Cover des Buches
Autor: Helmut Barz
Umfang: 380 Seiten
Verlag: Sutton Verlag
Erscheinungsdatum: 1. September 2009

Klappentext:
Der Partner tot, sie selbst vom Dienst suspendiert, zur Babysitterin degradiert, des Mordes beschuldigt und von einem rachsüchtigen Drogenboss gejagt: Genau der richtige Zeitpunkt für die Frankfurter Kommissarin Katharina Klein, sich in den völlig falschen Mann zu verlieben.
Eigentlich hat Katharina Klein, Hauptkommissarin bei der Frankfurter Kriminalpolizei, genug eigene Probleme: In einer eskalierten Polizeiaktion wurde ihr Partner getötet; und sie selbst hat zwei Menschen erschossen.
Doch als ihre Nachbarin ermordet wird, muss Katharina deren Tochter, die vierjährige, altkluge Laura, bei sich aufnehmen; und bald schon setzt die Kommissarin alles daran, das Versprechen, das sie dem kleinen Mädchen gibt, einzulösen und den Mörder von Lauras Mutter zu finden.
Unerwartete Hilfe erhält Katharina durch den arroganten, undurchsichtigen und leider viel zu attraktiven Gerichtsmediziner Andreas Amendt – mit dem sie mehr verbindet, als gut für sie ist.
Aber alles zu seiner Zeit: Erst muss sie Laura noch in den Kindergarten bringen …
Katharina Klein liebt Oldtimer, Waffen und Zeichentrickfilme. Und sie hasst Morde: Um die Schuldigen zu überführen, riskiert sie, wenn nötig, Kopf und Kragen. „Westend Blues“ ist ihr erster Fall.

Zum Roman:
„WestEnd Blues“ von Helmut Barz ist der Auftakt der Krimireihe um Hauptkommissarin Katharina Klein, welche mittlerweile aus zwei Bänden besteht. Ich habe vor ungefähr einem halben Jahr den zweiten Teil „African Boogie“ im Rahmen von „Bloggdeinbuch.de“ gelesen und rezensiert und war von der ungewöhnlichen Kommissarin und ihrem absurd unterhaltsamen Urlaubsabenteuer durchaus angetan. Freundlicherweise hatte mir der Sutton Verlag angeboten, mir auch ein Rezensionsexemplar des Vorgängers zu schicken, was ich natürlich gerne angenommen habe. Da ich mir beim Lesen einer Romanreihe aber gerne etwas Zeit zwischen den einzelnen Bänden lasse, lag „Westend Blues“ nun erst mal ein paar Monate auf meinem SUB, bis ich das Buch nun endlich in die Hand genommen habe.

Wie schon „African Boogie“ beginnt auch „WestEnd Blues“ mit einem großen Knall. Katharina Klein, Hauptkommissarin beim KK 11 in Frankfurt am Main, wacht nach einer durchzechten Nacht im Bett eines Fremden auf – ohne Erinnerung an den vergangenen Tag. Das Klingeln ihres Handys bringt langsam die Orientierung zurück: Der Anrufer ist ihr Vorgesetzter, Kriminaldirektor Polanski, und Katharina dämmert, dass sie gestern in eine Schießerei mit dramatischem Ausgang verwickelt wurde. Ihr Partner wurde von Drogendealern erschossen und sie selbst tötete anschließend seine beiden Mörder. Weil es sich bei dem Einsatz offenbar um eine missglückte Aktion eines Undercoverermittlers handelte, der nun aus Selbstschutz Katharina an den Pranger stellt, wird die Kommissarin vorläufig vom Dienst suspendiert.

Frustriert und wütend macht sie sich auf den Weg nach Hause, wo jedoch schon das nächste Übel auf sie wartet. Als Katharina spätabends im Hausflur die vierjährige Tochter ihrer Nachbarin alleine vorfindet und sich daraufhin beunruhigt Zutritt in deren Wohnung verschafft, findet sie dort die schwerverletzte Mutter des Mädchens, welche wenig später im Krankenhaus verstirbt. Was zunächst nach einem tragischen Haushaltsunfall aussieht, wird von der Polizistin schnell als Mord erkannt und Katharina nimmt inoffiziell die Ermittlungen auf. Weil der Ex-Mann ihrer Nachbarin jedoch im Ausland unterwegs und vorerst nicht erreichbar ist, hat die Kommissarin aber auch noch die kleine Laura am Hals und muss den Mordfall sowie das Babysitten unter einen Hut bringen…

Langweile droht also nicht aufzukommen und so gestaltet sich auch das Lesen des Buches wieder sehr unterhaltsam. Zu dem Mord an Katharinas Nachbarin gesellt sich schnell noch ein weiterer merkwürdiger Todesfall, in den Katharina eher zufällig mit hineingezogen wird, als sie im Krankenhaus auf den Gerichtsmediziner Andreas Amendt trifft. Dieser hat bei der Obduktion einer während einer Kaiserschnitt-Operation verstorbenen Patientin einen vermeintlichen Kunstfehler entdeckt und den zuständigen Chirurg mit schweren Vorwürfen konfrontiert, woraufhin er – genau wie Katharina – vorübergehend suspendiert wurde. Somit treffen also praktisch zwei Leidensgenossen aufeinander, die sich auch schnell zu einem improvisierten Ermittlerteam zusammenfinden. Wie der Klappentext bereits andeutet bleibt es natürlich nicht bei der reinen beruflichen Zusammenarbeit und Katharina und Dr. Amendt kommen sich auch im Privatleben langsam näher – obwohl die Kommissarin den selbstbewussten Gerichtsmediziner anfangs ziemlich arrogant findet…

Wie ich es schon aus dem Nachfolgeroman „African Boogie“ kannte, strotzt auch der Vorgänger förmlich vor lauter interessanten Charakteren. Das beginnt natürlich schon mal bei der Protagonistin: Katharina Klein ist Halb-Asiatin und attraktiver Single, ihre Familie wurde vor vielen Jahren ermordet und im Beruf hat sie sich den Spitznamen „Killer-Queen“ erarbeitet – frei nach dem Motto „Erst schießen, dann fragen“. Die kampfsporterprobte Amazone geht keiner Konfrontation aus dem Weg und hat aufgrund ihrer häufigen Alleingänge unter ihren Kollegen nicht allzu viele Freunde. Diese dürfte sie dafür umso mehr unter den Lesern des Romans finden, denn die Figur der Hauptkommissarin ist wirklich erfrischend unkonventionell. Durch ihr Temperament kommt es zu manch unterhaltsamer Situation, wie z.B. als sie bei ihrer Suspendierung ihre Dienstwaffe abgeben muss. Dabei packt sie neben der Polizeipistole nämlich auch noch ein Paar japanischer Wurfsterne sowie ein Butterflymesser auf den Tisch – sehr zum Entsetzen ihres Chefs Polanski.

Die zweite wichtige Rolle nimmt der Arzt Dr. Amendt ein. Auf den ersten Blick selbstverliebt und überheblich, zeigt er doch auch seine weiche Seite und hat wie Katharina eine traumatische Vergangenheit aufzuweisen. Zusammen mit der Polizistin ergibt sich so ein bissiges, aber auch herzliches Team, wenngleich das ewige Hin-und-Her in Sachen Romantik mit der Zeit etwas nervt. Doch auch die Nebenfiguren wissen zu überzeugen, sei es die altkluge Vierjährige Laura, welche sich in Beziehungsfragen als geschickte Psychologin entpuppt, Polizeichef Polanski, der die Alleingänge seiner besten Ermittlerin zwar nicht gutheißt aber ihr dennoch gegen alle Widerstände den Rücken stärkt oder Katharinas Mafia-Onkel mit seinen beiden äußerst sympathischen (!) Schlägern Hans und Lutz – Autor Helmut Barz hat sich mit seinen Figuren einen bemerkenswertes Umfeld geschaffen, in welchem man sich als Leser gerne aufhält.

Doch nicht nur die Charaktere, auch die Krimihandlung weiß durchaus zu gefallen. Zwar ist nicht immer alles logisch und die ein oder andere Wendung wirkt ein wenig zu sehr konstruiert, doch über diese kleinen Schwächen sieht man gerne hinweg, denn unterhaltsam ist der Plot auf jeden Fall. Barz mixt wild Themen wie Genetik, Liebe, Rache, oder Homosexualität durcheinander, was zuweilen zu absurden Ergebnissen wie einer liebestollen lesbischen Staatsanwältin führt aber insgesamt überraschend leicht verdaulich ist. Der Schreibstil des Autors ist angenehm flüssig, sodass sich der Roman recht zügig lesen lässt. Auch die Auflösung ist zwar wie der Rest des Buches ein wenig abgehoben aber nichtsdestotrotz gelungen. Zudem bietet der Schluss einen guten Übergang zum in der Geschichte direkt anschließenden Nachfolger „African Boogie“.

Mein Fazit:
„WestEnd Blues“ von Helmut Barz ist ein locker-leichter Krimi, der zwar nicht gerade anspruchsvollen Lesestoff bietet aber für ein paar Stunden spannender Unterhaltung allemal taugt. Eine flotte Handlung, eine ausgewogene Mischung von Mordfall und Privatleben, skurrile und sympathische Charaktere mit einer der interessantesten Kommissarinnen der gegenwärtigen Krimiliteratur – der Auftakt der Reihe um Katharina Klein macht schlicht und einfach Spaß. Ernste Töne und witzige Dialoge halten sich die Waage und die Story lässt durch originelle Ideen keine Langeweile aufkommen. Da passt zwar nicht immer alles logisch zusammen und an manchen Stellen übertreibt es der Autor auch ein wenig, doch insgesamt ist „WestEnd Blues“ ein guter Krimi für Zwischendurch. Das Buchcover wirbt mit einem Frankfurt am Main-Setting, dies hätte man aber noch ein bisschen mehr ausschmücken können, denn eigentlich hätte die Handlung auch in einer beliebigen anderen deutschen Großstadt spielen können – das macht Nele Neuhaus mit ihren Main-Taunus-Büchern deutlich besser. Wer auf einen Roman mit Lokalkolorit hofft wird daher vielleicht ein wenig enttäuscht, Freunde temporeicher, überwiegend unblutiger und humorvoller Krimiunterhaltung kommen dagegen voll auf ihre Kosten. Ich hoffe jedenfalls auf weitere spannende Einsätze mit Hauptkommissarin Katharina Klein vom KK 11!

Meine Wertung: 8/10

Informationen:
Der Titel „WestEnd Blues“ von Helmut Barz ist im Sutton Verlag erschienen und hat einen Umfang von 380 Seiten. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an den Sutton Verlag, der mir das Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat!

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