Buchcover
Autorin: Veronica Roth
Umfang: 496 Seiten
Verlag: Katherine Tegen Books (HarperCollins)
Erscheinungsdatum: 03. Mai 2011
Deutscher Titel: Die Bestimmung
Preis: Gebundene Ausgabe 13,99 €/Taschenbuch 6,30 €/eBook 5,83 €

Klappentext:
In Beatrice Prior’s dystopian Chicago world, society is divided into five factions, each dedicated to the cultivation of a particular virtue—Candor (the honest), Abnegation (the selfless), Dauntless (the brave), Amity (the peaceful), and Erudite (the intelligent). On an appointed day of every year, all sixteen-year-olds must select the faction to which they will devote the rest of their lives. For Beatrice, the decision is between staying with her family and being who she really is—she can’t have both. So she makes a choice that surprises everyone, including herself.

During the highly competitive initiation that follows, Beatrice renames herself Tris and struggles alongside her fellow initiates to live out the choice they have made. Together they must undergo extreme physical tests of endurance and intense psychological simulations, some with devastating consequences. As initiation transforms them all, Tris must determine who her friends really are—and where, exactly, a romance with a sometimes fascinating, sometimes exasperating boy fits into the life she’s chosen. But Tris also has a secret, one she’s kept hidden from everyone because she’s been warned it can mean death. And as she discovers unrest and growing conflict that threaten to unravel her seemingly perfect society, she also learns that her secret might help her save those she loves . . . or it might destroy her.

Meine Buchbesprechung:
In einer nicht allzu fernen Zukunft hat sich die Gesellschaft nach einem verheerenden Krieg neu geordnet und sich auf fünf Fraktionen aufgeteilt, die sich von ihrer Gesinnung her stark unterscheiden: Für die Mitglieder von Abnegation steht die Selbstlosigkeit an erster Stelle – das Wohl ihrer Mitmenschen ist ihnen wichtiger als die eigenen Bedürfnisse; die Candor gelten als ehrlich und stellen Wahrheit über alles; die Erudite streben nach Wissen und widmen ihr Leben dem ständigen Erwerb von Bildung; die Fraktion Amity gilt als friedfertig und konfliktscheu und die Dauntless als besonders mutig und tapfer. Jeder Heranwachsende wird im Alter von sechzehn Jahren vor die Entscheidung gestellt, ob er weiterhin in seiner gebürtigen Fraktion leben möchte oder ob er seiner Familie den Rücken kehrt und sich einer anderen Gemeinschaft anschließt.

Die 16-jährige Beatrice steht vor einer Entscheidung, die ihr Leben für immer verändern wird

Auch für die 16-jährige Beatrice Prior ist am Ende ihres Schuljahres die Zeit der Entscheidung gekommen. Wie ihre Altersgenossen muss sie einen Eignungstest absolvieren, der ihre innere Bestimmung zutage fördern und sie bei ihrer Entscheidung für eine Fraktion unterstützen soll. Beatrice ist zwiegespalten: Einerseits hat sie seit langem das Gefühl, dass sie nicht so selbstlos und aufopferungsbereit wie ihre Familie ist und somit bei Abnegation möglicherweise nicht richtig aufgehoben ist. Auf der anderen Seite hat sie jedoch auch Angst davor, die Fraktion zu wechseln und sich von ihren geliebten Menschen zu verabschieden – zumal sie nicht weiß, wie diese eine solche Entscheidung auffassen werden und ob sie dann als Verräterin gelten würde. Auch der Eignungstest hilft ihr nicht weiter, sondern verschlimmert ihr Dilemma sogar noch: Er bringt nämlich kein eindeutiges Ergebnis hervor, sodass Beatrice als Unbestimmte gilt – was sie für eine große Gefahr für den Rest der Gesellschaft macht…

Auftakt der dreiteiligen Dystopie-Reihe von Jung-Autorin Veronica Roth

Das 2011 erschienene „Divergent“ von Veronica Roth ist mal wieder eines dieser Bücher, bei dem ich den Hype irgendwie verschlafen habe – genau wie es damals z.B. schon bei der „Die Tribute von Panem“-Trilogie von Suzanne Collins der Fall war. Zwar erinnere mich noch an die Buchvorstellung von „Die Bestimmung“ (so der Titel der deutschen Ausgabe) im Radio und ich habe mir das Buch sogar auf meinen Merkzettel gepackt, aber irgendwie ist der Debütroman der damals erst 23-jährigen US-Autorin dann bei mir wieder in Vergessenheit geraten – auch wenn ich bei Twitter oder auf diversen Blogs hin und wieder begeisterte Kommentare dazu gesehen habe. „Young-adult fiction“ ist aber nun einmal auch nicht unbedingt mein bevorzugtes Genre, auch wenn ich von Zeit zu Zeit einer guten Dystopie auch nicht abgeneigt bin. Im Amazon-Adventskalender gab es dann aber den englischen Schuber mit „Divergent“ und dem 2012 veröffentlichten Nachfolger „Insurgent“ für gerade einmal neun Euro, sodass ich dann schließlich doch zugeschlagen habe.

Eine postapokalyptische Gesellschaft, aufgeteilt in fünf Fraktionen

Das Buch beginnt zunächst mit der fast schon obligatorischen Ausgangssituation dieses Genres: Ein (nicht näher erläuterter) Krieg hat die Gesellschaft von Grund auf neu geordnet und die Menschen in mehrere Lager geteilt, die in einer Art Waffenstillstand leben und sich insgesamt kaum in die Quere kommen. Veronica Roth hat sich dabei für fünf Fraktionen entschieden, die jeweils für eine vorherrschende Charaktereigenschaft ihrer Mitglieder stehen – da ich das Buch in der Originalausgabe gelesen habe, bleibe ich an dieser Stelle bei den englischen Bezeichnungen; die deutschen wirken auf mich ein wenig befremdlich. Die Hauptfigur Beatrice Prior stammt aus dem Lager der Abnegation und steht nun vor der folgenschweren Entscheidung, die ihr zukünftiges Leben bestimmen wird: Bleibt sie bei der Fraktion ihrer Eltern oder wechselt sie zu einer der vier anderen Gemeinschaften und passt sich deren Lebensgrundsätzen an? Roth verliert in den ersten Kapiteln nicht viel Zeit mit Vorgeplänkel – das ist einerseits angenehm, weil praktisch sofort Spannung aufgebaut wird, andererseits hätte man sich zu Beginn vielleicht eine etwas ausführlichere Beschreibung des Szenarios gewünscht. Mehr als ein dezenter Hinweis, dass die Story in den Überresten des heutigen Chicago spielt, findet sich nämlich am Anfang und auch im Rest der Geschichte leider nicht. Auch die dramatisierte Bedeutung des Eignungstests hat sich für mich nicht gleich erschlossen und wirkte auf mich wie der „Sorting Hat“ aus dem Harry-Potter-Universum – wobei der Gesinnungstest bei „Divergent“ keinesfalls verbindlich ist, sondern lediglich den Jugendlichen bei der Entscheidungsfindung helfen soll. Auch das Testergebnis von Beatrice stellte mich zunächst vor ein Rätsel, denn es ist lange Zeit nicht ersichtlich, was an der „Divergent“-Diagnose (also dass Beatrice eine Unbestimmte ist) so gefährlich ist und warum sie diese vor allen anderen geheim halten muss.

Spannend und mit einem gewissen Suchtfaktor

Das ist von Veronica Roth aber offenbar bewusst so gewählt und stellt somit im folgenden eine der zwei dominierenden Spannungsquellen dar. Denn auch Tris, wie Beatrice sich nach der Entscheidung für eine der fünf Fraktionen nennt, ist bestrebt, den Grund für diese Geheimniskrämerei herauszufinden und so wartet man als Leser gespannt und neugierig auf kleine Hinweise, die Licht ins Dunkle bringen. Weitere Dramatik bezieht „Divergent“ aus dem Initiationsprogramm, dem sich Beatrice nach ihrer Entscheidung unterziehen muss und welches für die Fraktionsanwärter verbindlich und von enormer Wichtigkeit ist: Gehören die Kandidaten in einem knüppelharten Trainingsprogramm (das mich teilweise ein klein wenig an die Vorbereitungen für die Hungerspiele in dem ersten „Panem“-Band erinnert hat) nicht zu den besten Absolventen, so sind sie fortan fraktionslos und müssen am Rande der Gesellschaft leben.

Sympathische Hauptfigur, Romantik & Action

Durch diese einfachen aber zugleich sehr wirkungsvollen Kniffe entwickelt „Divergent“ sehr früh ein hohes Suchtpotenzial, da man wirklich sehr gerne mit der sympathischen Hauptfigur mitfiebert und hinter die Geheimnisse der Geschichte kommen will. Natürlich darf auch die obligatorische Romanze nicht fehlen, die aber insgesamt erfreulich kitschfreu daherkommt. Dafür kommt aber auch die Action nicht zu kurz und gerade in dem dramatischen und packenden Finale geht es dann auch recht brutal und blutig zu. Man sollte sich aber bewusst sein, dass „Divergent“ als Auftakt einer Trilogie angelegt ist und der Roman somit kein rundum befriedigendes Ende liefert. Der Zeitpunkt für das Ende des ersten Teils ist aber gut gewählt, denn die Auflösung ist für den Moment ausreichend und lässt gleichzeitig noch genug offene Fragen für die Nachfolger, sodass die Vorfreude auf „Insurgent“ direkt nochmal angeheizt wird.

Schlussfazit:
„Divergent“ ist eine gelungene Dystopie, die mir beim Lesen durchweg Freude bereitet hat. Zwar erfindet Veronica Roth das Genre nicht neu und hätte ihr Zukunftsszenario für meinen Geschmack gerne noch etwas näher ausführen können, doch die Spannung wird direkt von Beginn an aufgebaut und über die gesamte Distanz angenehm hoch gehalten, sodass man das Buch wirklich nur schwer wieder aus der Hand legen kann. Der Schreibstil ist zwar verhältnismäßig einfach – sodass man mit soliden Englischkenntnissen auch bedenkenlos zur Originalausgabe greifen kann–, aber durchaus packend und erfüllt seinen Zweck absolut zur Genüge.

Packende Dystopie und gelungener Trilogie-Auftakt

Die Charaktere sind interessant und auf der „guten“ Seite auch sympathisch, vor allem Beatrice/Tris eignet sich gut als Identifikationsfigur. Manche Figuren wie z.B. Four, einer der Aufseher des Initiationsprogramms, hätten vielleicht noch etwas mehr ausgearbeitet werden können, allerdings ist es auch nur zu verständlich dass die Autorin sich noch ein paar Geheimnisse für den Rest der Trilogie aufbewahren möchte. Im Dystopie-Genre würde ich „Divergent“ daher insgesamt zwar hinter Suzanne Collins‘ „Die Tribute von Panem“, aber z.B. vor „Starters“ von Lissa Price einordnen. Ich freue mich jedenfalls schon auf den zweiten Band, den ich mir aber noch ein wenig aufheben werde, damit die Pause bis zum Abschluss der Trilogie (Band 3 erscheint am 22. Oktober 2013) nicht allzu lang wird.

Meine Wertung: 8/10

Informationen:
„Divergent” von Veronica Roth ist in im englischen Original bei Kathrin Tegen Books (HarperCollins) erschienen und hat einen Umfang von 496 Seiten. Das Buch ist für ungefähr 6-14 Euro in de diversen Ausgaben erhältlich. In Deutschland wurde das Buch unter dem Namen “Die Bestimmung” vom cbt Verlag veröffentlicht. Weitere Infos gibt es auf der Verlags-Website.