Autor: James McFetridge
Sprecher: Michael Hansonis
Länge: 12 Std. 29 Min. (ungekürzt)

Inhaltsbeschreibung von audible.de:
Alles beginnt mit einem nächtlichen Anruf: Sam Baxter, Kameramann bei einem Nachrichtensender, wird zum Ort eines grausigen Verbrechens gerufen – eine gehäutete, verstümmelte Leiche wurde gefunden. Danach verwandelt sich Sams Leben immer mehr in einen Horrortrip. Überwachungsvideos zeigen ihn an Orten, an denen er nie war; sein Bankkonto wird geplündert, und ein mysteriöser Performance-Künstler verwickelt ihn in kriminelle Machenschaften. Als Sam schließlich unter Mordverdacht gerät, glaubt er, nicht tiefer sinken zu können. Doch jetzt fängt die Hölle erst an…

Meine Hörbuchbesprechung:
Sieben Jahre ist es her, dass ein tragischer Unfall Sam Baxters Leben für immer verändert hat. Er selbst saß damals am Steuer, als er auf glatter Fahrbahn die Kontrolle über sein Auto verlor und das Fahrzeug mit voller Wucht gegen einen Baum prallte. Sam erlitt bei dem Crash schwere Kopfverletzungen und lebt seitdem mit einer Metallplatte im Schädel, die bei ihm regelmäßig störende Geräusche im Kopf hervorruft. Viel schlimmer ist aber, dass bei dem Unfall auch noch seine Freundin Sarah im Wagen saß. Diese hatte noch weniger Glück als ihr Lebensgefährte und wurde durch den Aufprall so schwer verletzt, dass sie letztlich verstorben ist.

Ein Kameramann eines Nachrichtensenders im Zentrum eines grausigen Mordfalls

Heute arbeitet Sam Baxter als Kameramann bei einem regionalen TV-Sender und ist zusammen mit seiner moderierenden Arbeitskollegin immer auf der Suche nach einer spektakulären Story und sensationellen Bildern, um seinen nervigen Chef zufriedenzustellen und es mit den Aufnahmen in die Landesnachrichten zu schaffen. Eines Nachts erhält Sam dann aber einen verstörenden Anruf: Ein unbekannter Mann meldet sich, doch noch bevor er zu dem Grund für die späte Störung kommen kann, hört Sam plötzlich Schreie und das Telefonat bricht ab. Am nächsten Tag erfährt der Kameramann dann von einem Mord, der sich in einer Gasse hinter dem örtlichen Museum zugetragen hat. Der Leiche wurde die komplette Haut abgezogen und auch sonstige Merkmale, die Rückschlüsse auf die Identität des Toten liefern könnte, wurden völlig verstümmelt. Sam und seine Kollegin übernehmen die Berichterstattung über das Verbrechen, ohne zu ahnen, dass er bald selbst im Visier der Ermittlungen stehen wird…

Debütroman des nordirischen Autors und Lichtdesigners James McFetridge

„Unendlicher Tod“ ist der erste Roman des nordirischen Autors James McFetridge, der vor seiner Schriftstellerkarriere als Lichtdesigner in Großbritannien, New York, Kanada und Australien auf sich aufmerksam gemacht hat. Der Schritt vom Installationskünstler zum Autor mag zunächst verwundern, schlägt sich aber im weiteren Verlauf der Geschichte sogar deutlich nieder. Dazu aber später mehr.

Guter und mysteriöser Auftakt mit sorgsam verteilten geheimnisvollen Puzzlestücken

Zunächst einmal beginnt die Story wie ein gewöhnlicher Thriller: Ein merkwürdiger nächtlicher Anruf, Kampfgeschrei – und wenig später findet man die entstellte Leiche eines Mannes, der ungefähr zur Zeit des Telefonats ermordet wurde. Ein Kameramann der Lokalnachrichten, der dann auch der Protagonist dieser Geschichte ist, wird zum Tatort bestellt und soll für seinen karrieresüchtigen Redaktionsleiter ein paar reißerische Aufnahmen machen, um diesem mit einem spektakulären Bericht die nächsten Schritte auf der Karriereleiter zu ermöglichen. So weit, so gut. Nach der ereignisreichen Anfangsphase wird es dann mysteriös: Von einem weiblichen Detective, der in dem Mordfall ermittelt und gleichzeitig die Schwester seiner verstorbenen Freundin ist, erfährt Baxter dann von der Existenz eines Überwachungsvideos, das in dem Museum aufgenommen wurde, in dessen Nähe später die Leiche gefunden wurde. Dieses Band zeigt einen Mann mit verbundenem Gesicht, bei dem die Polizistin aufgrund ihrer jahrelangen Bekanntschaft eine erstaunliche Ähnlichkeit zu Sam feststellt – zumindest was die Statur und den Bewegungsablauf betrifft. Sam reagiert verblüfft, kann den Verdacht aber entkräften, indem er ihr die von ihm gefilmten Aufnahmen vom Tatort zeigt, auf denen im Hintergrund ebenfalls dieser Mann zu sehen ist – demzufolge kann es sich dabei logischerweise nicht um den Kameramann handeln.

Im Folgenden häufen sich dann aber die Ungewöhnlichkeiten. Plötzlich wird Baxters Bankkonto leergeräumt, Anrufe von seinem Handy getätigt und seine Kollegen haben ihn plötzlich an Orten gesehen, an denen Sam überhaupt nicht gewesen ist. Nach und nach hinterlässt James McFetridge so einzelne Puzzlestücke, ohne dass man sich als Leser jedoch auch nur ansatzweise einen Reim darauf machen kann. Trotzdem fand ich dieses erste Drittel sehr faszinierend, denn man will einfach wissen, was es mit diesen mysteriösen Ereignissen auf sich hat. Leidet der Protagonist vielleicht aufgrund seiner Kopfverletzungen an gelegentlichen Blackouts und kann sich an Telefonate, Gespräche und von ihm getätigte Kontobewegungen einfach nicht mehr erinnern? Doch was hat es dann mit dem geheimnisvollen Mann mit dem Verband im Gesicht auf sich? Und welche Rolle spielt eigentlich der durchgeknallte Performancekünstler Guy, der mit seinen bizarren Aktionen zum Thema „Zeit“ immer wieder die Aufmerksamkeit Sams auf sich lenken will und sich unnachgiebig in dessen Leben drängt?

Überraschende und gewagte Wendung in der Mitte der Geschichte

Ungefähr in der Mitte der Geschichte liefert der Autor dann eine Auflösung für diese Vorfälle, mit der man so als Leser vermutlich überhaupt nicht gerechnet hat. Was es damit genau auf sich hat, möchte ich aber an dieser Stelle nicht verraten, da sonst die erste Hälfte deutlich an Spannung verlieren würde. Es sei nur darauf hingewiesen, dass diese Wendung sicherlich nicht jedem gefallen wird, da die Story anschließend eine völlig andere Richtung nimmt und die Grenzen des Thriller-Genres gelegentlich auch durchbricht. Das sorgt für einige interessante Gedankenspiele und ist inhaltlich auch weitestgehend stimmig, hat aber leider einen kleinen Nachteil. Das Problem an der vom Autor gewählten Thematik ist nämlich die Erzählperspektive der zweiten Buchhälfte. Diese bietet dann fast zwangsläufig wenig Neues und Überraschendes und sorgt für einige Wiederholungen, was zum Leidwesen des Lesers viel Tempo aus der zuvor sehr packenden Handlung nimmt. Trotzdem legt McFetridge zum Ende hin noch einmal deutlich zu und liefert letztendlich eine solide Auflösung, die auch nach der Lektüre noch Anlass zum Nachdenken liefert.

Etwas farblose und überwiegende unsympathische Charaktere

Ein weiteres Problem des Buches sind leider auch die etwas lahmen Charaktere. Zwar bemüht sich der Autor, diesen mehrere Facetten zu verleihen, doch das ändert jedoch nichts daran, dass die meisten Figuren im Verlauf der Geschichte recht blass bleiben. Zudem fehlt es der Story an einer echten Identifikationsfigur. Zwar kann man die Gefühle und Aktionen der Hauptfigur gerade aufgrund ihrer traumatischen Vergangenheit weitestgehend nachvollziehen, doch als Sympathieträger eignet sich Sam Baxter trotzdem nicht. Gleiches gilt für seine karrieregeile Arbeitskollegin, den herrischen Vorgesetzten sowie den durchgeknallten Performancekünstler, der aber meiner Meinung nach von allen Figuren noch die interessanteste ist, da dessen Fassade nur sehr schwer zu durchschauen ist.

Der Sprecher:
Gelesen wird „Unendlicher Tod“ von Michael Hansonis, der Hörbuchfreunden wohl vor allem von Tess Gerritsens „Rizzoli & Isles“-Serie bekannt sein dürfte. Aus den Rezensionen zu diesen Titeln kann man erkennen, dass Hansonis bei vielen Hörern immer wieder für gemischte Reaktionen sorgt, da seine Lesungen schon ein wenig speziell sind. Ich persönlich fand ihn bei den bisher von mir gehörten Hörbüchern meist recht gut und hatte auch bei diesem Werk keine Probleme mit ihm. Hansonis liest facettenreich und mit viel Engagement, allerdings hat er leider nicht so eine mitreißende Stimme wie ein David Nathan oder ein Dietmar Wunder. Er klingt immer ein wenig knurrig und gelegentlich etwas nörglig, was mit dazu beiträgt, dass die Hauptfigur nicht wirklich sympathisch rüberkommt. Trotzdem alles in allem eine gute und solide Lesung, die aber nicht nachhaltig in Erinnerung bleibt.

Schlussfazit:
„Unendlicher Tod“ ist sicherlich kein Hörbuch für die breite Masse, dafür ist die inhaltliche Wendung in der Mitte der Geschichte vermutlich viel zu krass und gewagt – allerdings bringt die gewählte Thematik durchaus seine Reize mit. James McFetridge gelingt es auch, seine Story überwiegend schlüssig und stimmig zu erzählen, kann es aber leider nicht verhindern, dass die zweite Hälfte aus zu vielen Wiederholungen und zu wenig Überraschungen besteht.

Ungewöhnlicher und aufgrund des gewagten Richtungswechsels wohl wenig massenkompatibler Thriller

Auch die Charaktere hätten noch ein wenig Feintuning vertragen können, zumindest die Hauptfigur hätte durchaus etwas gefälliger gestaltet werden dürfen. So bleibt über die gesamte Länge eine gewisse Distanz zwischen Hörer und Protagonist, was einem richtigen Mitfiebern unglücklicherweise im Wege steht. Insgesamt ist „Unendlicher Tod“ so zwar ein unterhaltsamer und gerade in der ersten Hälfte auch packender und mysteriöser Thriller, der aber im Großen und Ganzen zu wenig Neues bietet, um in noch höhere Wertungsregionen vorstoßen zu können. Wer aber auf der Suche nach einer spannenden Geschichte abseits der üblichen „Kommissar-sucht-Mörder“-Storys ist und auch kleinere Ausflüge über die Genregrenzen hinweg tolerieren kann, dem könnte James McFetridges Debüt vielleicht gefallen.

Meine Wertung: 7/10

Informationen:
Das Hörbuch “Unendlicher Tod” hat eine Länge von 12 Std. und 29 Min. und ist ungekürzt für 24,95 Euro bei audible.de erhältlich. Im Flexi-Abo kostet der Titel natürlich wieder nur die gewohnten 9,95 Euro. Weitere Infos gibt es auf der Detail-Seite bei audible.de.

Zum Hörbuch-Trailer

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