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Daniel Fischer hat dem Teufel ins Auge gesehen, als er vor 18 Monaten während eines Polizeieinsatzes fast zu Tode gefoltert worden wäre. Nun will er seinen Peiniger endlich zur Strecke bringen…

Als Kriminalkommissar Daniel Fischer von einem Drogenjunkie Hinweise auf großangelegte Opiumplantagen unterhalb der Stadt Lichtenfels erhält, ahnt er noch nicht, dass der anschließende Polizeieinsatz sein Leben für immer verändern wird. Zusammen mit zwei Kollegen macht er sich auf den Weg in die Kanalisation, um den Tipp des Informanten zu überprüfen, doch in den engen und dunklen Schächten werden sie von Unbekannten überwältigt und verschleppt. Auf Anweisung eines Mannes namens Adam, der sich als Anführer einer Gruppe unter der Erde lebender Opiumzüchter entpuppt, werden Daniels Kollegen zu Tode gepfählt und er selbst mit einem Betäubungsmittel gelähmt. Anschließend überlässt Adam sein Opfer wehrlos den gefräßigen Ratten, doch wie durch ein Wunder kann sich Daniel befreien und wird nach zwei Tagen im Untergrund von Kanalarbeitern entdeckt und gerettet.

Ein gebrochener Kommissar und sein Streben nach Rache an seinem Peiniger

Allerdings haben die Folter und die Ratten ihre Spuren hinterlassen und Daniel ist nicht nur im Gesicht schwer entstellt, sondern verliert auch sein rechtes Bein. Zudem kann er den Polizeidienst nicht mehr ausüben und muss sich einer mehrmonatigen Therapie unterziehen, die jedoch nur begrenzten Erfolg zeigt. 18 Monate nach den dramatischen Erlebnissen ist Daniel nach Ansicht seines Therapeuten zwar grundsätzlich wieder dienstfähig, will sich selbst aber nicht aus seiner Lethargie und Selbstgeißelung befreien, da er sich insgeheim die Schuld am Tod seiner beiden Kollegen gebe. Sein Arzt wählt daraufhin eine ungewöhnliche Maßnahme: Er schreibt Daniel wieder arbeitsfähig und sorgt dafür, dass dieser von einem Tag auf den anderen wieder ein geregeltes Leben führen muss. Der Polizist weiß jedoch, dass es nur einen Weg gibt, um wirklich wieder zurück ins Leben zu finden: Er muss Adam aufspüren und dafür sorgen, dass dieser seiner gerechten Strafe zugeführt wird…

Von der SUB-Leiche zur positiven Überraschung

„Das Hades Labyrinth“ von Rainer Wekwerth ist wieder mal einer dieser Titel, den ich im Downloadwahn als vorübergehendes Gratis-eBook heruntergeladen habe und der dann monatelang sein trauriges Dasein als SUB-Leiche fristen musste. Meist stellt sich in solchen Fällen bei mir heraus, dass diese Bücher völlig zu Recht so lange in Vergessenheit geraten sind, erfreulicherweise entpuppte sich Wekwerths Horror-Thriller jedoch trotz kleiner Schwächen als spannende Lektüre, die durchaus etwas mehr Beachtung verdient gehabt hätte.

Dem Tode entronnen und doch nicht wirklich am Leben

Das Buch startet bereits mit einem packenden Prolog, der Daniel Fischers 18 Monate zurückliegendes Martyrium noch einmal schildert und dabei nicht nur eine sehr düstere Atmosphäre erzeugt, sondern auch an drastischen Details nicht spart, sodass die ersten Abschnitte einen ersten Gradmesser für die folgende Geschichte liefern. Nach dem ersten Schock geht es dann zwar etwas geruhsamer, aber nicht weniger beklemmend weiter: Die Handlung springt in die Gegenwart und zeigt einen gebrochenen und entstellten Mann, der nicht nur körperlich mit den Folgen der damaligen Folter zu kämpfen hat, sondern auch seelisch nicht in der Lage scheint, wieder ein selbstständiges Leben zu führen und seinem Beruf nachzugehen. Von seinem Therapeuten ins kalte Wasser geworfen, muss er nun jedoch sein Leben wieder in die Hand nehmen und sich in seinen alten Beruf zurückkämpfen, wenngleich er sich zunächst mit eintönigen Wartungsarbeiten in der Waffenkammer herumplagen muss. Je mehr Daniel aber einem geregelten Alltag näher kommt, desto stärker wird auch sein Wunsch nach Rache, sodass er die von der Polizei bereits eingestellte Suche nach Adam wieder aufnimmt, um mit seiner Vergangenheit endlich abschließen zu können.

Spannend und unheimlich trotz mancher Logiklöcher

Zugegeben, nicht jede Entwicklung in „Das Hades Labyrinth“ erscheint plausibel und es ist fragwürdig, dass ein Mann mit Daniels Handicap zu einigen der im Roman geschilderten Aktionen fähig sein soll. Genauso wirkt die sich etwas zu überhastet entwickelnde Liebesgeschichte ein wenig zu gekünstelt und auch der im späteren Verlauf offengelegte persönliche Hintergrund des Täters erscheint an den Haaren herbeigezogen. Fakt ist aber, dass der wilde Mix aus Thriller, düsterem Untergrund-Horror und alten Schauergeschichten überraschend gut funktioniert und den Leser wohlgestimmt über so manches Logikloch hinwegschreiten lässt. Zudem ist es Rainer Wekwerth gelungen, einen Täter zu erschaffen, der als Antagonist wirklich furchterregend  und in seinem Wahnsinn ein unberechenbarer und würdiger Gegenspieler ist. Dementsprechend fällt dann auch der Showdown spannend und dramatisch aus und nur der etwas weichgespülte Epilog erscheint ein wenig überflüssig. „Das Hades Labyrinth“ mag keine große Literatur sein, aber als packender und stellenweise richtig unheimlicher Unterhaltungsroman erfüllt das Buch seine Rolle mehr als ordentlich.

Fazit:
Spannender Horrorthriller, der mit kurzweiliger Story und düsterer Atmosphäre punktet und damit über manche Logikschwäche hinwegtäuscht (7/10).

Buchcover
Autor: Rainer Wekwerth; Umfang: 245 Seiten; Erscheinungsdatum: 2005; Preis: eBook 2,99 €.

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