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Genre: Abenteuer, Mystery, Thriller
Autor: Dustin Thomason
Sprecher: Peter Lontzek
Länge: 11 Std. 53 Min. (ungekürzt)
Anbieter: Lübbe Audio
Originaltitel: 12·21
Preis: 24,95 € (9,95 € im Flexi-Abo von Audible.de)
Inhaltsbeschreibung von audible.de:
Dezember 2012. In den USA breitet sich rasend schnell eine gefährliche Epidemie aus, ganz L.A. steht bereits unter Quarantäne. Genetiker Dr. Gabriel Stanton und Maya-Forscherin Chel Manu suchen unter Hochdruck nach einer Möglichkeit, die tödliche Krankheit aufzuhalten. Sie glauben, dass ihnen ein alter Maya-Codex weiterhelfen kann. Ein Codex, der aus einem Tempel in Guatemala entwendet und in die USA gebracht wurde – von dem Mann, der später als Erster erkrankte. Was hat es mit diesem Werk auf sich? Haben die alten Maya es mit einem tödlichen Fluch belegt, der die gesamte Menschheit ausrotten wird?
Meine Hörbuchbesprechung:
Gabriel Stanton ist Genetiker und arbeitet als Leiter des Zentrums für Prionenforschung in Los Angeles. Aufgrund seiner wissenschaftlichen Reputation wird er häufig von Ärzten kontaktiert, die bei ihren Patienten Anzeichen für eine Seuchenkrankheit feststellen. So auch im Fall einer Assistenzärztin des örtlichen Krankenhauses, die einen Mann mit einer seltsamen Schlafstörung behandelt. Stantons Berufskollegin ist überzeugt, dass ihr Patient an der tödlichen familiären Schlaflosigkeit leidet, einer äußerst seltenen Prionenerkrankung, die innerhalb von wenigen Monaten unweigerlich zum Tode führt. Stanton hält die Theorie zunächst für sehr unwahrscheinlich, doch als er den Erkrankten näher untersucht, wird seine Neugier plötzlich geweckt, denn alles deutet darauf hin, dass die Ärztin mit ihrer ungewöhnlichen Diagnose richtig liegt…
Ein uralter Maya-Codex sorgt für eine Epidemie in Los Angeles
Unterdessen hat die aus Guatemala stammende Chel Manu ein ganz anderes Problem. Die junge Frau ist beim Getty Museum als Kuratorin angestellt und hat sich in ihrer Arbeit der Erforschung und Bewahrung der Maya-Kultur verschrieben, die sie selbst aus ihrer Kindheit in Südamerika bestens kennt. Auch in ihrer Freizeit bestimmt ihre Abstammung ihren Tagesablauf, denn sie arbeitet zudem noch ehrenamtlich bei einer Kirche für Maya-Einwanderer und hilft ihnen bei Alltagsproblemen oder anstehenden Behördengängen. Unverhofft wird sie von Hector Gutierrez kontaktiert, einem mit ihr befreundeten Antiquitätenschmuggler, der sich auf Maya-Artefakte spezialisiert hat und die Museums-Kuratorin gelegentlich mit kulturellen Schätzen beliefert. Nun aber benötigt Gutierrez ihre Hilfe, denn seine illegalen Aktivitäten drohen aufzufliegen und er braucht jemanden, der einen besonders wertvollen Gegenstand für ihn sicher aufbewahren kann. Manu will zunächst ablehnen, um nicht noch mehr in die kriminellen Machenschaften ihres Landsmannes verwickelt zu werden, doch als sie das betroffene Objekt zu Gesicht bekommt, stockt ihr fast der Atem: Bei dem Artefakt handelt es sich um einen uralten Maya-Codex – eine absolute Rarität, da in der gesamten Welt bisher nur drei authentische Codizes bekannt sind…
Der 21. Dezember 2012 und das Ende der Welt
Das Jahr 2012 hat eine Menge zu bieten: Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine, Olympische Sommerspiele in London, Präsidentschaftswahlen in den USA und – nicht zu vergessen – der Weltuntergang. Klingt jetzt zunächst einmal beunruhigend, hat aber auch Vorteile: So muss man sich dieses Jahr zum Beispiel keine Gedanken über Weihnachtsgeschenke machen, da die Apokalypse praktischerweise drei Tage vor Heiligabend angesetzt wurde, nämlich am 21. Dezember 2012. So lautet zumindest die mittlerweile wohl jedem bekannte Theorie zahlreicher Verschwörungstheoretiker, da an diesem Tag die Lange Zählung des Maya-Kalenders endet, was viele als Zeichen für den Weltuntergang deuten. Das Thema wurde ja auch bereits prominent in Filmen wie Roland Emmerichs Blockbuster „2012“ oder Büchern wie Steve Altens „2012“-Reihe behandelt. Da der 21. Dezember aber immer näher rückt, hatte auch ich kürzlich Lust, mich literatisch ein wenig auf das Ende der Welt einzustimmen – umso praktischer, dass passend dazu Dustin Thomasons Endzeit-Thriller „Virus“ erschien.
L. A. in den Wochen vor der Apokalypse
Die Apokalypse ist dann auch fast von der ersten Seite an präsent: Nach einem kurzen Prolog aus der Maya-Zeit geht es direkt nach Los Angeles im November 2012, wo der Weltuntergang fast an jeder Straßenecke angekündigt wird. Graffitis deuten zahlreich auf den 21.12. hin und Apokalypse-Freaks, sogenannte „2012er“, feiern aus diesem Anlass regelmäßig skurrile Partys. Inmitten dieser Irren befinden sich die beiden Hauptfiguren von „Virus“, die dem absurden Treiben aber überhaupt nichts abgewinnen können. Dr. Gabriel Stanton widmet sich viel lieber seiner Prionenforschung und Chel Manu hat genug mit ihrem Job im Museum und ihrer Wohltätigkeitsarbeit zu tun. Trotzdem führt das Schicksal die beiden gegensätzlichen Charaktere schnell zusammen – und das auch noch durch einen geheimnisvollen Maya-Kodex.
Unterhaltsame Mischung aus Wissenschaft und Katastrophen-Thriller
Zunächst nimmt sich Dustin Thomason aber genug Zeit, um die Figuren und ihre Arbeit sorgsam vorzustellen. Wir erfahren von Stantons Forschungen, seinem Leben mit seiner Ex-Frau, mit der er immer noch sehr gut befreundet ist und seinem aktuellen Fall, dem Patienten mit der seltenen Schlafstörung. Der Autor erklärt die wissenschaftlichen Hintergründe anschaulich, ohne dabei aber zu sehr in die Tiefe zu gehen und den Hörer möglicherweise zu verwirren. Das Thema ist spannend gewählt und dreht sich um eine Krankheit, von der die wenigstens bisher gehört haben dürften: Tödliche familiäre Schlaflosigkeit oder auch letale familiäre Insomnie bzw. in der Kurzform FFI genannt – einer extrem seltenen Krankheit, die bei Betroffenen zunächst für Schlafstörungen sorgt und dann über Halluzinationen und Gedächtnisprobleme in kurzer Zeit zum Tod führt. Eher zufällig trifft Stanton durch diesen Fall auf Chel Manu, die eigentlich nur als Dolmetscherin fungieren soll, da der Erkrankte vor wenigen Tagen aus Guatemala eingereist ist und sich nicht auf Englisch verständigen kann. Wenig später stellt sich dann heraus, dass eben dieser Mann den Maya-Codex eingeführt hat, der über die oben erwähnten Umwege mittlerweile in den Händen von Chel gelandet ist. Als dann auch noch der Schmuggler Hector Gutierrez von der gleichen Erkrankung befallen wird, deutet alles darauf hin, dass der Codex die Ursache für die Krankheitsfälle ist.
Nach dieser sehr kurzweiligen und auch durchaus informativen Einführungsphase, die zwar sehr auf Zufällen basiert, dennoch überaus unterhaltsam ist, bringt Dustin Thomason dann seine Geschichte ins Rollen und die Handlung nimmt ungefähr den Verlauf, den man beim Lesen des Klappentextes erwarten durfte. Die Krankheit breitet sich mit hoher Geschwindigkeit weiter aus und Gabriel Stanton und Chel Manu werfen sich mit vollem Einsatz in deren Erforschung, um ein Gegenmittel zu finden und die drohende Apokalypse abzuwenden. Der Autor kombiniert hier clever wissenschaftliche Aspekte mit der prominenten Verschwörungstheorie und entwickelt eine launige Story, die zwar keine großen Überraschungen bietet aber die Erwartungen dennoch nicht enttäuscht. Die Hauptfiguren wirken durchweg sympathisch und werden schnell zu einem eingespielten Team, in welchem Thomason aber von Zeit zu Zeit ein paar Reizpunkte platziert, damit es nicht zu harmonisch wird.
Atmosphärische Maya-Rückblenden, magere Weltuntergangsstimmung
Was leider nicht so gut gelungen ist, ist die Schilderung des Seuchenszenarios. Zu Beginn ist das alles noch sehr überzeugend und Thomason gibt sich viel Mühe, um den Ausbruch verständlich zu erklären. Umso erstaunlicher ist dann aber die Sprunghaftigkeit der Geschichte, denn plötzlich ist fast von einer Minute auf die nächste die halbe Stadt von der Krankheit betroffen, ohne dass man es irgendwie groß mitbekommen hat. Ebenso schafft es der Autor nicht, die Beklemmung und die Weltuntergangsstimmung aufgrund der drohenden Apokalypse einzufangen. Zwar gibt es immer wieder kurze Einschübe über die Situation in Los Angeles und den gesamten USA, doch richtig mitreißend ist das leider nicht. Dafür punktet die Geschichte aber durch die Episoden aus der Zeit der Maya, die bei der Entschlüsselung des Codex immer wieder eingestreut werden. Diese sind nämlich spannend geschrieben und sorgen durch ein paar blutrünstige Anekdoten wie grausame Menschenopfer für willkommenen Nervenkitzel. Der muntere Wechsel zwischen einer Jahrtausende alten Kultur und der Neuzeit hält den Hörer bei Laune und entschädigt für die manchmal etwas fehlende Kreativität des Autors. Dustin Thomason führt die Geschichte dann auch noch zu einem zwar nicht gerade begeisternden, aber immerhin zufriedenstellenden Abschluss.
Der Sprecher:
Gelesen wird „Virus“ von Peter Lontzek, der von Audible überschwänglich als „Sprecher-Entdeckung des Jahres“ gefeiert wird, vielen Hörern aber vermutlich noch unbekannt ist. Ich habe vor einer Weile bereits „Phantom: Gefahr aus der Tiefe“ gehört, in dem Lontzek bei mir schon einen guten ersten Eindruck hinterlassen hat. Dieser wird bei der Lesung von Thomasons Thriller weiter bestätigt, denn Peter Lontzek überzeugt vor allem durch die sehr angenehme Stimme, die er darüber hinaus auch noch gut einsetzen kann. Natürlich ist er kein David Nathan oder Simon Jäger, doch insgesamt liefert der Sprecher eine mehr als nur solide Vorstellung ab. Etwas störend ist lediglich, dass Lontzek für die eigentlich beabsichtigte düstere Atmosphäre des Buches fast schon ein wenig zu nett und zu positiv klingt, was der Geschichte zuweilen etwas von dem Gefühl der Bedrohung nimmt.
Schlussfazit:
Mit „Virus“ liefert Dustin Thomason einen unterhaltsamen Beitrag zum Apokalypse-Jahr 2012, der so ziemlich genau das bietet, was der Klappentext verspricht. Ein bisschen Wissenschaft hier, ein wenig Verschwörungstheorie da, gemischt mit etwas Maya-Hintergrund – fertig ist eine spannende und kurzweilige Geschichte, die so schnell keine Langeweile aufkommen lässt. Gefällig sind vor allem die sympathischen Charaktere und die atmosphärisch dichten Maya-Rückblenden, Schwächen zeigt das Buch bei der Schilderung des Seuchenverlaufs und in der zuweilen etwas oberflächlichen Erzählung. Denn leider ist die Story insgesamt etwas ideenarm und folgt dem zu erwartenden Schema ohne große Überraschungen.
Unterhaltsamer Katastrophen-Thriller ohne große Überraschungen
Wer die verbleibenden Tage bis zum Weltuntergang aber nutzen möchte, um sich literarisch schon mal auf die Apokalypse vorzubereiten, für den ist „Virus“ sicherlich eine Empfehlung wert. Gleiches gilt für Hörer mit Interesse für die Kultur der Maya, da der Autor nicht nur das Geschehen vor Jahrtausenden aufgreift, sondern sich auch der heutigen Situation der Menschen mit Maya-Abstammung widmet und viel auf deren Leben und die sich bietenden Konflikte eingeht. Das macht das Hörbuch zu einem guten Gesamtpaket ohne großen Anspruch und Innovationen, aber eben auch ohne gravierende Schwachpunkte.
Meine Wertung: 7/10
Informationen:
Das Hörbuch hat eine Länge von 11 Std. und 53 Min. und ist ungekürzt für 24,95 Euro (9,95 Euro im Flexi-Abo) bei audible.de erhältlich. Weitere Infos auf der Detail-Seite bei audible.de.