Tags: 19. Jahrhundert, audible.de, David Nathan, Golem, Juden, Legende, Prag
Genre: Klassiker, Mystery
Prag, 1890: Athanasius Pernath lebt als Gemmenschneider und Ausbesserer von Antiquitäten im jüdischen Viertel Prags, welches nicht gerade zu den schönsten Ecken der Goldenen Stadt zählt. Eines Tages taucht in der Wohnung Pernaths plötzlich ein fremder Mann auf, dessen Verhalten den unfreiwilligen Gastgeber zutiefst beunruhigt, schließlich benimmt sich der Besucher so, als wäre er selbst dort zuhause. Der ungebetene Gast bringt Pernath jedoch einen neuen Auftrag ein, denn dieser soll für den Unbekannten einen alten Folianten restaurieren. Der Ausbesserer sieht sich die zu reparierende Stelle genauestens an, doch als er von dem Buch wieder aufblickt, ist der Fremde bereits wieder verschwunden. Das geisterhafte Auftreten des Mannes erinnert Pernath an die Legende des Golems, einer von einem Rabbi im 16. Jahrhundert aus Lehm geschaffenen Figur, die alle 33 Jahre in Prag umhergehe und die Juden beschütze. Während Pernath noch über die schicksalhafte Begegnung nachdenkt, gerät sein Leben plötzlich völlig aus den Fugen…
Gustav Meyrinks Klassiker der phantastischen Literatur in der Lesung von David Nathan
Bei all den zahlreichen Hörbuch-Klassikern, die ich in letzter Zeit gehört habe, zählte Gustav Meyrinks „Der Golem“ aus dem Jahr 1913 zu den wenigen, die bei mir zumindest eine gewisse Vorfreude hervorrufen konnten – schließlich klingt die Inhaltsbeschreibung mit dem geheimnisvollen Sagenwesen durchaus verheißungsvoll. Zudem wird das Hörbuch von David Nathan gelesen, der nicht erst seit seinen grandiosen Interpretationen der Stephen-King-Werke mein absoluter Lieblingssprecher ist. Leider hat mich Meyrinks Roman jedoch nach den fast neun Stunden Spieldauer ein wenig ratlos zurückgelassen – denn eigentlich kann ich auch nach der vollständigen Lektüre immer noch nicht wirklich sagen, worum es in dem Buch überhaupt geht.
Eine jüdische Legende als Aufhänger der Geschichte
Hauptfigur ist der Prager Edelsteinschneider Athanasius Pernath, der einige Jahre vor der Jahrhundertwende eine seltsame Begegnung macht, mit der sein Leben plötzlich immer mehr außer Kontrolle gerät. Aufhänger der Geschichte ist der mysteriöse Golem, eine menschenähnliche und aus Lehm geformte Gestalt, deren Legende in Tschechien offenbar recht populär ist. Geschaffen von einem Rabbi Ende des 16. Jahrhunderts, sollte der Golem die Juden der Stadt gegen die Übergriffe und Verunglimpfungen der restlichen Bevölkerung schützen, die durch Gerüchte um brutale Ritualmorde an Kindern hervorgerufen wurden. Die Geschichten um diese Sagengestalt sind meiner Meinung nach durchaus interessant und nicht ohne Reiz, daher ist es wirklich schade, dass der Golem in Meyrinks Erzählung so stark in den Hintergrund tritt – denn die Figur selbst taucht in dem Roman trotz des irreführenden Buchtitels gar nicht auf.
Sehr verworrene und schwer nachvollziehbare Handlung
Stattdessen liefert der Autor eine wohl bewusst verwirrend erzählte Geschichte um einen Mann, der vor lauter Wahnvorstellungen immer mehr den Bezug zur Realität verliert und gleichzeitig aus unerfindlichen Gründen in mehrere Intrigen verwickelt wird, aus denen Pernath kaum entfliehen kann. Leider hat sich diese verworrene Story mir beim Hören aber fast gar nicht erschlossen und ich habe bis zum Schluss überwiegend ratlos überlegt, was überhaupt die Aussage dieses Werkes ist. Dabei fand ich viele Szenen eigentlich recht packend und die Atmosphäre des Buches ist nicht zuletzt auch durch die sehr stimmige Lesung von David Nathan sehr dicht, allerdings habe ich wirklich häufig einfach keinen Zusammenhang zwischen diesen einzelnen Passagen herstellen können und musste mir die Geschichte nach Beendigung des Hörbuches noch einmal mithilfe von mehreren Inhaltsangaben erschließen – und das, obwohl ich meines Erachtens durchaus aufmerksam zugehört habe. Das macht die Bewertung dieses Hörbuches natürlich schwierig, da ich die eher unheimliche Grundstimmung des Buches schon sehr mochte, mit der Handlung selbst aber eigentlich überhaupt nichts anfangen konnte – weil ich ganz einfach den roten Faden nicht gefunden habe. Das mag an Meyrinks Erzählstil, aber vielleicht auch an meiner eigenen Unfähigkeit liegen, das Ergebnis ist aber das gleiche: „Der Golem“ war einfach nichts für mich.
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5/10