Siebzehn Monate sind vergangen, seit Jason Getty einen Mann umgebracht und in seinem eigenen Garten vergraben hat. Siebzehn Monate, in denen Jason von Albträumen geplagt wurde und kaum in der Lage war, einen klaren Gedanken zu fassen. Nicht weil seine Schuldgefühle ihn etwa überwältigt hätten – schließlich hatte sein Opfer seinen Tod mehr als verdient und Jason empfindet nicht einen Hauch von Reue –, sondern weil ihn das dunkle Geheimnis direkt vor seiner Haustür schier in den Wahnsinn treibt. Er lebt in ständiger Angst, dass die Leiche im Garten entdeckt wird und lässt sich von dieser Panik so sehr beherrschen, dass sein gesamtes Leben den Bach hinunter geht. Schließlich reißt sich Jason aber doch zusammen und will dieses schreckliche Kapitel seiner Vergangenheit endlich hinter sich lassen – und zu dem Neustart gehört auch, dass der inzwischen verwilderte Garten wieder auf Vordermann gebracht wird. Jason beauftragt einige Gärtner mit der Arbeit, jedoch soll das heikle Areal natürlich von den Aufräumarbeiten verschont werden. Als die Arbeiter dann aber vor seiner Tür stehen und von einem Leichenfund berichten, sieht sich Jason schon mit einem Bein im Gefängnis – doch zu seiner großen Überraschung ist der Tote nicht der Mann, den er selbst vor mehr als einem Jahr umgebracht hat…
Ein Garten, drei Gräber, viele Geschichten
Jamie Masons Roman „Ins Gras beißen die anderen“ hat mit seinem ungewöhnlichen Klappentext gleich meine Neugier geweckt. Ein Protagonist, von dem man von Anfang an weiß, dass dieser einen Menschen getötet hat, ist an sich schon mal reizvoll, dass dieser aber seit Monaten wie ein nervliches Wrack praktisch auf der Leiche seines Opfers sitzt, macht die Sache noch einmal interessanter. Völlig irrwitzig wird die Geschichte aber, als ausgerechnet an dem gleichen Tatort ein Toter ausgegraben wird, der nicht Jason Gettys ursprüngliches Opfer ist. Hätte dieser gewusst, dass nicht nur eine, sondern gleich mehrere Leichen in seinem Garten vor sich hinverwesen – der Mann wäre wohl völlig dem Wahnsinn anheim gefallen.
Ziemlich konstruierter, aber dennoch unterhaltsamer Krimiplot
Nun kann man darüber streiten, ob ein Mann, der in seinem eigenen Garten einen Toten vergraben hat, tatsächlich auf die Idee kommen würde, fremde Gärtner mit Arbeiten in eben diesem Garten zu betrauen (gerade wenn man seit Monaten unter der Angst leidet, die Leiche könnte entdeckt werden…) – originell ist die Ausgangssituation in Jamie Masons ungewöhnlichem Kriminalroman aber auf jeden Fall. Und es kommt sogar noch verrückter, denn das Buch trägt im englischen Original nicht ohne Grund den (deutlich passenderen) Titel „Three Graves Full“. Das Spannende an Masons Szenario ist nun, dass ein einziger Ort (Jason Gettys Garten) gleich mehrere dunkle Geheimnis versteckt, hinter denen sich noch weitere kuriose Geschichten verbergen. Zum einen stellt sich für den Leser die Frage, wen Jason umgebracht hat und warum es zu dieser Eskalation gekommen ist, aber auch, was zu den weiteren Gräbern geführt hat. Folglich bietet „Ins Gras beißen die andern“ gleich eine ganze Reihe an Handlungssträngen, bei denen es gar nicht so einfach ist, den Überblick zu behalten. Natürlich ist eine Konstellation wie in diesem Roman völlig unrealistisch und basiert schon auf einer extremen Häufung von Zufällen – unterhaltsam ist das Ganze trotzdem.
Trotz des chaotischen Schlussteils unterhaltsam und amüsant
Die Hauptfigur Jason Getty wird hier schnell zur tragischen Figur. Einerseits ist er schuldig am Tod eines Menschen, andererseits kommt man kaum umhin, mit dem sonst eigentlich recht sympathischen Verlierer-Typen mitzufiebern und teilt schon nach kurzer Zeit dessen Nervosität bzgl. einer möglichen Entdeckung. Zudem kann Jason einem im späteren Verlauf fast schon leid tun, wenn er mit jeder Aktion noch tiefer im Schlamassel landet – ob nun selbst verschuldet oder einfach durch unglückliche Umstände. Hier erinnert Getty zeitweise an Robert Downey Jr.’s Rolle in „Kiss Kiss Bang Bang“, denn auch die Story ist ähnlich verstrickt und kurios. Leider fehlt es „Ins Gras beißen die andern“ aber etwas am versprochenen schwarzen Humor: Die Geschichte ist zwar durchaus amüsant, richtig makaber wird es aber kaum. Zudem verstrickt sich die Autorin mit zunehmender Handlung ein wenig in ihren vielen Erzählsträngen, wodurch die Story zum Ende hin ins blanke Chaos ausartet und man nur schwer den Durchblick behält. Hier wäre weniger vermutlich mehr gewesen. Auch die im letzten Teil sehr starke Fokussierung auf eine tierische Spürnase hat mir nicht ganz so gut gefallen und wirkte auf mich eher befremdlich. Dennoch: Wer ungewöhnliche, kuriose und nicht ganz ernst zu nehmende Krimistoffe mag, darf sich Jamie Masons „Ins Gras beißen die andern“ gerne genauer anschauen. Auch die von Detlef Bierstedt gesprochene Hörbuchfassung ist empfehlenswert.
Charaktere: | |
Story: | |
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7/10
Das Buch ist frisch auf meinem SUB gelandet die Tage. Dann bin ich mal gespannt, wie es mir gefallen wird 🙂
Aber denke mal ich werde wohl ähnliche Kritikpunkte haben, denn es wird schließlich mit „Humor“ dafür geworben.
Also ich fand es jetzt nicht zum Schreien komisch, aber es ist halt schon recht amüsant wie die Hauptfigur von einem Schlamassel im nächsten landet und irgendwie alles gegen ihn läuft^^