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Ein Engländer schließt eine tollkühne Wette ab: Er will es schaffen, in nur 80 Tagen die Erde zu umreisen.

Phileas Fogg ist ein wohlhabender englischer Gentleman, der seine Zeit am liebsten mit einer gepflegten Partie Whist im angesehen Reform Club in London verbringt. Als er und seine ebenso reichen Mitspieler beim Spiel einen kurz zuvor erfolgten Raub in der Bank of England diskutieren, kommen die Männer über eine Debatte bezüglich der Chancen auf die Ergreifung des Täters auf die durch bessere Technik und ausgebaute Verkehrsnetze immer kleiner werdende Welt zu sprechen. Eher beiläufig erwähnt Fogg dabei, dass es inzwischen möglich sein müsse, den gesamten Erdball innerhalb von nur 80 Tagen zu umrunden. Die anderen Gentlemen halten dies zwar theoretisch für möglich, schließen eine tatsächliche Umsetzung dieses Vorhabens aufgrund der nicht kalkulierbaren Unwägbarkeiten einer solchen Reise jedoch kategorisch aus. Der Ehrgeiz des Phileas Fogg ist geweckt: er wettet 20.000 Pfund, dass er genau dies schaffen werde und tritt wenig später die abenteuerliche Weltreise an.

Der Abenteuer-Klassiker von Jules Verne in der Hörbuchfassung

„In 80 Tagen um die Welt“, der Roman des französischen Schriftstellers Jules Verne, hat bereits rund 140 Jahre auf dem Buckel, gilt aber nach wie vor als Klassiker der Weltliteratur und wurde im Laufe der Jahrzehnte in unzähligen Varianten für Film, Fernsehen, Theaterbühnen oder Hörspiele umgesetzt. Nun ist heutzutage das Umkreisen des Erdballs in 80 Tagen ein Kinderspiel und der inzwischen äußerst großzügige Zeitrahmen würde während einer solchen Reise zum gemütlichen Sightseeing einladen, im 19. Jahrhundert sah dies aber natürlich ganz anders aus. Man war auf Schiffe und Eisenbahnen angewiesen und verbrachte ganze Tage mit der Durchquerung eines einzigen Landes, zudem machten unberechenbare Faktoren wie Unwetter oder ramponierte Schienennetze eine planmäßige Reise schier unmöglich.

Ein Wettlauf gegen die Uhr und zwielichtige Gegner

Dass es aber doch geht, will der pedantische Engländer Phileas Fogg beweisen und schleppt seinen Diener Passpartout mit durch das große Abenteuer, welcher in Jules Vernes Geschichte als Erzähler auftritt und über weite Strecken des Romans auch die Hauptrolle einnimmt – Fogg selbst bleibt nämlich meist im Hintergrund und tritt verhältnismäßig selten in Aktion. Das ist etwas schade, da der Gentleman dadurch häufig etwas blass wirkt, wird aber durch den chaotisch-sympathischen Charakter seines französischen Dieners ausgeglichen, der einerseits seinem Dienstherren treu ergeben ist, andererseits aber auch unfreiwillig für so manche Komplikation während der Reise sorgt. Zu diesem Duo gesellt sich schließlich noch der zwielichtige Detektiv Fix, der in Phileas Fogg den Urheber des eingangs erwähnten Bankraubs sieht und diesen während der Reise verhaften lassen will – folglich lässt er keine Gelegenheit aus, den Abenteurern Steine in den Weg zu legen, sodass der ohnehin schon schwere Kampf gegen die Uhr zusätzlichen Reiz erhält.

Auch heutzutage noch kurzweilig und amüsant

Trotz des lange zurückliegenden Entstehungsdatums hat „In 80 Tagen um die Welt“ nichts von seinem Charme verloren und bietet seinen Lesern immer noch ein unterhaltsames, vergnügliches und zuweilen auch spannendes Abenteuer – wenn man derartige klassische Geschichten mag. Die Erzählweise Jules Vernes ist nämlich eher gemächlich und große Überraschungen sollte man auch nicht erwarten. Trotzdem bietet seine Weltreise einige amüsante Anekdoten und den ein oder anderen interessanten Einblick in fremde Kulturen, mit denen die Reisenden auf ihren Zwischenstopps an exotischen Schauplätzen wie Indien, China oder im Wilden Westen konfrontiert werden. Diese Vielfalt sorgt für Abwechslung und lässt die knapp acht Hörbuch-Stunden auch dank der sehr lebhaften Lesung von Reinhard Kuhnert wie im Flug vergehen. Besonders dessen Interpretation des Passepartout inklusive französischem Akzent und die schmierige Umsetzung des Herrn Fix lassen zwischenzeitlich fast Hörspiel-Atmosphäre aufkommen. Insgesamt ist das Hörbuch somit eine sehr gelungene Umsetzung dieses Klassikers, der auch heute noch charmante Unterhaltung bietet.

Fazit:
Unterhaltsam-amüsanter und nach wie vor zeitloser Abenteuerroman, der mit einer abwechslungsreichen Geschichte und einer äußerst kurzweiligen Lesung überzeugt (8/10).

In 80 Tagen um die WeltAutor: Jules Verne; Sprecher: Reinhard Kuhnert; Originaltitel: Le Tour du monde en quatre-vingts jours; Spieldauer: 7 Std. 55 Minuten (ungekürzt); Anbieter: Audible GmbH; Veröffentlicht: 24. Oktober 2008; Preis: 4,95 €.

Link zum Hörbuch

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