Weg des Verbrechens ein und schließt sich einer der mächtigen Gangster-Familien an, oder er erkauft sich mit reichlich Geld den nötigen Schutz und Einfluss. Nur wenige Menschen in Devil’s Cape glauben überhaupt noch an das Gute, und die Geschichten einiger dieser potenziellen Hoffnungsträger erzählt Rob Rogers in seinem düsteren Superhelden-Roman – und beginnt dabei ganz am Anfang, nämlich teilweise sogar bei den ersten Atemzügen seiner Charaktere.
Neue Helden braucht die korrupte Stadt
Im Zentrum der Handlung steht dabei ein dramatisches Ereignis, welches das Leben in der Stadt einschneidend verändert und nahezu eine neue Zeitrechnung einleitet. Passend dazu zählt der Autor in seinen Kapitelüberschriften auch auf diesen Zeitpunkt hin bzw. davon weg, denn zunächst nimmt sich Rogers die Zeit, um im Zeitraffer über rund 30 Jahre hinweg die Vorgeschichte seiner späteren Helden zu erzählen. Hier muss man sich als Leser zwar ein wenig in die Geschichte hineinbeißen und auch ein wenig Geduld mitbringen, da gerade diese ersten Kapitel viele Figuren einführen und deren Zusammenhänge zunächst nicht unbedingt erkennbar sind. Nach etwa einem Viertel des Buches setzt dann aber die eigentliche Handlung ein, und das mit dem bereits erwähnten Knalleffekt, der zugleich ein wahrer Tiefschlag gegen das Gute aber auch die Geburtsstunde neuer Helden ist. Dazu gehören vor allem Jason Kale, ein Spross einer der vielen kriminellen Clans der Stadt, Cain Ducett, ein Psychiater mit wenig glorreicher Vergangenheit und Kate Brauer, technisch begabte Tochter eines ermordeten Familienvaters mit Doppelleben. Nicht unbedingt die Biografien, die man von glorreichen Rettern einer derart verdorbenen Stadt erwartet, doch gerade das macht diese Charaktere eben auch so interessant. Sie sind nämlich keinesfalls die geborenen Superhelden, sondern müssen sich jeden Schritt auf diesem schweren Weg hart erarbeiten – was ich persönlich viel interessanter finde als Figuren, denen die übernatürlichen Kräfte praktisch in den Schoß fallen und die sich nur noch in einen engen Spandex-Anzug mit Maske zwängen müssen um die Welt zu retten…
Grandioses, düsteres und komplexes Superhelden-Epos
„Devil’s Cape“ ist vom Setting und dem Ton der Erzählung dann auch deutlich erwachsener angelegt und wirkt mit seiner intensiv-düsteren Atmosphäre oft wie ein Mix aus Watchmen und Sin City, in dem sich dann noch X-Men-ähnliche Mutanten tummeln. Dabei wirken auch diese Fantasy-Elemente jederzeit authentisch, weil Rob Rogers davon keinen übertriebenen Gebrauch macht sondern die packenden Actionszenen wohldosiert platziert. Der Roman hat darüber hinaus aber noch so viel mehr zu bieten: Glaubwürdige Charaktere, eine komplexe und packend erzählte Story mit gerade zum Ende hin fast epischen Ausmaßen und unzähligen Szenen, die Comic-Fans das Herz höher schlagen lassen. Ich habe an dem Buch eigentlich nur einen wirklichen Kritikpunkt: Man erfährt einfach zu wenig über die Entstehungsgeschichte der Superhelden und -schurken und wie diese zu ihren Kräften gekommen sind – irgendwann waren sie scheinbar einfach da. Abgesehen davon ist Rob Rogers mit „Devil’s Cape“ aber ein grandioses Superhelden-Epos gelungen, das geschickt einen komplexen Mafia-Thriller mit originellen Fantasy-Elementen und dreckig-düsterer Atmosphäre vereinigt – wer sich an Schauplätzen wie Gotham City oder Sin City wohlfühlt, sollte sich diesen Roman unbedingt näher anschauen!
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9/10