Tags: Amish People, Kate Burkholder, Linda Castillo, Mord, Ohio, Polizeichefin, Serienkiller, Tanja Geke
Genre: Thriller
Autor: Linda Castillo
Sprecher: Tanja Geke
Länge: 13 Std. 01 Min. (ungekürzt)
Inhaltsbeschreibung von audible.de:
Die verstümmelte Leiche einer jungen Frau liegt auf einem schneebedeckten Feld. Ihr Mörder hat sie brutal misshandelt und sein Markenzeichen hinterlassen: Er hat ihr eine römische Zahl in den Bauch geritzt. Kate Burkholder, die neue Polizeichefin im verschlafenen Painters Mill, Ohio, kennt dieses Markenzeichen nur zu gut. Kann es wahr sein? Ist der „Schlächter“ tatsächlich wieder zurück? Kate muss den Killer finden, bevor er noch einmal zuschlägt. Aber wenn sie ihn überführt, verrät sie nicht nur ihre Familie, sondern deckt auch ein lange gehütetes, dunkles Geheimnis auf, das auch ihr Leben zerstören kann.
Zum Hörbuch:
Als Officer Banks während seiner nächtlichen Streife im kleinen Ort Painters Mill wieder mal die ausgebrochenen Rinder eines ansässigen Bauern einfangen muss, ahnt er noch nicht, welchen schrecklichen Fund er auf der Weide machen wird. Im Dunkeln stößt er auf die grausam zugerichtete Leiche einer jungen Frau. Dem Opfer wurde die Kehle durchgeschnitten und man hat es wie Schlachtvieh ausbluten lassen. Als die Polizeichefin Kate Burkholder zum Tatort gerufen wird, entdeckt sie zudem ein erschreckendes Detail am Körper der Toten. Auf dem Bauch der Frau wurde eine römische Ziffer eingeritzt, was Kate sofort an den berüchtigten „Schlächter“ erinnert, einen brutalen Serienkiller, der bereits vor 16 Jahren die beschauliche Kleinstadt heimgesucht hat und mehrere junge Frauen tötete. Chief Burkholder kann den Anblick kaum fassen, war sie doch felsenfest davon überzeugt, dass der damalige Killer tot ist. Weilt der „Schlächter“ doch noch unter den Lebenden oder bekommt es die Polizei hier mit einem Nachahmungstäter zu tun?
„Die Zahlen der Toten“ ist der erste Teil der Serie um die Polizeichefin Kate Burkholder aus der Feder der Amerikanerin Linda Castillo. Mittlerweile sind bereits zwei weitere Romane erschienen, von denen jedoch lediglich „Blutige Stille“ bereits in Deutsche übersetzt wurde. Die Hauptfigur der Krimis hat dabei einen besonders interessanten und ungewöhnlichen Hintergrund: Wie ein nicht geringer Anteil der Einwohner des Ortes Painters Mill im Bundesstaat Ohio ist Kate als Amische geboren. Die Amischen sind eine sehr konservative Glaubensgemeinschaft, die weitgehend autark lebt, technischen Fortschritt größtenteils ablehnt und einen streng nach den Geboten Gottes lebt. Auch in Painters Mill leben die Amischen zurückgezogen und halten sich von der übrigen Bevölkerung nach Möglichkeit fern. Kate Burkholder ist jedoch seit vielen Jahren aus dieser Glaubensgemeinschaft ausgetreten und hat seitdem ein etwas gestörtes Verhältnis zu ihrer amischen Familie. Diese Trennung ist auf ein einschneidendes Erlebnis in ihrer Jugend zurückzuführen, welches in engem Zusammenhang zum „Schlächter“-Fall steht. Als Kate die Leiche der Frau sieht, fühlt sie sich an diesen Punkt ihres Lebens erinnert und kann es nicht wahrhaben, dass der Serienkiller offenbar wieder aufgetaucht ist. Auch wenn die Polizei den Täter bis heute nicht gefasst hat, so ist sich Kate doch sicher, dass der „Schlächter“ vor 16 Jahren gestorben ist.
Aus Gründen, die ich hier aus Spannungsgründen nicht näher erläutern möchte (obwohl es in der Geschichte bereits in der frühen Anfangsphase enthüllt wird), wissen jedoch nur die Polizeichefin und ihre Familie von dieser Sachlage. Dies stellt Chief Burkholder vor ein großes Problem: Während ihre gesamten Polizeikollegen davon überzeugt sind, dass der Serienkiller zurück ist, glaubt Kate, dass es sich nur um einen Nachahmungstäter handeln kann und will die Ermittlungen auch in diese Richtung leiten, was bei ihren Mitarbeitern auf Unverständnis stößt. Auch die von der Stadtverwaltung geforderte Verstärkung lehnt Kate zunächst ab, was sie schnell in große Schwierigkeiten bringt.
In diesem Punkt liegt bereits eines der Probleme des Hörbuches. Zwar löst Linda Castillo das elementare Geheimnis um Kates Vergangenheit sehr früh auf, allerdings lässt sie den Hörer über die näheren Umstände bis kurz vor Schluss im Unklaren. Dies sorgt dafür, dass man zwar weiß, warum Kate ihr Wissen nicht mit den Kollegen teilen kann, doch warum die Autorin dieses Geheimnis so dermaßen in die Länge zieht, ist nur schwer nachzuvollziehen. So muss man sich in der ersten Hälfte überwiegend mit Revierkämpfen und Zuständigkeitsrangeleien herumquälen: Der Stadtrat fordert Verstärkung durch das FBI, Kate lehnt das ab, nennt aber nicht die Gründe, der Druck auf die Polizeichefin wird immer größer und so weiter… So kommt die Geschichte nur schwer in Fahrt und fordert vom Hörer so einiges an Geduld.
Damit ist dann glücklicherweise Schluss, als schließlich doch noch die lange geforderte Verstärkung eintrifft. Dass allerdings ausgerechnet ein abgehalfterter, traumatisierter und von seinen Kollegen gemiedener Agent zu einem so wichtigen Serienkiller-Fall fast schon „abgeschoben“ wird, ist leider auch nicht besonders glaubwürdig. So trägt besagter Ermittler dann auch nur wenig Konstruktives zur Lösung des Falls bei, sorgt aber immerhin dafür, dass diese unsägliche Heimlichtuerei um Kates Vergangenheit aufhört und die aktuellen Ermittlungen wieder mehr im Mittelpunkt stehen. Ab diesem Zeitpunkt nimmt die Handlung deutlich an Fahrt auf und weiß durchaus, den Hörer mitzureißen. Mit zunehmender Opferzahl steigt auch die Spannung dramatisch an und gipfelt schließlich in einem packenden und zugleich auch überraschenden Finale. Allerdings kommt Linda Castillo leider nicht umhin, eine völlig überflüssige und ebenso unglaubwürdige Romanze in der Story unterzubringen. Diese Quoten-Lovestory hätte man auch einfach weglassen können.
Punkte sammelt „Die Zahlen der Toten“ aber durch die gelungene Atmosphäre. Das winterliche Painters Mill wird gut und anschaulich beschrieben und es entsteht so eine kalte und ungemütliche Grundstimmung, welche gut zu der Serienkiller-Geschichte passt. Auch der Einfluss der Amischen sorgt für erfrischende Momente, schließlich liest man nicht oft in Thrillern über diese Glaubensgemeinschaft. Allerdings verpasst es die Autorin auch hier, mehr Kapital aus der eigentlich sehr guten Idee zu schlagen. So bleibt die Betrachtung der Amischen leider recht oberflächlich, hier hätte ich mir eine größere Auseinandersetzung mit dem Leben der Menschen und ihren Traditionen und Werten gewünscht. Letztlich geht es nur um Kates direktes Umfeld, und da hätte eine „normale“ aber sehr konservative amerikanische Familie den gleichen Effekt gehabt.
Zur Sprecherin:
Das Hörbuch „Die Zahlen der Toten“ wird von Tanja Geke gesprochen, welche sehr gut zur Figur der Kate Burkholder passt. Geke verkörpert die keinesfalls perfekte und oft müde und mental erschöpft wirkende Polizeichefin glaubwürdig und hat auch mit männlichen Protagonisten keine (Stimm-)Probleme. Lediglich in einigen wenigen Momenten ist mir ihre Stimme etwas zu schrill, zum Beispiel wenn Kate emotional geladene Diskussionen führt. Alles in allem aber eine sehr gute Sprecherleistung, was man von Tanja Geke eigentlich auch gewohnt ist. So ist sie meiner Meinung nach vielleicht sogar die beste deutsche Hörbuchsprecherin, was sie auch bei diesem Titel wieder eindrucksvoll unter Beweis stellt.
Mein Fazit:
„Die Zahlen der Toten“ von Linda Castillo ist ein spannender und dramatischer Thriller mit vielen guten Ideen aber leider auch einigen Schwächen. Diese sind besonders ärgerlich, weil sie absolut unnötig sind und die Autorin viel Potenzial ungenutzt liegen lässt. So ist der Titel wirklich kein schlechtes Hörbuch und Langeweile kommt eigentlich kaum auf, allerdings trügen Aspekte wie der zähe Einstieg sowie die meiner Meinung nach überflüssige Nebenfigur des Agenten Tomasetti den Genuss ein wenig. Vor allem der interessante Aspekt rund um die Amish People verkommt mit fortschreitender Handlung immer mehr zur Nebensache. Hier hätte man deutlich mehr aus der guten und ungewöhnlichen Grundidee herausholen können. Schlußendlich bleibt somit unterm Strich ein solider, unterhaltsamer und von Tanja Geke gut gelesener Serienmörder-Thriller, der aber wohl keinen besonders bleibenden Eindruck hinterlassen wird. Schade eigentlich, denn hier wäre vom Potenzial her durchaus ein absoluter Spitzentitel drin gewesen.
Meine Wertung: 7/10
Informationen:
Das Hörbuch „Die Zahlen der Toten“ von Linda Castillo hat eine Länge von 13 Std. und 01 Min. und ist ungekürzt für 24,95 Euro bei audible.de erhältlich. Kunden mit Flexi-Abo bezahlen wie gewohnt nur 9,95 Euro. Weitere Infos gibt es auf der Detail-Seite bei audible.de
Vielen Dank für deine Rezi 🙂 – ich habs auch gekauft, nur noch nicht gehört – bin schon sehr gespannt darauf.
lg, Sunsy
Dann wünsch ich dir viel Spaß beim Hören! Anfang März soll ja laut Audible auch schon „Blutige Stille“ als Hörbuch erscheinen…