Tags: audible.de, Auge, Fluch, Leipzig, Markus Heitz, Optographie, Serienmörder, Simon Jäger
Genre: Thriller
Eine unheimliche Mordserie versetzt Leipzig in Angst und Schrecken: Ein Serienmörder ahmt mit seinen Taten berühmte Kunstwerke nach und scheint die Tatorte zudem mit einem tödlichen Fluch zu belegen…
Als Armin Wolke, der Sohn eines stadtbekannten Konzertintendanten, entführt wird, gerät der Personal Trainer Ares Löwenstein eher zufällig in den Fall hinein. Er ist gerade bei einem seiner Stammkunden, als der mit eben diesem befreundete Vater des Entführten sich bei dem Mann meldet und um Unterstützung bittet. Der stämmige Ares wird von seinem Kunden, der um die bewegte Vergangenheit seines Trainers weiß, kurzerhand mitgeschleift, um an einer möglichen Lösegeldübergabe mitzuwirken.
Leipzig jagt einen teuflischen Serienmörder
Doch im Fall Armin Wolke kommt jede Hilfe zu spät. Wenig später wird die Leiche des Mannes in einem alten Leipziger Haus gefunden und bietet den eintreffenden Ermittlern ein entsetzliches Bild: Dem Opfer wurde unter anderem der Kopf abgetrennt und anschließend wieder auf dem Rumpf fixiert, zudem wurde der Tatort auf bizarre Art und Weise hergerichtet, sodass er an das berühmte Gemälde „Der Tod des Marat“ des Künstlers Jacques-Louis David erinnert. Außerdem hat der Mörder neben der Leiche eine kryptische Botschaft hinterlassen, welche die Polizisten vor einem geheimnisvollen Totenblick warnt. Die Ermittler um Kriminalhauptkommissar Peter Rhode tappen über die Bedeutung der Nachricht zunächst im Dunkeln, bis ihnen wenig später ein schreckliches Ereignis die Augen öffnet…
Ein Fantasy-Autor geht neue Wege…
Der deutsche Schriftsteller Markus Heitz hat sich vor allem durch seine Fantasyromane einen Namen als Autor gemacht, scheint in letzter Zeit jedoch auch zunehmend am Thrillergenre Gefallen gefunden zu haben. Bereits sein letztes Werk „Oneiros: Tödlicher Fluch“ ging in diese Richtung, hatte aber immer noch einen großen Anteil Mystery und einige Fantasyelemente zu bieten. „Totenblick“ geht nun noch einen Schritt weiter und lässt das Übernatürliche und Fantastische nahezu komplett weg – dazu aber später mehr.
Ein munteres Stelldichein skurriler Charaktere
Die Geschichte beginnt sehr unterhaltsam, hat bei mir beim Hören aber ein klein wenig für Verwirrung gesorgt, da sie in den ersten Kapiteln noch gar nicht zum Klappentext passen wollte. Stattdessen machen wir Bekanntschaft mit Ares Löwenstein, einem Personal Trainer, der aber über eine interessante Vergangenheit verfügt. Ares war früher nämlich einmal Mitglied in einer zwielichtigen Motorradgang und u.a. an einigen Überfällen beteiligt. Obwohl er bei den „Demons“ inzwischen längst ausgetreten ist, pflegt er dennoch die Kontakte zu seinen früheren Kumpels, was im späteren Verlauf der Story noch eine Rolle spielen soll. Dass Löwenstein keine gewöhnliche Romanfigur ist, verdeutlich Markus Heitz bereits durch eine kuriose Szene, in welcher der Fitnesstrainer einen Überfall auf seine beiden Töchter inszeniert, um diese (mit ihrem Wissen) anhand dieser ungewöhnlichen Selbstverteidigungslektion vor Entführungen zu schützen. Auch die Art und Weise, wie der Ex-Biker in die Mordermittlungen hineingezogen wird, ist wie eingangs erwähnt eher ungewöhnlich.
„Ungewöhnlich“ scheint generell das Motto dieses Romans zu sein, denn auch die weiteren Charaktere haben alle meist die ein oder andere Macke. Ermittler Peter Rhode beispielsweise leidet unter ADHS, was mit häufigen Konzentrationsschwächen verbunden ist und z.B. dazu führt, dass sich der Polizist partout nicht den Namen eines seiner Kollegen merken kann. Dann gibt es da auch noch den schon etwas in die Jahre gekommenen Polizisten Lackmann, Typ klassischer Versager mit Alkoholproblem, der sich ganz offen im Büro einen hinter die Binde kippt und von seinen Kollegen daher ein wenig geächtet wird. Und dann wäre da ja auch noch der Bestatter Konstantin Korff, den Heitz-Fans schon aus dem indirekten Vorgänger „Oneiros“ kennen dürften. Korff hat zwar nur einige kurze (aber sehr unterhaltsame) Gastauftritte, diese sind für die Handlung aber nicht unwichtig. Wer „Oneiros“ gelesen hat, ist hier ein klein wenig im Vorteil, zwingende Vorraussetzung für das Verständnis der Geschichte sind diese Vorkenntnisse aber nicht.
Höchst abwechslungsreiche Story
Was die Charaktere betrifft, präsentiert Markus Heitz seinen Lesern also eine bunte Mischung, zumal zu den oben genannten noch eine Vielzahl von nicht weniger interessanten Nebenfiguren kommt. Auch die Story garantiert Abwechslung, alleine schon weil der Autor kaum Verschnaufpausen einstreut und einen Mord auf den anderen folgen lässt. Besonders bemerkenswert ist dabei die Kompromisslosigkeit Heitz‘, denn einen derart wilden Rundumschlag ohne Rücksicht auf Verluste habe ich in einem Thriller selten erlebt. Auch bei den Tötungsmethoden geht der Autor überaus kreativ zu Werke und hat eine ganze Reihe verstörender Tatorte für sein Publikum vorbereitet, wobei sich die geschilderte Brutalität letztlich jedoch noch in einem erträglichen Rahmen bewegt. Viel störender ist da die ausführliche und wirklich sehr plumpe Sexszene, die das Niveau jeglicher Erotik-Schundromane wie „Shades of Grey“ und Konsorten mühelos unterbietet. Diese Passage ist dermaßen vulgär geschrieben, das man ums Fremdschämen kaum herum kommt.
Kurzweiliger Spannungsroman für den schnellen Thrill
Abgesehen davon gibt es aber nicht viel, was man an „Totenblick“ kritisieren könnte. So absurd die Geschichte um auf der Netzhaut fixierte letzte Blicke der Opfer klingen mag, so beruht alles letztlich doch auf Tatsachen, die jeder unter dem Stichpunkt „Optographie“ bei Wikipedia und Co. nachlesen kann (was ich ehrlich gesagt selbst kaum glauben konnte). Wer einen ultrarealistischen Thriller mit Tiefgang sucht, macht um den Namen Markus Heitz wohl auch in Zukunft lieber einen Bogen, wem es aber nach einem temporeichen und keinerzeit langweiligen Unterhaltungsroman gelüstet, der kann mit „Totenblick“ nicht viel falsch machen. Gerne mehr davon, Herr Heitz! An dieser Stelle sei auch wieder die ungekürzte Hörbuchversion ans Herz gelegt, die wie schon „Oneiros“ von Simon Jäger gewohnt genial gelesen wird.
Fazit:
Spannender und sehr temporeicher Thriller, der vor allem mit seinen skurrilen Charakteren, einer wendungsreichen Story und einer ungewohnten Kompromisslosigkeit punktet (8/10).
Autor: Markus Heitz; Sprecher: Simon Jäger; Spieldauer: 13 Std. 42 Minuten (ungekürzt); Anbieter: audio media verlag; Veröffentlicht: 2013; Preis: 26,02 €.