Tags: Artussage, Excalibur, König Artus, Kreuzritter, Merlin, Richard Löwenherz, Sultan Saladin
Genre: Fantasy, Historischer Roman
Wir schreiben das Jahr 1190 n. Chr.: Die Hafenstadt Akkon am Mittelmeer muss sich seit Monaten der Belagerung durch die unter Richard Löwenherz kämpfenden Kreuzritter erwehren. Mitten im Gefecht findet sich auch der Ritter Troncas wieder, der bei einem Zwischenfall schwer verletzt und von den Truppen des Sultans Saladin gefangengenommen wird. Weil der Sultan den Wert des erfahrenen Kämpfers erkennt, lässt er diesen von seinen Leuten gesund pflegen, um im Verlauf der Belagerung auf dessen Erfahrung zurückgreifen zu können. Troncas freundet sich während der Zeit mit dem Geschichtsschreiber des Sultans an und berichtet diesem während seiner langen Genesungszeit von der Sage des legendären König Artus, der 600 Jahre zuvor das gespaltene Reich Britannies vereinigt und zu neuer Stärke geführt hat…
Was für Hanns Kneiffels „Die Ritter von Avalon“ sprechen könnte…
Fangen wir gleich zu Beginn mal mit den Punkten an, die (möglicherweise) für eine Lektüre von Hanns Kneifels Historienepos „Die Ritter von Avalon“ sprechen könnten. Zum einen kann ich grundsätzlich mit historischen Stoffen nicht besonders viel anfangen, vielleicht fällt mein Gesamteindruck des Buches also alleine schon deshalb wenig euphorisch aus. Zum anderen merkt man der Geschichte durchaus an, dass sich der Autor sehr intensiv mit der Artussage auseinandergesetzt hat und offensichtlich weiß, worüber er schreibt. Zudem hat Kneiffel für seine Erzählung einen eher realistischen Ansatz der Geschichte gewählt, sodass trotz der auch hier sehr bedeutenden Rolle des Merlin keinerlei Fantasy-Elemente Verwendung finden – auf einen Zauberstab schwingenden Magier muss man hier also verzichten.
… und was mit Sicherheit dagegen spricht
Warum konnte mich das Buch dann nicht überzeugen? Es ist ganz einfach sterbenslangweilig. Darüber hinaus wirkt auch Kneiffels Erzählweise von Anfang an befremdlich, was schon mit der Wahl der Erzählperspektive beginnt. Denn warum man die im 5. Jahrhundert spielende Artussage rund sechs Jahrhunderte später von einem Kreuzritter bei der Belagerung einer Mittelmeerstadt erzählen lassen muss, hat sich mir bis zum Ende hin nicht erschlossen. Möglicherweise wollte Kneiffel hier zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und neben der Legende um König Artus auch noch über die Kreuzzüge des Königs Richard Löwenherz erzählen – das funktioniert aber alleine schon deshalb nicht, weil im Handlungsstrang des Ritters Troncas bis kurz vor Schluss nichts passiert, außer dass dieser sich gesund pflegen lässt und dem Schreiber des Sultans aus dem Leben Artus‘ berichtet.
Völlig spannungsfrei und nüchtern wie ein Sachbuch
Allerdings weist aber auch die Erzählung selbst deutliche Schwächen auf, so verzichtet Kneiffel z.B. völlig auf jede Form des Spannungsaufbaus, was bei einem 22 Stunden langen Hörbuch meiner Meinung nach fatal ist. Die Geschichte plätschert wirklich von Anfang bis Ende ohne jede Höhepunkte vor sich hin und liest sich wie ein Sachbuch, in dem die Ereignisse ohne jede Emotion und völlig nüchtern heruntergerasselt werden. Und wenn Kneiffel dann doch einmal seine trockene Erzählung kurzzeitig etwas auflockert, dann nur mit schwülstigen Dialogen und peinlichen Sexszenen wie aus einem Groschenroman, sodass man hin und wieder ums Fremdschämen nicht umhin kommt. Außerdem scheint der Autor kein Vertrauen in die geistigen Fähigkeiten seiner Leser zu haben, denn wie sonst ist es zu erklären, dass er wirklich bei jeder Gelegenheit Namen oder Orte in allen möglichen Sprachen benennt (z.B. „das Schwert „Excalibur“, auch genannt „Caliburn“, oder „Caledfwich“ oder auch blablabla…“)? So kann man sein Buch natürlich auch künstlich aufblasen.
Eine Lesung zum Weghören
Die Krönung dieses Werkes ist aber eindeutig der Sprecher Ronny Great, der es mit seiner Lesung mühelos schafft, sich ganz nach unten auf die Liste meiner bisherigen Hörbuch-Sprecher zu setzen. Nicht nur dass er die durch den ohnehin schon öden Text bereits immense Langeweile durch seine eintönige und emotionslose Lesung noch weiter verstärkt, er legt dabei auch noch eine derart künstliche und überdeutliche Betonung an den Tag, dass man sich wirklich fragen muss, wer überhaupt auf die Idee gekommen ist, dass dieser Mann für die Lesung eines professionellen Hörbuches geeignet wäre. Am schlimmsten ist jedoch Greats furchtbare englische Aussprache, die aus King Arthur „King Arser“, aus Uther Pendragon „Juser Pendreggen“ und aus Lot of Lothian „Lot of Lozien“ macht. Gibt es eigentlich niemanden, der einen Sprecher beim Einlesen des Textes auf sowas hinweist? Vielleicht ist die dafür vorgesehene Person aber auch einfach aufgrund der extrem langatmigen Geschichte und der schnarchigen Lesung beim Zuhören eingeschlafen – so wie ich.
Charaktere: | |
Story: | |
Atmosphäre: | |
Sprecher: |
3/10