Tags: Fallanalytiker, Hannah Christ, Köln, Martin Abel, Profiler, Serienmörder
Genre: Thriller
Erst rund ein Jahr ist es her, dass Martin Abel, der beste Fallanalytiker des LKA in Stuttgart, in Köln einen brutalen Serienkiller überführt hat und dabei nur knapp mit seinem Leben davon gekommen ist, da brauchen die Kollegen in der Domstadt erneut seine Hilfe: In einem Baggersee sind Hobbytaucher auf die Leiche einer jungen Frau gestoßen, eine genauere Untersuchung der Polizei hat daraufhin sogar vier weitere Tote aus dem Wasser geborgen. Alle fünf Opfer sind in ein Brautkleid gehüllt, und allen fünf wurden die Füße abgetrennt – selbst die erfahrenen Mitglieder der Kölner Mordkommission sind ob dieser Verbrechen schockiert. Da die Ermittlungen auf der Stelle treten und noch keine verwertbaren Hinweise auf den Mörder gefunden wurden, soll nun Martin Abel mit seiner Erfahrung ein Täterprofil erstellen und zum Durchbruch in diesem Fall beitragen, bevor der Killer ein weiteres Mal zuschlägt…
Martin Abels zweiter Fall in der Domstadt
„Blutdämmerung“ von Rainer Löffler ist nach „Blutsommer“ der zweite Kriminalroman um den Stuttgarter Fallanalytiker Martin Abel und auch wenn mich der Vorgänger im letzten Jahr nicht besonders überzeugen konnte, habe ich der Reihe mit dem neuen Teil nochmal eine zweite Chance gegeben – denn spannend war „Blutsommer“ eigentlich schon, mir sind nur die Charaktere teilweise fürchterlich auf den Keks gegangen. Das hat sich mit Abels zweitem Auftritt glücklicherweise ein wenig gelegt, denn die Hauptfigur ist nun nicht mehr ganz so sehr darauf aus, in jeder Situation das Arschloch heraushängen lassen, was nach dem bisher zumeist patzigen Verhalten des Ermittlers nun regelrecht wohltuend ist. Zudem passt nun auch die Romanze zwischen ihm und seiner Partnerin Hannah Christ viel besser, welche im Auftaktband noch völlig unglaubwürdig und überflüssig wirkte. Als Paar sind die beiden aber weitaus weniger nervig als zuvor, auch wenn man auch im zweiten Buch nicht völlig um ihre Beziehungsprobleme umhin kommt.
Spannende Story, temporeich erzählt
An der Story gab es schon in „Blutsommer“ nicht allzu viel auszusetzen und auch „Blutdämmerung“ leistet sich in dieser Hinsicht keine groben Schnitzer. Das Erzähltempo ist hoch, der Fall knifflig und das Spannungsniveau durchweg gut, auch wenn erneut manche Szenen etwas bewusst reißerisch geschrieben wirken. Das machen andere Autoren in diesem Bereich aber genauso und ist für einen Serienmörder-Thriller auch durchaus legitim. Und auch wenn nicht jede falsche Fährte ihren gewünschten Effekt erzielt und manche Wendung vielleicht etwas unglaubwürdig ist, fliegt man beim Lesen ziemlich zügig durch die Geschichte und kann sich ohne großes Anspruchsdenken auch leicht von dem Fall packen lassen. Gut sind auf jeden Fall die Szenen aus Kindheit und Jugend des Tätes, die einen guten Einblick in die Psychologie des Mörders liefern und erklären, warum dieser letztlich zu einer solchen Bestie wurde.
Erneut seltsam künstlich wirkende Charaktere
Was bei Rainer Löfflers zweitem Thriller aber erneut der Knackpunkt ist, sind leider wieder die Charaktere – auch wenn diese wie eingangs erwähnt weniger anstrengend sind als im Vorgänger. Das Problem ist aber für mich einfach, dass nahezu alle Figuren durch die Bank irgendwie künstlich wirken: Die Dialoge zwischen ihnen wirken oft gestellt, die Charaktere schwanken häufig scheinbar willkürlich in ihren Launen und auch die Konflikte (sowohl im privaten als auch im dienstlichen Bereich) erscheinen oft wie am Reißbrett entworfen, um künstlich Spannung zu erzeugen – wenn dann jeder Ermittler in irgendeiner Form Beziehungsprobleme hat, ist das dann irgendwann eben ein wenig übertrieben, auch wenn die Nebenhandlungen für sich gründsätzlich nicht uninteressant sind. Mir fällt es bei dieser Reihe einfach schwer, die Charaktere als richtige Menschen wahrzunehmen, denn häufig wirken diese einfach wie einige schlechte Schauspieler. Etwas ärgerlich ist zudem, dass Rainer Löffler hin und wieder gerne auf (überwiegend nebensächliche) Dinge aus dem Vorgänger anspielt, ohne die Referenzen aber vollständig aufzulösen – so funktionieren diese weder als Zusammenfassung für Neueinsteiger noch als kleine Erinnerungshilfe für die Leser, die den ersten Band nicht mehr ganz so präsent haben.
Besser als der Vorgänger, aber mit den gleichen Schwächen
Insgesamt betrachtet ist „Blutdämmerung“ erneut ein solider und kurzweiliger Thriller und zeigt sich im Vergleich zum Auftaktband auch merklich verbessert, allerdings trüben die hölzernen Charaktere immer noch das Lesevergnügen. Hier wirkt der Stil des Autors einfach noch nicht ganz rund und könnte noch ein wenig Feinschliff vertragen. Der Trend zeigt jedoch nach oben, sodass ich mir berechtigte Hoffnungen mache, dass der nächste Band nicht nur mit einer spannenden Story, sondern endlich auch einmal mit glaubwürdigen Charakteren überzeugen kann.
Cover: | |
Charaktere: | |
Story: | |
Atmosphäre: |
7/10
Hallihallo Sebastian.
eine wirklich tolle Rezi, die ich jedoch nur zum Teil mitgehe! Es ist wirklich erstaunlich, wie unterschiedlich die Meinungen doch sind. Ich fand nämlich gerade bei Blutdämmerung, dass das Privatleben von Abel immer mehr Raum eingenommen hat und der Fall viel zu kurz gekommen ist! Abel ist zwar nicht mehr der Arsch aus Blutsommer, allerdings gefällt mir diese ganze Beziehungsentwicklung überhaupt nicht! Bei Blutsommer hatte ich immerhin noch bis zum bitteren Ende Hoffnung, dass es sich anders entwickeln wird!
Nichtsdestotrotz freue ich mich schon sehr auf den 3. Fall! Mal sehen, was uns dann erwarten wird!
Liebe Grüße
Steffi
Ich fand diesen Beziehungskram ja im ersten Teil ganz furchtbar, da hassen die sich 3/4 des Buches lang und zicken sich nur an und eine Szene später sind sie auf einmal total verliebt ineinander. Da fand ich das in der Fortsetzung deutlich angenehmer 😀