Tags: Asien, Entführung, Ermittler, Harry Bosch, Hongkong, LAPD, Los Angeles, Mafia, Michael Connelly, Mord, Oliver Siebeck, Raubüberfall, Schutzgeld, Triaden
Genre: Thriller
Autor: Michael Connelly
Sprecher: Oliver Siebeck
Länge: 11 Std. 58 Min. (ungekürzt)
Inhaltsbeschreibung von audible.de:
Im Moloch Los Angeles lässt der nächste Mord nicht lange auf sich warten: Mr. Li, der chinesische Besitzer eines Liquor Store, wird erschossen. Zunächst sieht alles nach einem gewöhnlichen Raubüberfall aus. Doch Detective Harry Bosch ist sich schnell sicher, dass es in Wirklichkeit um Schutzgelderpressung und die schmutzigen Geschäfte chinesischer Triaden geht. Sein Verdacht bestätigt sich auf grausame Weise: In Hongkong wird Harrys 15-jährige Tochter Madeline entführt, die dort seit der Scheidung mit ihrer Mutter lebt – und Harry muss mit allen Mitteln um ihr Leben kämpfen…
Meine Hörbuchbesprechung:
Der erfahrene Ermittler Harry Bosch von der Robbery-Homicide-Division des Los Angeles Police Department bekommt es mit einem Raubüberfall in einem Spirituosengeschäft zu tun, bei dem der chinesische Ladeninhaber Mr. Li kaltblütig erschossen wurde. Obwohl der Fall recht eindeutig aussieht und eigentlich kein Auftrag für die gut ausgebildete Spezialabteilung des LAPD wäre, stürzt sich Bosch gewissenhaft in die Ermittlungen – auch, um seinem neuem Partner Ferras eine Lehrstunde in ordentlicher Polizeiarbeit zu geben.
Raubmord an einem asiatischen Ladenbesitzer – das Werk einer Triade?
Bei dem Raubmord liegt die Vermutung nahe, dass es sich um einen klassischen Fall von Schutzgelderpressung handelt, bei dem der Erpresste seine Schulden nicht bezahlen konnte und daher zur Abschreckung von einer der Gangs erschossen wurde. Die Überwachungsvideos scheinen diesen Verdacht zu bestätigen und führen schnell zu dem Mitglied einer sogenannten Triade, einem Ableger der chinesischen Mafia. Trotz eher dünner Beweislage lässt Bosch den Gangster verhaften, da die Gefahr besteht, dass dieser sich nach dem Mord ins Ausland absetzen würde. Während die Ermittler nun fieberhaft nach stichfesten Beweisen für die Täterschaft des Mannes suchen, erhält Harry plötzlich Drohungen eines anonymen Anrufers, welcher ihn auffordert, den Fall ruhen zu lassen. Doch der erfahrene Polizist lässt nicht locker, bis schließlich seine in Hongkong lebende Tochter entführt wird…
Teil 15 der erfolgreichen Harry-Bosch-Reihe, doch auch für Neueinsteiger geeignet
„Neun Drachen“ vom amerikanischen Autor Michael Connelly ist der mittlerweile 15. Teil aus der Reihe um den Ermittler Harry Bosch, stellte für mich persönlich aber den Einstieg in die Serie dar. Trotzdem merkt man auch als Neuling recht schnell, wie der Polizist tickt. Bosch ist der Typ „Vollblut-Cop“, der sein Leben scheinbar ganz seinem Beruf gewidmet hat. Er zeichnet sich vor allem durch seine Hartnäckigkeit aus, die ihn zum Beispiel von seinem neuen Partner, einem ausgemachten Schreibtischtäter, unterscheidet. Für Bürohengste wie Ferras hat Bosch nämlich überhaupt kein Verständnis, selbst wenn dessen Wunsch nach geregelten Arbeitszeiten aufgrund seines neugeborenen Kindes vielleicht verständlich ist. Überhaupt steht der knurrige Polizist so gar nicht auf Partnerarbeit und ermittelt lieber im Alleingang, zumal er Kollegen und vor allem Fremden immer äußerst misstrauisch gegenüber tritt. So auch einem Verbindungsmann von der Abteilung für asiatische Angelegenheiten, der ihm im Fall des Raubmordes unterstützen soll. Trotz des nicht gerade einfachen Charakters wirkt Harry Bosch aber durchaus sympathisch, was neben seiner Gewissenhaftigkeit vor allem an seiner realistischen Selbsteinschätzung liegt. Bosch weiß genau, dass der Umgang mit ihm nicht immer leicht ist und muss sich gelegentlich selbst zur Vernunft rufen, wenn er mal wieder einen Kollegen angeraunt hat.
Interessantes Setting mit den Schauplätzen Los Angeles und Hongkong
Neben dem starken Protagonisten überzeugt „Neun Drachen“ aber vor allem durch sein Setting. Schon das erste Drittel in Los Angeles ist atmosphärisch dicht, doch so richtig los geht die Geschichte erst, als plötzlich Harrys Tochter Madeline im fernen Hongkong entführt wird. Dazu muss man als Neueinsteiger wissen, dass Maddie aus Boschs Beziehung zu einer ehemaligen FBI-Agentin entstanden ist und der Vater erst nach einigen Jahren von seinem Glück erfahren hat. Die Mutter ist nun professionelle Pokerspielerin und verdient sich im asiatischen Macao den Lebensunterhalt. Seine Tochter sieht Harry daher nur alle paar Monate, wenn er wieder einmal für einige Tage nach Hongkong reist. Als Maddie jedoch verschwindet, lässt er aber alles stehen und liegen und nimmt den nächsten Flieger nach Asien, wo er im Untergrund gemeinsam mit Ex-Frau und deren neuem Lebenspartner nach der Entführten sucht. Dieser Szenenwechsel tut der Geschichte sehr gut und bringt viel frischen Wind in die Handlung, zumal man wirklich einige interessante Dinge über das organisierte Verbrechen in Asien erfährt.
Kleine Ungereimtheiten stören nur unwesentlich
Bei der Spurensuche gibt es aber einige logische Unstimmigkeiten, vor allem was die Auswertung von Hinweisen betrifft. Da kann Harry plötzlich mithilfe eines winzigen Fensterausschnittes auf einem pixeligen Handyvideo genau den richtigen Ort in der Millionenmetropole Hongkong ausfindig machen oder auf einer SIM-Karte eine Videodatei finden – nach meinem Wissenstand werden solche Daten entweder im internen oder externen Speicher des Mobiltelefons gespeichert, aber nicht auf SIM-Karten. Über diese kleinen Übertreibungen und Unglaubwürdigkeiten kann man aber noch hinwegsehen, zumal die spannende Geschichte den Hörer ausreichend bei Laune hält.
Der Sprecher:
Mein erstes Harry-Bosch-Hörbuch war gleichzeitig auch meine erste Begegnung mit dem Sprecher Oliver Siebeck, der mir zuvor in all den Jahren noch nicht untergekommen ist. Dessen Lesung hat mir jedoch ausgesprochen gut gefallen, zumal Siebecks Stimme und Erzählweise sehr gut zur sturen und eigenbrötlerischen Hauptfigur passt. Der knurrige Ton des Harry Bosch kommt hervorragend rüber, doch auch Frauenstimmen werden vom Sprecher erstaunlich souverän gemeistert. Insgesamt eine mehr als gelungene Vorstellung, die einen Großteil dazu beigetragen hat, dass mir das Hörbuch so gut gefiel.
Schlussfazit:
„Neun Drachen“ von Michael Connelly ist ein Klasse-Thriller, der vor allem von der interessanten Persönlichkeit seiner Hauptfigur sowie des spannenden Settings lebt. Harry Boschs Ermittlungen im asiatischen Verbrechensmilieu wissen absolut zu fesseln und haben ihren Höhepunkt in der exotischen und aufregenden Hongkong-Episode. Auch die Verbindung zwischen Kriminalfall und Privatleben hat mir gut gefallen.
Starke Hauptfigur, starkes Setting, starker Thriller
Leider wirken manche Stellen ein wenig unglaubwürdig und übertrieben, zudem hat die Story nach dem Asien-Ausflug einen kleinen Hänger, da es im letzten Drittel wieder zurück nach Los Angeles geht. Zum Ende des Hörbuches nimmt „Neun Drachen“ dann aber wieder Fahrt auf und liefert eine überraschende Auflösung, die zwar schwer vorhersehbar ist, aber dennoch logisch erscheint. Man sollte sich auch nicht davon abschrecken lassen, dass dieser Titel bereits Nr. 15 aus der Harry-Bosch-Reihe ist, denn auch als Neueinsteiger (wie ich) kommt man hier voll auf seine Kosten. Mir hat das Hörbuch jedenfalls Lust auf weitere Ermittlungen mit dem charismatischen Polizisten gemacht, doch leider sind bisher keine weiteren Titel ungekürzt erhältlich. Bitte mehr davon!
Meine Wertung: 8/10
Informationen:
„Neun Drachen“ von Michael Connelly hat eine Spieldauer von 11 Std. und 58 Min. und ist ungekürzt für 24,95 € bei audible.de erhältlich. Im Flexi-Abo kostet der Titel wie gewohnt nur 9,95 €. Weitere Informationen gibt es auf der Detail-Seite bei Audible.