Die Zeit, in der „Fortsetzung(en) schreiben“ noch ganz weit oben auf der Not-To-Do-Liste des selbsternannten Kleinkünstlers Marc-Uwe Kling stand, gehört bereits seit „Das Känguru-Manifest“, der gefeierten Fortsetzung des humoristischen Mega-Erfolges „Die Känguru-Chroniken“ der Vergangenheit an und da aller guten Dinge bekanntlich drei sind, überrascht es auch nicht, dass Klings Abenteuer mit seinem nervigen Mitbewohner, dem sprechenden Känguru, mit „Die Känguru-Offenbarung“ in eine dritte Runde gehen – damit soll dann aber auch erst einmal Schluss sein. Und wie auch der Lektor des Autoren weiß, sind die Erwartungen an einen Trilogie-Abschluss besonders hoch und die hohen Ansprüche erfüllt man am besten nach dem Motto „größer, weiter, mehr!“ und mit der nötigen „Grandeur“. Das Erfolgsrezept sei dabei einfach, wie Kling im dritten Band seiner Erfolgsreihe zitiert: jede Menge Action, eine ordentliche Lovestory und eine epische Schlacht zwischen Gut und Böse.

Größer, weiter, mehr – der Abschluss der Känguru-Trilogie

Wer nun denkt, dass diese drei Zutaten gemessen an den beiden ersten Känguru-Büchern nun doch eher etwas untypisch für die Reihe seien, hat damit wohl grundsätzlich erst einmal Recht, Marc-Uwe Kling scheint aber von Anfang an gewillt, das Unmögliche möglich zu machen und seinem Publikum das volle Spektakel zu bieten. Blöd nur, dass seine ständige Klette sein treuer Begleiter am Ende von „Das Känguru-Manifest“ zurück nach Australien abgeschoben wurde und Kling sich plötzlich ganz alleine in den eigenen vier Wänden wiederfindet. Was früher wie der Himmel auf Erden und nach göttlicher Ruhe geklungen hätte, sorgt bei dem Kleinkünstler aber schnell für ein Gefühl der Leere und er muss sich eingestehen, dass er das schmarotzende Beuteltier doch mehr vermisst, als er sich jemals hätte vorstellen können.

Eine Verfolgungsjagd rund um den Globus

Fans des Kängurus können aber beruhigt aufatmen, denn natürlich muss man auch im dritten Teil nicht lange auf einen Auftritt des kommunistischen Querulanten warten und da der Anführer des Asozialen Netzwerks nach wie vor gewillt ist, mit einer Reihe von gezielten Anti-Terror-Anschlägen auf seine politischen und gesellschaftlichen Grundsätze aufmerksam zu machen, dürfte für Action schon einmal gesorgt sein. Zumal es da ja auch noch den Erzfeind und „kosmischen Antagonisten“ des Kängurus, den Pinguin, gibt, dessen „kapitalistischen Weltverschlechterungsplan“ es unter allen Umständen zu verhindern gilt – und wenn dafür eine Reise um den ganzen Erdball nötig ist. Durch diese globale Verfolgungsjagd gibt es diesmal deutlich mehr zusammenhängende Handlung als noch in den beiden Vorgängern und die einzelnen Kapitel wirken etwas weniger zufällig zusammengewürfelt als sonst, welche wenig überraschend auch wieder eine Reihe von humoristischen Glanzstücken hervorbringen, wie z.B. ein freches Gesangs-Battle Marc-Uwe Klings mit einem amerikanischen Polizeibeamten am New Yorker Flughafen, inkl. nostalgisch-amüsanter „I tell you what I want what I really really want“-Spice-Girls-Anspielung und anderen lustigen Schnipseln von Kult-Songs der letzten zwei Jahrzehnte.

Leichte Abnutzungserscheinungen

Allerdings merkt man schon ein wenig, dass dem Kleinkünstler im dritten Känguru-Band so langsam ein wenig die Ideen ausgehen und die Einfälle nicht mehr ganz so originell wirken wie noch in den beiden Vorgängern, so haben sich z.B. auch die berühmten falsch zugeordneten Zitate ein wenig abgenutzt und sind nicht mehr ganz so witzig und gerade im letzten Drittel wird die Geschichte mit Ausflügen in die Vergangenheit des Kängurus wie einer Episode über die Rolle des Beuteltiers im Vietnamkrieg dann doch oft ein wenig absurd und albern, auch wenn selbst diese Anekdoten immer noch den ein oder anderen guten Lacher hervorbringen. Hier waren aber sowohl „Die Känguru-Chroniken“ als auch „Das Känguru-Manifest“ merklich feinsinniger und hintergründiger und vom Humor her gefühlt etwas anspruchsvoller.

Der schwächste Band der Trilogie, aber dennoch „viel Schönes dabei“

Trotzdem bietet auch „Die Känguru-Offenbarung“ wieder mehr als 7 Stunden äußerst kurzweilige und abwechslungsreiche Unterhaltung auf sehr hohem Niveau und wer im Humor-Bereich mehr als nur plumpe Zoten und flache Witze sucht, kommt an Marc-Uwe Kling und seinem Känguru nach wie vor eigentlich kaum vorbei. Dabei gilt wie immer: unbedingt zur Hörbuch-Version greifen, die vom Autor selbst vor einem Live-Publikum vorgetragen wird und wer einmal Marc-Uwe Kling und das Känguru im hitzigen Dialog erlebt hat, bei dem der Autor völlig mühelos und blitzschnell zwischen den verschiedenen Stimmen hin und her wechselt, der kann sich wohl kaum mehr vorstellen, die Printausgabe in die Hand zu nehmen und auf dieses Ohrkino zu verzichten. Und wer bei der zum Schreien komischen Verleihung des „Deutschen Buchpreises der Ullstein Buchverlage“, bei dem Marc-Uwe Kling in der Kategorie „Buch mit sprechendem Tier“ auf äußerst schmerzhafte Weise von dem Amateurwerk einer Kindertagesstätte geschlagen wird und seinen Frust lautstark zum Ausdruck bringt, keine Miene verzieht, der geht vermutlich tatsächlich zum Lachen in den Keller. „Die Känguru-Offenbarung“ mag vielleicht der schwächste Band der Trilogie sein, ist aber immer noch ein Gag-Feuerwerk allererster Güte, für das nach wie vor gilt: „viel Schönes dabei“.

Die Känguru-Offenbarung (Die Känguru-Chroniken #3)
  • Autor:
  • Sprecher: Marc-Uwe Kling
  • Reihe: Die Känguru-Chroniken #3
  • Länge: 7 Std. 39 Min (ungekürzt)
  • Verlag: HörbucHHamburg HHV GmbH
  • Erscheinungsdatum: 10. März 2014
  • Preis 10,95 € (9,95 € im Audible-Flexi-Abo)
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Sprecher:
Gesamt:
8/10
Fazit:
Der dritte Teil der Känguru-Trilogie sprüht vielleicht nicht mehr vor Kreativität und ist etwas weniger originell und feinsinnig als die beiden Vorgänger, wie gerade das recht alberne Schlussdrittel zeigt, trotz dieser kleinen Abnutzungserscheinungen bieten Marc-Uwe Kling und sein Känguru aber immer noch humoristische Unterhaltung auf sehr hohem Niveau, die gerade in der wie immer sehr amüsanten Hörbuchfassung eine Lach-Garantie mitbringt.

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4 Antworten zu diesem Beitrag

  • Das Bild sieht so gut aus! ?

  • Ich liebe das Känguru auch, vor allem im Hörbuchformat. Anders grenzt eigentlich an Blasphemie (und wenn ich es lesen würde, hätte ich inzwischen sowieso Marc-Uwe im Ohr). Ich fand genau wie du, dass der dritte Band hier und da ein wenig schwächelt, aber ich glaube, es tat dem Buch gut, dass es so viel den Ort wechselt und nicht noch ein drittes Mal in Berlin verweilt. Die Ausflüge in die USA und nach Australien fand ich schon äußerst amüsant.

    • Ich kann mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen die Bücher NICHT als Hörbuch zu hören, ich glaube beim reinen Lesen würde schon einiges vom Humor verloren gehen, für mich leben die Geschichten einfach von der Autorenlesung und auch den Reaktionen des Publikums.

      Auch wenn der Band für meinen Geschmack ein wenig schwächer war ist es meiner Meinung nach immer noch Meckern auf hohem Niveau, „Die Känguru-Offenbarung“ liegt für mich immer noch meilenweit vor anderen Büchern aus der Humor-Sparte. Mein Highlight des dritten Teils war ja die Begegnung mit dem Sicherheitsmann am Flughafen und dem Songtext-Battle XD