Hörbuchcover
Autor: Josh Bazell
Sprecher: Christoph Maria Herbst
Länge: 06 Std. 49 Min. (ungekürzt)
Anbieter: Der Hörverlag
Originaltitel: Beat the Reaper
Preis: 17,95 € (9,95 € im Flexi-Abo von Audible.de)

Inhaltsbeschreibung von audible.de:
Pietro Brnwa ist clever, skrupellos und war, bis er ausstieg, ein Killer für die Mafia. Er ist der letzte Mensch, den man als behandelnden Arzt im Krankenhaus treffen möchte. Dr. Peter Brown ist Assistenzarzt. Er hat Talent, eine höllenmäßige Nachtschicht in Manhattans berüchtigtstem Krankenhaus und eine Vergangenheit, die er lieber geheim hält. Bis einer der alten Mafiabosse eingeliefert wird, der einen komischen Gedanken hat: dass Peter Brown und Pietro Brnwa möglicherweise ein- und dieselbe Person sind.

Meine Hörbuchbesprechung:
Dr. Peter Brown ist Assistenzarzt für Innere Medizin in einem New Yorker Krankenhaus und muss sich Tag für Tag mit diversen Unannehmlichkeiten herumschlagen: anstrengende Patienten, fragwürdige hygienische Zustände oder unzumutbare Arbeitszeiten, die sich ohne den Einsatz von Aufputschmitteln kaum bewältigen lassen. Auf der anderen Seite ist Brown aber froh, überhaupt ein so „normales“ Leben führen zu können, denn für einen Mann mit seiner Vergangenheit ist das alles andere als üblich. Denn während er heute Menschen durch sein Eingreifen das Leben rettet, war er vor Jahren für genau den entgegengesetzten Weg zuständig. Damals sorgte er nämlich als Auftragskiller im Dienste der Mafia dafür, dass unliebsame Zeugen zum Schweigen gebracht oder feige Verräter für ihren Treuebruch bestraft wurden.

Vom Mafia-Auftragskiller zum Arzt im Zeugenschutzprogramm

Brown jedoch hatte Glück und schaffte den Ausstieg aus dem kriminellen Geschäft, bekam vom Staat eine neue Identität verpasst und kann durch das Zeugenschutzprogramm wieder ein geregeltes Leben mit einem legalen Beruf führen – bis eine unerwartete Begegnung wieder alte Wunden aufreißt. Als er einem Patienten namens Nicholas LoBrutto nämlich die tragische Diagnose einer Krebserkrankung im Endstadium überbringen will, fällt er beim Betreten des Krankenzimmers aus allen Wolken. Er kennt den Patienten nur zu gut aus gemeinsamen Mafia-Tagen, allerdings unter dem Namen Eddy Squillante. Auch der Todgeweihte erkennt seinen behandelnden Arzt sofort und Dr. Peter Brown läuft plötzlich Gefahr, dass seine alten Auftraggeber von seiner Wandlung Wind bekommen und Rache üben wollen…

Erstlingswerk des Autors und Arztes Josh Bazell

„Schneller als der Tod“ ist der Debütroman des Amerikaners Josh Bazell und brachte dem Autor bereits zahlreiche Auszeichnungen ein. Neben seiner Arbeit als Schriftsteller ist Bazell jedoch auch als Arzt tätig – genau wie die Hauptfigur des Buches, der Assistenzarzt Dr. Peter Brown. Wie der Autor in einem FOCUS-Interview angibt, entstand die Geschichte um den ehemaligen Mafia-Auftragskiller während seines Medizinstudiums, um der späteren Aussicht auf ein langweiliges Leben in der Normalität eine abenteuerliche Parallelwelt entgegenzusetzen. Nun, langweilig erscheint das Leben der Hauptfigur für den Leser eher nicht, schließlich wird Dr. Brown zu Beginn der Handlung schon vor Arbeitsbeginn von einem Räuber attackiert – dumm nur für den Angreifer, dass der Arzt die Anatomie des menschlichen Körpers blind beherrscht und somit genau weiß, wo er seinen Gegner am empfindlichsten treffen kann.

Zwischen Aufputschmitteln und den Schatten der kriminellen Vergangenheit

Trotz seiner Fachkenntnisse ist Dr. Peter Brown wohl nicht unbedingt ein Arzt, von dem man sich mit einem guten Gefühl behandeln lassen würde. Vom Typ her ist er ein wenig wie Dr. House: zynisch bis zur Unerträglichkeit und ständig unter dem Einfluss von Medikamenten, da er ohne Aufputschmittel die unerbittlichen Arbeitszeiten gar nicht bewältigen könnte. Außerdem würde man wohl schreiend aus dem Krankenhaus rennen, wenn man von der mörderischen Vergangenheit des Arztes wüsste, denn wer begibt sich schon freiwillig in die Obhut eines ehemaligen Auftragskillers? Auch sein neuer Patient Nicholas LoBrutto alias Eddy Squillante hätte sich wohl lieber ein anderes Krankenhaus ausgesucht, wenn er gewusst hätte, dass ein ihm bekannter Killer dort auf ihn wartet. Somit wird die unerwartete Begegnung für beide Seiten ziemlich unangenehm: Auf der einen Seite ist Browns gut geplante Tarnung aufgeflogen und sobald die Mafia davon Wind bekommt, hat er aller Wahrscheinlichkeit nach ein Killerkommando am Hals. Und Eddy hat Angst, dass sein Arzt ihn diskret über die Klinge springen lässt, um ihn zum Schweigen zu bringen und seine Tarnung zu warnen – eine Option, die Brown auch durchaus in den Sinn kommt. Allerdings zögert er zu lange und belässt es zunächst bei einer ersten Drohung, was Squillante dazu nutzt, um sich in der Zwischenzeit eine Art Lebensversicherung zu verschaffen. Sollte ihn Brown umbringen, wird ein Kontaktmann der Mafia stecken, wo der Aussteiger zu finden ist. Das verbessert die Aussichten des Arztes aber nicht wirklich, schließlich hat sein Patient ohnehin nur eine sehr kurze Lebenserwartung, was dieser aber offenbar nicht wahrhaben will.

Zwei Storyebenen, viel Stückwerk, kaum Spannung

Fortan schildert Josh Bazell die Geschichte auf zwei verschiedenen Ebenen: Einmal in der Gegenwart, wo der Protagonist sich einen Ausweg aus dem Dilemma überlegen muss, und dann in Form von vielen kleinen Rückblenden, die Browns bisherige Lebensgeschichte erzählen, welche zu einem Großteil von seinen Verbindungen zur Mafia beeinflusst wurde. Das klingt auf den ersten Blick spannend, ist es aber leider über weite Strecken überhaupt nicht. Die Handlung im Krankenhaus kann man nämlich direkt schon einmal außer Acht lassen, denn diese ist praktisch überhaupt nicht vorhanden. Zwar spielt „Schneller als der Tod“ ungefähr zu gleichen Teilen in der Gegenwart und in der Vergangenheit, allerdings besteht die aktuelle Handlungsebene fast nur aus Anekdoten aus dem Arbeitsalltag der Hauptfigur. Das ist mal recht amüsant, mal ein wenig eklig, aber insgesamt nichts, was allzu großen Unterhaltungswert besitzt. Das eigentliche Problem mit dem unliebsamen Mafioso-Patienten gerät bei all den Albernheiten fast in Vergessenheit. Die Rückblenden hingegen haben zwar inhaltlich mehr zu bieten, wollen sich aber nicht wirklich harmonisch miteinander verbinden lassen. Hier bietet der Autor lediglich viel Stückwerk und da der Ausgang der Vergangenheitsstory praktisch auch schon am Anfang des Buches vorweggenommen wurde, will auch keine richtige Spannung aufkommen. Außerdem hapert es für mich schon an der Ausgangssituation der Geschichte, denn welche Behörde ist denn bitte so blöd und ändert den Namen eines Mannes im Zeugenschutzprogramm von Pietro Brnwa (gesprochen: Brauna) auf Peter Brown? Da kann man sich das mit der neuen Identität auch gleich komplett schenken…

Auch schon mal mehr gelacht…

Storymäßig kann Bazells Roman also schon einmal nicht überzeugen, bleibt also noch der von vielen Seiten so gelobte Humor. Nun ja, der Schreibstil des Autors ist in der Tat recht unterhaltsam und ab und zu darf man auch wirklich einmal schmunzeln, insgesamt wirkte das auf mich aber alles sehr bemüht. Das durchschnittliche Gagniveau beläuft sich ungefähr auf der Höhe des folgenden (aus dem Text entnommenen) Arztwitzes: „Kommt ein Mann zum Arzt: ‚Herr Doktor, es geht mir überhaupt nicht gut, was ist nur los mit mir?‘ – ‚Ich habe leider zwei schlechte Nachrichten für sie. Erstens: Sie haben Krebs.‘ – ‚Oh Gott, und zweitens?‘ – ‚Sie haben Alzheimer‘ – ‚Alzheimer… wenigstens kein Krebs!'“. Haha, selten so gelacht… Zugegebenermaßen sind im Buch auch treffsichere Pointen zu finden, insgesamt habe ich aber auch schon deutlich Witzigeres gelesen. Dafür kommen aber alle Ekel-Fans auf ihre Kosten, denn Josh Bazells Geschichte fällt insgesamt recht blutig aus – sowohl was die Mafiakiller-Story als auch den Krankenhausalltag betrifft.

Der Sprecher:
Gelesen wird „Schneller als der Tod“ von Christoph Maria Herbst, was für mich eigentlich auch der Hauptgrund für den Kauf des Hörbuches war. Zumindest in dieser Hinsicht wurde ich nicht enttäuscht, denn Herbst bringt den zynischen und makabren Ton der Buchvorlage so gut wie möglich an den Leser und macht die Sprüche dadurch teilweise besser, als sie eigentlich sind. Vergleicht man die Lesung aber mit Herbsts überragender Leistung bei Moritz Matthies‘ Erdmännchen-Krimi „Ausgefressen“, so zieht der Mafiathriller eindeutig den Kürzeren. Der Text gibt dem Sprecher nämlich nicht genug Möglichkeiten, um die ganze Bandbreite seines Könnens abzurufen, sodass Christoph Maria Herbst hier eindeutig unterfordert wird.

Schlussfazit:
Meine Erwartungen an Josh Bazells „Schneller als der Tod“ waren recht hoch, zumal das Buch auch von den Medien überwiegend positiv aufgenommen wurde. Leider sorgte die Lektüre dann bei mir aber für Ernüchterung, denn ich persönlich konnte mit der oft wirklich hanebüchenen Story (sofern man das Stückwerk aus Rückblenden und die Sammlung von Krankenhaus-Anekdoten überhaupt so nennen kann) wenig bis gar nichts anfangen. Ein Spannungsbogen ist praktisch nicht vorhanden, da man den Ausgang der Vergangenheitshandlung viel zu früh vorwegnimmt und dadurch völlig der Reiz fehlt. In der Gegenwartsebene hingegen passiert bis kurz vor Schluss fast überhaupt nichts von Relevanz und das Ende ist dann einfach nur noch absurd und völlig unglaubwürdig.

Abgedrehter, aber insgesamt enttäuschender Mafia-Thriller

Auch vom hochgelobten Humor habe ich mir insgesamt deutlich mehr versprochen. Zwar sind Browns zynische Sprüche durchaus recht amüsant, die wirklichen Gag-Highlights kann man aber an einer Hand abzählen. Größter Pluspunkt des Hörbuches ist eindeutig der Sprecher, denn Christoph Maria Herbst rettet mit seiner unterhaltsamen Lesung über so manche langatmige Passage hinweg. Für mich ist „Schneller als der Tod“ unterm Strich gesehen also eine klare Enttäuschung, die wenn überhaupt nur in der Hörbuchversion zu empfehlen ist.

Meine Wertung: 5/10

Informationen:
Das Hörbuch „Schneller als der Tod“ von Josh Bazell hat eine Länge von 6 Std. und 49 Min. und ist ungekürzt für 17,95 Euro bei audible.de erhältlich. Kunden mit Flexi-Abo bezahlen wie gewohnt nur 9,95 Euro. Weitere Infos gibt es auf der Detail-Seite bei audible.de.

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