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Fiktion oder Realität? Der Münchner Staranwalt Ferdinand von Schirach schildert in seinem Debüt „Verbrechen“ elf außergewöhnliche Geschichten, die sich so tatsächlich abgespielt haben sollen.

Ferdinand von Schirach wurde 1964 in München geboren und ist seit 1994 als auf Strafrecht spezialisierter Anwalt in Berlin tätig. Wenig überraschend hat er in seiner langjährigen Karriere einige erschütternde aber auch kuriose Fälle erlebt, die ihn in ihrer Summe vermutlich dazu veranlasst haben, diese Geschichten einmal für die breite Öffentlichkeit festzuhalten. Entstanden ist dabei der Kurzgeschichten-Band „Verbrechen“, der bereits im Jahr 2009 im Piper Verlag erschienen ist. Das Buch wurde ebenso wie seine beiden Nachfolger „Schuld“ und „Der Fall Collini“ zum Bestseller und wurde im April sogar als Mini-Serie vom ZDF verfilmt.

Elf Kurzgeschichten, die auf wahren Begebenheiten beruhen (sollen)

„Verbrechen“ bietet elf kurze Auszüge aus der Fallhistorie des berühmten Anwalts, wobei im Buch ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass diese der Wahrheit entsprechen. Ob dies nun wirklich bei allen Geschichten der Fall ist sei dahingestellt, zumindest bei der ein oder anderen Episode hatte ich aufgrund der beinahe unglaublichen Story doch leise Zweifel – zumal es fraglich erscheint, ob dies tatsächlich alles Erlebnisse eines einzigen Anwalts sein können. Vielleicht ist es aber auch einfach so, dass von Schirach seine Anekdoten mit Fällen seiner Kollegen kombiniert hat, wobei dies ehrlich gesagt für die Beurteilung des Buches auch völlig irrelevant ist.

Abwechslungsreiche Fälle mit bewegenden Schicksalen

Über die Geschichten selbst möchte ich an dieser Stelle gar nicht zu viel verraten, dafür sind diese einfach zu kurz und ich würde mit einer Inhaltsangabe viel zu viel vorwegnehmen. Es sei nur gesagt, dass diese insgesamt sehr abwechslungsreich sind und von teilweise erschütternden Familienschicksalen und unheimlichen menschlichen Abgründen, aber auch raffinierten Prozessstrategien oder außergewöhnlichen Lebensgeschichten berichten. Nicht jede Erzählung bietet schockierende Verbrechen, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen, sondern es finden sich auch durchaus kleine Lichtblicke, die einfach nur für ungläubiges Staunen sorgen. Mir hat nicht jede Geschichte gleich gut gefallen und es waren auch Kapitel dabei, die mich eher weniger angesprochen haben, insgesamt betrachtet befinden sich diese aber alle auf einem ordentlichen bis sehr guten Niveau.

Distanziert, präzise, sachlich

Auffällig ist bei „Verbrechen“ auf jeden Fall aber der sehr nüchterne und sachliche Stil des Autors, der hier fast schon distanziert seine (angeblich) eigenen Erlebnisse schildert. Von Schirach benutzt präzise und einfache Sätze und wirkt oft völlig emotionslos, was für die Wirkung der Geschichten aber meiner Meinung nach nur von Vorteil ist. Dadurch, dass sich der Anwalt sowohl eigene Urteile als auch Mitgefühl verkneift, kann der Leser den geschilderten Schicksalen völlig unvoreingenommen entgegentreten und sich eine eigene Meinung darüber bilden. Angenehm ist auch, dass von Schirach seine eigene Rolle so weit es geht in den Hintergrund stellt und nicht mit cleveren Plädoyers prahlt, sondern auch hier Sachlichkeit walten lässt und nur die Fakten wiedergibt.

Fazit:
Kurzweilig, sachlich, bewegend, erschütternd – Ferdinand von Schirachs Kurzgeschichtensammlung bietet einen gelungenen und abwechslungsreichen Einblick in außergewöhnliche Fälle des deutschen Strafrechts (8/10).

Buchcover
Autor: Ferdinand von Schirach; Umfang: 208 Seiten; Verlag: Piper; Erscheinungsdatum: 01. Oktober 2010; Preis: Gebundene Ausgabe 16,95 €/Taschenbuch 8,99 €/eBook 7,49 €.

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