Infinite Sea_Rezi

Vier verheerende Angriffswellen sind bereits über die Menschheit hinweggerollt und haben die Welt mit EMP-Angriffen, Tsunamis, einer tödlichen Plage und gezielten Eliminierungen in einen Ort der Zerstörung verwandelt. Zwar haben Cassie Sullivan und ihre Mitstreiter diese ersten Attacken der außerirdischen Angreifer mit Mühe und Not überlebt, doch wie fast sieben Milliarden Menschen sind auch ihre Freunde und Familien den Angriffen zum Opfer gefallen – und die fünfte Welle der Invasion ist bereits in vollem Gange und sorgt erst recht dafür, dass die Überlebenden niemandem mehr trauen können und völlig auf sich allein gestellt sind. Trotz ihrer ausweglosen Situation und der klaren Unterlegenheit sind sie jedoch nicht bereit, vor den Anderen zu kapitulieren und sich wehrlos ihrem Schicksal zu ergeben – denn jeder der jungen Widerständler hat noch etwas, für dass es sich zu kämpfen lohnt…

Die nächste Welle des Alien-Terrors

Der Amerikaner Rick Yancey hat seine Leser bereits in „The 5th Wave“, dem Auftakt seiner gleichnamigen Sci-Fi-Trilogie, mit einem erschreckenden Szenario konfrontiert, doch bereits die ersten vier Seiten der Fortsetzung „The Infinite Sea“ deuten an, dass die Aliens noch längst nicht das Ende ihres Terrors erreicht haben. Nach dem schockierenden Prolog springt die Geschichte dann zu den aus dem ersten Band bekannten Protagonisten, die gerade erst aus der Gewalt der Invasoren entkommen sind und sich nun auf der Flucht befinden. Allerdings hat die Gruppe um Cassie Sullivan schwere Spuren davon getragen und befindet sich in keiner guten Verfassung, um der außerirdischen Macht die Stirn bieten zu können. Zudem hat nahezu jeder der Überlebenden eine andere Ansicht, wie man nun am besten zu verfahren hat und so landet man als Leser gleich zu Beginn in einer sehr angespannten Situation, in der die Nerven bei den Charakteren spürbar (und verständlicherweise) blank liegen.

Bekannte Charaktere, neue Helden

Viel Zeit zum Diskutieren bleibt aber nicht, denn Yancey knüpft nahtlos an das Tempo seines Vorgängers an und bietet auch in „The Infinite Sea“ wieder rasante Action ab der ersten Seite, in der sich die Situation der jungen Truppe von Kapitel zu Kapitel weiter verschlechtert. Etwas unerwartet liegt der Fokus in der ersten Hälfte des Buches nahezu ausschließlich auf der Gruppe um Cassie, Zombie und Co., wer nach dem explosiven Ende des ersten Bandes auf weitere Alien-Szenen und vor allem mehr Hintergrundinformationen zu dem Grund für deren schrittweise Auslöschung der Menschheit gehofft hat, der muss sich zunächst noch ein wenig gedulden. Eine weitere Überraschung liefert Rick Yancey bei der Wahl der Erzählperspektiven, denn während in „The 5th Wave“ noch ausführlich Cassie Sullivan, ihr kleiner Bruder Sammy oder „Silencer“ Evan Walker im Mittelpunkt standen, müssen diese in der Fortsetzung deutlich zurückstecken und zu großen Teilen anderen Charakteren das Feld überlassen. Die größte „Beförderung“ kommt dabei der resoluten Ringer zuteil, deren Handlungsstrang ungefähr die Hälfte des Buches einnimmt und die sich von der wenig beachteten Hauptfigur schnell zur furiosen Heldin des Widerstandes entwickelt. Fans von Cassie und Evan werden darüber vielleicht nicht ganz so erfreut sein, allerdings ist Ringer meiner Meinung nach eine wirklich mehr als würdige Vertretung und stellt Cassie in manchen Stellen sogar in den Schatten. Ein weiterer Vorteil: Die im ersten Band manchmal etwas lästige Romanze zwischen Cassie und Evan liegt in „The Infinite Sea“ erst einmal auf Eis, was einen aber keinesfalls zu der Annahme verleiten sollte, dass es im zweiten Teil weniger emotional zugehen würde.

Ein Schlussdrittel, das Nerven kostet

Denn während Rick Yancey seine Geschichte in der ersten Hälfte noch souverän, aber ohne die ganz großen Höhepunkte weitererzählt, nimmt der Wahnsinn im Schlussdrittel seinen Lauf. Endlich liefert der Autor ein paar Antworten, die zum Teil aber so verstörend sind, dass man diese vielleicht dann doch lieber nicht bekommen hätte. In nur wenigen Abschnitten stellt Yancey fast die gesamte Handlung auf den Kopf und liefert einen Plottwist, der sich wirklich gewaschen hat und den man wohl so schnell auch nicht verarbeiten wird. Ich war nach den letzten Seiten mit dem Gelesenen tatsächlich ein wenig überfordert und musste einzelne Passagen noch mehrmals wiederholen, um die Enthüllungen wirklich in ihrem vollen Ausmaß greifen zu können. „The Infinite Sea“ ist also weit von einem typischen und oft eher halbgaren Übergangsbuch einer Trilogie entfernt und mindestens so stark wie sein Vorgänger. Wenn man nach dem dramatischen Finale erst einmal ein wenig durchgeschnauft hat, wird man sich mit Sicherheit umgehend den finalen Band herbeisehnen – selbst wenn man nach all den bisherigen Ereignissen vor dem Ende der Reihe vielleicht auch ein wenig Angst hat…

The Infinite Sea
  • Autor:
  • Reihe: The 5th Wave #2
  • Umfang: 300 Seiten
  • Verlag: Putnam Juvenile
  • Erscheinungsdatum: 16. September 2014
  • Preis Geb. Ausgabe 13,87 €/eBook 6,03 €
Cover:
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Gesamt:
9/10
Fazit:
Rick Yancey liefert mit "The Infinite Sea" eine vor allem in der zweiten Hälfte grandiose Fortsetzung seiner "The 5th Wave"-Reihe, die besonders mit einer starken neuen Protagonistin und einem furiosen Plottwist überzeugt.

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