Tags: Andreas Eschbach, Japan, Mord, Raumschiff, Sabotage, Sascha Rotermund, Solarstation, Terrorismus, Weltall
Genre: Science Fiction, Thriller
Autor: Andreas Eschbach
Sprecher: Sascha Rotermund
Länge: 09 Std. 01 Min. (ungekürzt)
Inhaltsbeschreibung von audible.de:
Im Jahr 2015: Hauchdünn und kostbar sind die Sonnensegel der japanischen Solarstation NIPPON. Von ihnen aus wird die Erde mit Energie versorgt. Als die Energieübertragung versagt, denken Leonard Carr und die Mannschaft der Station zuerst an eine technische Panne. Doch dann geschieht ein Mord, und ein fremdes Raumschiff dockt widerrechtlich an. Entsetzt erkennt die Besatzung, dass sie Spielball in einem Plan ist, der die Station zu einer nie dagewesenen Bedrohung für die Erde werden lässt. Leonard hat nur eine Chance gegen die kalte Präzision, mit der seine Widersacher vorgehen: Er kennt alle Geheimnisse der Solarstation und weiß beim Kampf, die Gesetze der Schwerelosigkeit für sich zu nutzen…
Zum Hörbuch:
Im Jahr 2015 hat sich die Weltordnung drastisch geändert. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben ihre Vormachtstellung eingebüßt, Europa ist in unzählige kleine Staaten zerfallen und Japan ist die führende Industrienation. Weil die USA die Raumfahrtbehörde NASA bereits 1999 aufgelöst haben und im Weltraum somit keine Rolle mehr spielen, sind die Japaner auch auf diesem Gebiet unangefochten führend. So sind sie auch im Besitz der riesigen Raumstation NIPPON, die über riesige Sonnensegel verfügt, welche die Strahlen der Sonne einfangen und die Erde mit Energie versorgen sollen.
Auf der Solarstation gibt es jedoch ein großes Problem, denn seit kurzem wird die Energieübertragung an die Erde unterbrochen. Alles sieht nach einer technischen Panne aus, doch als mehrere Testläufe fehlschlagen wird auch Sabotage als Ursache nicht ausgeschlossen. Damit aber nicht genug, denn auch das Raumschiff, welches neues Personal zur Wachablösung sowie frische Vorräte an Bord der NIPPON bringen soll, kann nicht wie geplant starten. Leonard Carr, der für die Sicherheit zuständig ist, wird vom Kapitän der Solarstation gebeten, unauffällig Ermittlungen an Bord aufzunehmen, um den Verdacht der Sabotage zu bestätigen. Doch kurz darauf überschlagen sich auf der NIPPON die Ereignisse und nicht nur das Leben der Crew ist in großer Gefahr…
„Solarstation“ ist der zweite Roman des erfolgreichen deutschen Autors Andreas Eschbach und ist bereits 1996 als Buch erschienen. 16 Jahre später ist das Werk aus der Anfangszeit des Schriftstellers nun endlich auch als ungekürztes Hörbuch erschienen. Aufgrund des frühen Erscheinungsdatums ist der Schauplatz nun natürlich bei weitem nicht so fern in der Zukunft wie im Jahr 1996 und so hat das Settings zwangsläufig ein wenig an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Von riesigen Solarstationen im Weltraum sind wir vermutlich noch ein ganzes Stück entfernt und Japan als führende Weltmacht wirkt zum heutigen Zeitpunkt auch ein wenig utopisch. Trotzdem ist Eschbachs Szenario nicht ohne Reiz, denn die gesamte Handlung spielt (bis auf wenige Außenszenen im freien Weltall) an Bord der riesigen Raumstation. Dadurch kann man sich gut in die Situation der Crew hineinversetzen, die in einem abgeschlossenen Raum auf sich allein gestellt ist – erst recht als dann auch noch die Funkverbindung zur Erde abreißt.
Der Hörer erlebt die Geschichte aus Sicht des Teammitglieds Leonard Carr, einem ehemaligen Kampfflieger, der aber nicht viel mehr als eine Hausmeisterrolle an Bord einnimmt. Als Ausländer hat er es zudem bei seinen japanischen Kollegen nicht gerade leicht, vor allem da sich die Wissenschaftler ihm aufgrund ihrer Ausbildung deutlich überlegen fühlen und ihn zwar nicht direkt mobben, aber mehr oder weniger ignorieren. Trotz allem ist Carr natürlich dazu auserwählt, die Heldenrolle zu übernehmen und die Sicherheit der NIPPON zu gewährleisten. Der Rest der Besatzung bleibt dann auch ziemlich blass und die einzelnen Teammitglieder sind beliebig austauschbar. Aufgrund der etwas verwirrenden japanischen Namen fällt es überdies eh schwer, die Figuren auseinanderzuhalten. Carr ist dann auch nicht nur die einzige Hoffnung des Teams, sondern wird auch noch als Casanova dargestellt, der sich regelmäßig zu Schäferstündchen in Schwerelosigkeit mit einer japanischen Kollegin trifft (was absurderweise im späteren Verlauf der Handlung tatsächlich noch von Nutzen ist…).
Wie auch die Charaktere strotzt auch die Handlung nicht gerade vor Tiefgang. Nach einer kurzen Einführung, in welcher der Hörer mit der Station und der Besatzung vertraut gemacht wird, beginnt auch schon die große Action. Die Funkverbindung bricht ab, ein Teammitglied wird ermordet und eine fremde Raumsonde dockt widerrechtlich an die NIPPON an – keine allzu schlechte Voraussetzungen für einen unterhaltsamen Weltraum-Thriller. Das ist „Solarstation“ dann auch, denn die Terrorismus-Action im All ist durchaus kurzweilig und abwechslungsreich. Allerdings sollte man den Logiklöchern großräumig aus dem Weg gehen und das Gehirn auf Sparflamme stellen. Wer aufgrund der teilweise genialen Eschbach-Bücher wie z.B. „Das Jesus-Video“, „Ausgebrannt“ oder „Eine Billion Dollar“ – die vor allem durch ihre ausgefeilten, visionären und absolut schlüssigen Szenarien bestechen – einen weiteren Roman mit Bestsellerqualitäten erwartet, der wird hier vermutlich brutal enttäuscht. Wenn der Name des Autors nicht groß auf dem Cover stehen würde, käme man vermutlich nicht auf die Idee, man könnte es hier mit einem Eschbach-Titel zu tun haben. Dafür ist die Story einfach zu platt und zu sehr auf schnelle Unterhaltung ausgerichtet. Die Bösen sind gnadenlos überzeichnet und werden ganz unbescheiden als die ultimative Bedrohung der Menschheit dargestellt, der scheinbar nicht beizukommen ist.
So entwickelt sich dann ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Terroristen und Leonard Carr, bei dem die Vorteile in regelmäßigen Abständen die Seiten wechseln. Das ist über weite Strecken auch packend geschrieben, wird vom Autor aber zu sehr in die Länge gezogen. Während der Mittelteil noch mit Abstrichen als realistisch durchgehen könnte, verliert Eschbach zum Finale hin immer weiter die Glaubwürdigkeit. Dabei fährt der Autor zwar schwere Geschütze wie furiose Weltraum-Schießereien auf, schießt damit aber auch deutlich über das Ziel hinaus – wieder ein klassischer Fall von „weniger wäre mehr gewesen“.
Zum Sprecher:
„Solarstation“ wird wie die meisten Eschbach-Hörbücher auch wieder von dem deutschen Schauspieler und Synchronsprecher Sascha Rotermund gelesen. Für mich war es das erste Aufeinandertreffen mit Rotermund, dessen Stimme mir aber gleich recht bekannt vorkam – und siehe da: Sascha Rotermund ist u.a. die deutsche Stimme von Jesse Spencer (Dr. Robert Chase in der US-Ärzteserie „House“) sowie von Lee Pace (der Kuchenbäcker Ned in „Pushing Daisies“). Die Stimme des Sprechers habe ich als recht angenehm empfungen, wenngleich die Lesung nicht besonders herausragend geraten ist. Rotermund liest gefällig, verpasst es allerdings, den verschiedenen Charakteren eine eigene Note zu verleihen – was aufgrund der austauschbaren Figuren aber auch nicht wirklich leicht fällt.
Mein Fazit:
Dem Werk „Solarstation“ merkt man meiner Meinung nach an, dass es noch aus der Anfangszeit der literarischen Karriere Eschbachs stammt. Die Geschichte ist bei weitem nicht so ausgeklügelt und glaubwürdig wie seine späteren Bücher, ist aber dennoch recht spannend und abwechslungsreich geraten, wenn man über einige Logikschwächen hinwegsehen kann. Leider sind aber auch die Charaktere recht langweilig und beliebig, lediglich die Hauptfigur kann überhaupt einen Hintergrund aufweisen. So ist Eschbachs Sci-Fi-Thriller mehr eine Art B-Movie fürs Ohr – ohne großen Anspruch aber trotz aller Schwächen recht kurzweilig. Wer Lust auf unkomplizierte Hörbuch-Action in einem interessanten Weltraum-Setting hat, der darf durchaus einen Abstecher zur Raumstation NIPPON wagen. Ein visionäres Meisterwerk sollte man aber eher nicht erwarten, denn „Solarstation“ ist nicht viel mehr als ein unterhaltsamer Hörbuch-Happen für zwischendurch.
Meine Wertung: 6/10
Informationen:
Das Hörbuch „Solarstation“ hat eine Länge von 09 Stunden und 01 Minuten und ist ungekürzt für 20,95 € bei audible.de erhältlich. Eine um rund 1,5 Stunden gekürzte Fassung gibt es für 11,95 €. Flexi-Abonnenten zahlen wie gewohnt nur 9,95 €. Weitere Informationen gibt es auf der Detail-Seite bei audible.de.