Tags: Film, Grabtuch, Hollywood, Italien, Jesus Christus, Kirche, Los Angeles, Reliquie, Sam Christer, Serienmörder, Turin, Vatikan
Genre: Mystery, Thriller
Autor: Sam Christer
Umfang: 512 Seiten
Verlag: Sphere (Little, Brown Book Group)
Erscheinungsdatum: 02. Februar 2012
Deutscher Titel: n.v.
Preis: Taschenbuch 8,99 €/eBook: 5,49 €
Klappentext:
IT IS THE MOST CONTROVERSIAL RELIGIOUS ICON IN THE WORLD. No one knows where it came from. No one knows when it was made. But now, the greatest mystery in religious history holds the key to a present-day serial killer who crucifies his victims. And only two American cops, following a trail that stretches from California to the Vatican, can expose the secret of the Shroud.
Klappentext:
Am Manhattan Beach in Los Angeles wird die Leiche einer Frau aufgefunden und die zahlreichen Verletzungen deuten darauf hin, dass das Opfer vor dem Tod brutal gefoltert wurde. Die Detectives Nic Karakandez und Mitzi Fallon übernehmen die Ermittlungen und identifizieren die Tote als Tamara Jacobs, eine aufstrebende Drehbuchautorin in Hollywoods berühmter Traumfabrik.
Die Drehbuchautorin eines Verschwörungsthrillers wurde ermordet – wusste sie zu viel über das Turiner Grabtuch?
Vor ihrer Ermordung arbeitete Jacobs an einem Film mit dem Titel „The Shroud“, dessen Handlung sich rund um das Geheimnis des berühmten Turiner Grabtuches dreht, in dem angeblich Jesus von Nazareth nach seiner Kreuzigung begraben wurde. Als Karakandez und Fallon am Set des Films mit ihren Nachforschungen beginnen, gelangen sie nur mühsam an Informationen, denn die Produzenten halten die Story des Films unter strengster Geheimhaltung. Wollte Tamara Jacobs in ihrem Drehbuch vielleicht neue Erkenntnisse über das Grabtuch enthüllen, die sie schließlich das Leben gekostet haben?
Hohes Erzähltempo, blutige Verbrechen, spannende Geschichte
Sam Christers neuer Thriller „The Turin Shroud Secret“ ist eher zufällig in meinen Händen gelandet. Ich hatte zum Ende meines London-Urlaubs noch ein paar englische Pfund in der Tasche, und weil ich keine Lust auf einen erneuten Umtausch des Geldes hatte, habe ich lieber das letzte Kleingeld in der Flughafen-Buchhandlung verprasst – vor allem, weil es dank nicht vorhandener Buchpreisbindung dort so unverschämte Angebote wie „buy one, get one half price“ gab. Das Cover des Buches hat mich direkt angesprochen, außerdem kann man mich mit religiösen Verschwörungsthrillern und Locksprüchen wie „the most suspenseful and intelligent thriller since The Da Vinci Code“ immer ködern…
Man braucht bei dem Buch auch keine lange Eingewöhnungsphase, denn Christer liefert nach zwei Seiten schon den ersten Mord und macht im nächsten Kapitel direkt weiter mit dem Auffinden der Leiche der Drehbuchautorin Tamara Jacobs. Hier wird schnell klar, dass „The Turin Shroud Secret“ nicht unbedingt etwas für zarte Gemüter ist, denn die Beschreibung des verstümmelten Körpers ist nicht ohne – und bleibt auch bei weitem nicht die einzige schwer bekömmliche Szene. In dem zügigen Anfangstempo geht es auch weiter, und an der Seite der beiden Detectives Nic Karakandez und Mitzi Fallon taucht der Leser ein in die schillernde Welt Hollywoods und darf auch direkt dem Dreh einer Filmszene beiwohnen. Diese Passagen sind gut geschrieben und liefern einen spannenden Blick hinter die Kulissen einer Filmproduktion, sind aber auch nicht mehr als schmückendes Beiwerk. Immerhin geben diese kleinen Einblicke aber Hinweise auf ein mögliches Mordmotiv, denn um den Inhalt des dort gedrehten Films wird ein großes Geheimnis gemacht. Die finale Drehbuchversion sei angeblich noch nicht fertig und nur wenige Leute kennen überhaupt den endgültigen Ausgang von „The Shroud“, darunter bis vor wenigen Stunden eben auch Tamara Jacobs, die für das Schreiben der Schlussfassung verantwortlich war. Vereinzelte Gerüchte deuten jedoch an, dass die Autorin offenbar mithilfe von wissenschaftlichen Analysen und unabhängigen Experten neue Erkenntnisse über das berühmte Turiner Grabtuch gewonnen hat und dabei offenbar eine bahnbrechende Entdeckung gemacht hat, die im Film enthüllt werden und in der Welt für Furore sorgen soll.
Dan Brown meets Chris Carter…
Klingt ein bisschen so wie „The Da Vinci Code“? Ist es auch ein wenig, denn gewisse Parallelen zu den Dan-Brown-Romanen sind unverkennbar. Nicht nur deshalb, weil sich Sam Christer mit dem Turiner Grabtuch ebenso ein religiöses Mysterium herausgepickt hat wie Brown mit dem Heiligen Gral, sondern auch, weil sich die Geschichten vom Aufbau und der Machart ähneln. So hat „The Turin Shroud Secret“ z.B. ebenfalls viele kurze Kapitel und wechselt häufig die Perspektive. Mal begleitet man die beiden Ermittler, mal hört man ein vertrauliches Gespräch im Vatikan mit und mal begleitet man einen fanatischen Killer bei seinen wahnsinnigen Taten. Auch die Figur eines Auftragskillers in Mönchskluft erinnert doch stark an Dan Browns mordenden Silas aus „Sakrileg“. Allerdings ist Christers Roman noch einmal eine gute Portion blutiger als das offensichtliche Vorbild und wirkt daher manchmal so, als hätte sich Thrillerautor-Kollege Chris Carter („Der Kruzifix Killer“) an die Überarbeitung eines Brown-Romans begeben. Wer also die Bücher von einem der beiden Autoren mag, bei dem stehen die Chancen nicht so schlecht, dass er auch an dem Grabtuch-Thriller Gefallen findet, zumal dieser handwerklich wirklich ordentlich geschrieben ist. Die knackig kurzen Kapitel animieren fast automatisch zum Weiterlesen und es ist jederzeit genug Action vorhanden, sodass man kaum zum Durchschnaufen kommt. Am faszinierendsten sind dabei wohl die Passagen, die sich direkt dem Thema „Grabtuch“ widmen: Christer kombiniert hier geschickt Fakten mit Fiktion und gibt eine spannende kleine Unterrichtsstunde über die angebliche Reliquie. Toll ist auch, dass in dem Buch zahlreiche Fotos abgebildet sind, welche die Erkenntnisse der Figuren auch für den Leser gut veranschaulichen, sodass man sich leicht von dem Wissensdurst und der Neugier der Ermittler anstecken lässt.
Sympathische Ermittler mit interessantem privaten Hintergrund
Auch das Ermittlerduo kommt sympathisch rüber, wenngleich der weibliche Part in Person von Mitzi Fallon deutlich interessanter geraten ist. Zwar hat auch Karakandez sein privates Schicksal mit sich herumzuschleppen, doch die Probleme seiner Partnerin sind hier deutlich origineller. Denn so tough die Polizistin in ihrem Beruf auch rüberkommt, so nimmt sie in den eigenen vier Wänden überraschend die Opferrolle ein. Ihr Mann lässt sich seit Jahren gehen und wurde wiederholt handgreiflich, was Mitzi an den Rand ihrer Kräfte bringt. Es ist sehr spannend zu sehen, wie sie mit der häuslichen Gewalt umgeht, zumal mir eine solche Ermittlerfigur bisher noch nicht untergekommen ist. Christer drückt hier aber nicht auf die Tränendrüse, sondern stellt Mitzi als fürsorgliche Kämpferin dar, was sie sehr sympathisch macht. Auch ihre Schlagfertigkeit gegenüber Vorgesetzten oder machohaften Kollegen sorgt im Verlauf der Handlung für so manchen Schmunzler.
Schlussfazit:
Man darf an „The Turin Shroud Secret“ nicht mit den falschen Erwartungen herangehen, denn ein neuer Dan Brown ist Sam Christer sicherlich nicht. Zwar ist die Geschichte durchweg spannend und abwechslungsreich, allerdings entfalten nicht alle Szenen auch ihre beabsichtige Wirkung, so geht z.B. schon mal der ein oder andere ungünstig getimte Cliffhanger ins Leere. Außerdem wirkt Christers Geschichte manchmal etwas zu ambitioniert, da er für meinen Geschmack zu viele Nebenstränge anfängt und diese dann leider nicht ganz gelungen zusammenführt oder teilweise sogar unter den Tisch fallen lässt.
Spannender, aber manchmal etwas überambitionierter Kirchenthriller
Nichtsdestotrotz ist Christers Grabtuch-Roman ein guter Mystery-Action-Thriller und punktet durch die sympathischen Hauptfiguren und das hohe Erzähltempo. Allzu viel Tiefgang sollte man zwar nicht erwarten, aber einen gehobenen Anspruch an sich selbst strahlt das Buch auch gar nicht aus. Wer religiöse Verschwörungsthriller mag und auch gerne mal einen Chris-Carter-Roman verschlingt, der kann mit „The Turin Shroud Secret“ eigentlich nicht sonderlich viel falsch machen. Denn abgesehen von der etwas schwachen Auflösung bietet das Buch wirklich kurzweilige Unterhaltung.
Meine Wertung: 7/10
Informationen:
„The Turin Shroud Secret” von Sam Christer ist im englischen Original im Sphere-Imprint der Little, Brown Book Group erschienen und hat einen Umfang von 480 Seiten. Das Buch ist für ungefähr 9,00 € als Taschenbuch erhältlich. In Deutschland wurde das Buch bisher noch nicht veröffentlicht. Weitere Infos gibt es auf der Verlags-Website.