Tags: Drogen, Frank Gustavus, Jack the Ripper, James Maybrick, Liverpool, London, Morde, Prostituierte, Serienmörder, Sucht
Genre: Historischer Roman, Horror
Label: Ripper Records
Sprecher: Dietmar Mues, Barbara Nüsse, Werner Cartano, Wolfgang Kaven, Dagmar Puchalla, Jens Scheiblich etc.
Länge: 74 Minuten
Inhaltsbeschreibung:
Im heruntergekommenen Stadtteil Whitechapel werden fünf Prostituierte auf bestialische Weise ermordet: Mary Ann Polly Nicholls, Annie Chapman, Elizabeth Stride, Catherine Eddowes und Mary Kelly. Fünf Frauennamen, die in die britische Kriminalgeschichte eingehen sollen, als Opfer eines Mannes, der sich per Bekennerbrief Jack the Ripper nennt. Er spricht die Huren nachts auf der Straße an, führt sie in dunkle Gassen und Hinterhöfe, tötet und verstümmelt sie und kann jedesmal unerkannt entkommen. Durch die Art, wie der Täter mit dem Messer umzugehen versteht, sucht Scotland Yard zunächst nach einem ortsansässigen Handwerker, später nach einem Arzt; doch die Ermittlungen laufen in eine völlig falsche Richtung- der Ripper stammt nicht aus London und Umgebung, sondern er reist für seine Morde mit dem Zug aus Liverpool an: Der arsen- und strychninabhängige, von Eifersucht zerfressene Baumwollhändler James Maybrick …
Meine Hörspielbesprechung:
Wer war Jack the Ripper? Die Identität des wohl berühmtesten Serienmörders aller Zeiten ist auch über 100 Jahre nach dessen aufsehenerregenden Morden immer noch ein Rätsel, um das sich weiterhin zahlreiche Theorien ranken – mal mehr und mal weniger plausible. Im Jahr 1992 erregte ein vermeintliches Tagebuch des Rippers weltweite Aufmerksamkeit, in welchem die Verbrechen detailliert aus Sicht des Täters geschildert werden. Über die Echtheit dieses Dokuments wird immer noch gestritten, doch man geht inzwischen eher davon aus, dass es sich bei dem Tagebuch um eine Fälschung handelt, da Untersuchungen von Tinte und Papier einige Ungereimtheiten zu Tage gefördert haben.
Die bekannte Serienmörder-Story auf Basis des vermeintlichen Ripper-Tagebuches von James Maybrick
Dieses Tagebuch hat sich der Hörspielproduzent Frank Gustavus jedoch zum Anlass genommen, um seine eigene Geschichte über Jack the Ripper zu erzählen. So steht im Mittelpunkt der Geschichte der Baumwollhändler James Maybrick, der zusammen mit seiner Frau Florie in Liverpool lebt. Seit einer Malaria-Infektion ist Maybrick stark abhängig von Arsen und Strychnin, die zunächst zur Behandlung eingesetzt wurden und denen er nun völlig verfallen ist. Durch seinen enorm hohen Drogenkonsum kann Maybrick kaum noch klar denken und wird immer wieder von Wahnvorstellungen geplagt. So bildet er sich unter anderem auch ein, dass seine Frau ihn seit geraumer Zeit betrügt, woraus ein scheinbar abgrundtiefer Hass auf Florie resultiert. Ein eher zufälliges Treffen mit einer Prostituierten lässt bei ihm dann alle Sicherungen durchbrennen und in einem wahren Tobsuchtsanfall erwürgt er die wehrlose Frau. Maybrick ist von seiner Tat berauscht und strebt möglichst schnell nach einer Wiederholung. Dazu braucht er vor allem zwei Dinge: eine geeignete Tatwaffe, die wenig Aufmerksamkeit erregt, und einen Ort, der so verroht ist, dass er seine Mordlust ungestört ausleben kann. Mit einem Messer im Gepäck macht er sich daraufhin auf den Weg nach London…
Ungewöhnliche und interessante Erzählweise aus Sicht des Täters
Es ist ein interessanter Ansatz, den Frank Gustavus für seine Ripper-Story gewählt hat. Man verfolgt die Morde aus der ungewohnten Sicht des Täters und die sonst oft im Mittelpunkt der Erzählungen stehenden Ermittler Abberline und Littlechild nehmen nur eine kleine Nebenrolle ein – die aber dafür eine ungewöhnliche und sehr unterhaltsame Undercover-Aktion beinhaltet. Dank der Täter-Perspektive erfährt man natürlich viel über die Persönlichkeit und die Motive des Rippers, die vor allem von der extremen Medikamentenabhängigkeit bestimmt werden. Allerdings hat die Erzählweise leider auch einen großen Haken: Der Mörder wird nämlich gleich zu Beginn identifiziert, wodurch von der Faszination um Jack the Ripper einiges verloren geht. Es fehlt einfach das Geheimnisvolle und Mysteriöse, welches die Ripper-Storys in der Regel auszeichnet.
Nah an den historischen Fakten, dafür aber wenig geheimnisvoll
Dafür überzeugt Gustavus aber durch sehr gute Recherche und Detailtreue, denn das Hörspiel hält sich sehr genau an historisch verbürgte Fakten. Sowohl die Schilderungen der Morde als auch die Schauplätze und die Figur des James Maybrick sind absolut stimmig, wodurch ein glaubwürdiges Gesamtbild erzeugt wird.
Sprecher und Geräuschuntermalung:
Die Sprecher bewegen sich alle auf einem guten Niveau, wenngleich keiner aus dem Ensemble durch seine Leistung besonders herausragt, nicht einmal Dietmar Mues als James Maybrick. Glücklicherweise gilt das aber auch für die andere Richtung, denn es fällt auch niemand negativ auf, sodass sich insgesamt ein recht harmonisches Bild ergibt. Auch die Musikuntermalung ist gelungen, bei der Soundkulisse hätte ich mir allerdings etwas mehr Atmosphäre gewünscht. Die Geräuschuntermalung ist eher zurückhaltend und wird für meinen Geschmack zu sparsam eingesetzt. Hier mangelt es ein wenig an der erhofften gruseligen Grundstimmung.
Schlussfazit:
„Jack the Ripper: Die Geschichte eines Mörders“ ist ein gelungenes Hörspiel, welches vor allem durch die ungewöhnliche Erzählperspektive und seine Faktentreue überzeugt. Die Entwicklung vom Baumwollhändler James Maybrick zum Serienmörder Jack the Ripper ist glaubwürdig und beklemmend erzählt, durch die frühe Enthüllung der Identität des Täters fehlt aber etwas das Rätselhafte, welches den Mythos eigentlich ausmacht.
Gelungenes Hörspiel für Hobby-Ripperologen
Technisch ist die Umsetzung auf einem gehobenen Niveau, Sprecher und Musik machen durch die Bank einen guten Eindruck. Die Geräuschuntermalung fällt etwas zu sparsam aus, sodass ein wenig Atmosphäre verloren geht. Das wurde zum Beispiel im Sherlock-Holmes-Hörspiel von Titania Medien besser gelöst. Für Hobby-Ripperologen und Fans gut gemachter Hörspiele ist „Die Geschichte eines Mörders“ aber allemal empfehlenswert. Leider ist der Titel aber mittlerweile nicht mehr ganz so einfach zu bekommen, da das Hörspiel nun auch schon mehr als zehn Jahre auf dem Buckel hat.
Meine Wertung: 7/10
Informationen:
„Jack the Ripper: Die Geschichte eines Mörders“ ist bei Ripper Records/Lübbe Audio erschienen und ist für ca. 7-11 Euro als CD zum Beispiel bei Amazon-Marketplace erhältlich. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage von Ripper Records.