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Nach dem Selbstmord seines besten (und einzigen) Freundes vertraut sich der 15-jährige Charlie einem Fremden an und berichtet ihm in Briefform über die Höhen und Tiefen seines Teenagerlebens.

Charlie steht kurz vor seinem ersten Jahr an der High School und macht sich anlässlich dieser einschneidenden Veränderung zahlreiche Sorgen um seine Zukunft. Sein bester und einziger Freund Michael hat sich vor einigen Monaten das Leben genommen und seitdem hat der Teenager niemanden mehr, dem er sich anvertrauen und mit dem er über seine Probleme sprechen kann. Die einzige Person aus seiner Familie, zu der er eine ähnlich enge Beziehung wie zu Michael hatte, war seine Tante Helen, die jedoch schon vor vielen Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist.

Aus dem Leben eines High-School-Schülers

Somit ist Charlie in den ersten Tagen an der High School wenig überraschend ein Außenseiter und verbringt die Pausen in der Regel alleine. Immerhin findet er in seinem Englischlehrer einen Vertrauten, der zudem seine Begabung erkennt und sein Talent mit Zusatzaufgaben zu Literaturklassikern fördert, was Charlie viel Freude bereitet. Dann jedoch lernt er Patrick und dessen Stiefschwester Sam kennen, die einige Jahrgänge über ihm sind und ihn mit in ihren Freundeskreis aufnehmen, wodurch Charlie nun ganz neue Erfahrungen sammelt…

Ein Briefroman aus der Außenseiter-Perspektive

„The perks of being a wallflower“ von Stephen Chbosky ist komplett in Briefform gehalten und gibt die Berichte, die Charlie an seinen anonymen Vertrauten schreibt, eins zu eins an den Leser weiter. Das hat den Vorteil, dass man so direkte Einblicke in sein Seelenleben gewinnt, was praktischerweise ab der ersten Seite das Mitgefühl für den einsamen 15-Jährigen weckt. Man merkt früh, dass Charlie etwas anders tickt als seine Altersgenossen und auf der einen Seite oft deutlich reifer erscheint, in anderen Bereichen aber manchmal noch wie ein kleines Kind wirkt. So macht er sich zum Beispiel ernste Gedanken über sich selbst und sein Umfeld oder verschlingt Klassiker der englischen Literatur wie „Der Fänger im Roggen“ oder „Der große Gatsby“, über die er dann mit seinem Englischlehrer diskutiert.

Im Umgang mit seinen Schulkameraden ist Charlie jedoch sehr unbeholfen und zurückhaltend, weil er sich keinem so richtig zugehörig fühlt und er auch (berechtigterweise) nicht den Eindruck hat, dass diese ihn und seine Sorgen wirklich verstehen. Man solidarisiert als Leser sehr schnell mit Charlie und würde ihn auch am liebsten gerne in den Arm nehmen und aufheitern, zumal sein teilweise wirklich naives Verhalten manchmal echt drollig ist. So träumt er in einer Szene beispielsweise auf etwas anzüglichere Weise von Patricks Stiefschwester Sam und ist darüber selbst so erschüttert, dass er sein schlechtes Gewissen nicht länger erträgt und ihr seinen Traum schuldbewusst beichtet, obwohl er Sam erst ein paar Tage kennt…

Kurzweiliger Jugendroman, jedoch leider ohne echte emotionale Höhepunkt

Mit Patrick und Sam scheint er dann aber endlich zwei Menschen gefunden zu haben, die ihn so akzeptieren wie er ist und auch erkennen, dass Charlie ein wenig Zuspruch und Hilfestellung gut gebrauchen kann. So kann dann auch Charlie endlich die Erfahrungen sammeln, die Jugendliche in seinem Alter nun einmal sammeln. In diesen Phasen wirkt „The perks of being a wallflower“ oft wie eine typische Coming-of-age-Story mit den üblichen Zutaten. Das liest sich alles sehr flüssig und ist auch durchweg unterhaltsam, manchmal sogar amüsant, allerdings vermisst man mit fortschreitender Geschichte ein wenig die wirklich berührenden Momente. Man kann zwar nicht behaupten dass die Story langweilig wäre, trotzdem plätschert die Erzählung aber mehr oder weniger ohne wirkliche Höhepunkte vor sich hin. Es gibt kaum Passagen, die einem richtig das Herz erwärmen oder traurig machen, wie es vergleichweise in John Greens „The fault in our stars“ der Fall ist.

Sympathische, aber etwas zu weinerliche Hauptfigur

Darüber hinaus wird auch die Hauptfigur mit der Zeit etwas anstrengend, da Charlie immer wieder wegen Nichtigkeiten plötzlich in Tränen ausbricht und mit seinen gesammelten Erfahrungen nicht erwachsener wird, sondern im Gegenteil manchmal fast wie ein lästiges kleines Kind wirkt, das man überall mit hinschleppen und ständig im Auge behalten muss, damit diesem nichts passiert. Das nervt auf Dauer ein wenig und man würde Charlie zum Ende hin gerne mal packen und ihm sagen, dass er doch bitte mal mit dem Rumgeflenne aufhören möge. So habe ich mich von Stephen Chboskys Jugendroman zwar gut unterhalten gefühlt, aber irgendwie fehlte mir das gewisse Etwas, das den Funken zum Überspringen bringt.

Vorteil für die Filmversion

Für mich stand bei „The perks of being a wallflower“ aber eh mehr der Film zum Buch im Fokus, den ich (wie so viele) damals im Kino verpasst hatte und nun unbedingt einmal sehen wollte – was nicht nur daran liegt dass Emma Watson mitspielt *räusper*… Und siehe da, die Verfilmung hat mir auch gleich ein Stück besser gefallen als der zugrundeliegende Roman. Das liegt zu großen Teilen an der Hauptfigur, die im Film zwar noch genauso sensibel und unbeholfen wirkt wie im Buch, allerdings bei weitem nicht so weinerlich dargestellt wird. Auch die Besetzung mit Logan Lerman als Charlie, Emma Watson als Sam und Ezra Miller als Patrick hat mir gut gefallen, wobei ich besonders letzteren als besonders überzeugend und sehr treffend für die zu spielende Rolle empfunden habe. Zudem war es schön Paul Rudd (als Englischlehrer) auch mal in einer etwas ernsthafteren Rolle zu erleben und nicht wie sonst nur als Protagonist in leicht dümmlichen Komödien. Allerdings kann auch der Film die große Schwäche des Buches nicht kaschieren, denn auch hier fehlt zwangsläufig ein echter emotionaler Höhepunkt, wenngleich die „dramatische“ Schlusswendung hier deutlich besser herausgestellt wird als in der Romanvorlage. Insgesamt betrachtet liegt die Verfilmung in meinen Augen daher im direkten Vergleich vorne.

Fazit:
Unterhaltsame Coming-of-age-Geschichte mit sympathischer Hauptfigur, der es aber an echten emotionalen Höhen und Tiefen mangelt (7/10).

Buchcover
Autor: Stephen Chbosky; Deutscher Titel: Das also ist mein Leben; Umfang: 226 Seiten; Verlag: MTV Books; Erscheinungsdatum: 29. Juni 2010; Preis: Taschenbuch 7,99 €/eBook 7,19 €.

Link zur englischen Ausgabe
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5 Antworten zu diesem Beitrag

  • Mich irritiert irgendwie dass das Cover auf der DVD anders is als das vom Buch. Also weil es gar nicht so viel anders ist. ach du weißt schon XD

    Bisher hab ich nur den Film gesehen, den fand ich ja tatsächlich sehr sehr toll und traurig. Hab den auch noch ausgerechnet an meinem Geburtstag im Kino gesehen haha, aber das Buch muss ich mir jetzt auch mal noch holen, das ist nur leider nie verfügbar in der Bibliothek.

    • Jetzt wo du es sagst… das mit den unterschiedlichen Covern ist mir noch gar nicht aufgefallen^^

      Ist ja genauso seltsam wie mit dem deutschen Buch- und Filmtitel. Könnte man sich wohl nicht so wirklich zwischen „Das also ist mein Leben“ und „Vielleicht lieber morgen“ entscheiden…

      Ich wage aber mal zu behaupten, dass du das Buch nicht so gut wie den Film finden wirst. Ging mir persönlich so und habe ich auch schon von vielen anderen gehört 😉

      • Ich meine mal letztens irgendwo gehört zu haben, dass das Buch auch umbenannt werden soll. Da bin ich mir aber nicht mehr hundertpro sicher…

        jaa, kaufen würde ich es wohl auch nicht, da warte ich lieber ab XD