The Final Empire_Rezi

Die 16-jährige Vin ist in einer Welt aufgewachsen, in der das Böse schon seit Jahrhunderten die Macht übernommen hat und ihr Volk der Skaa ein erniedrigendes Dasein als Sklaven führen muss – regiert und unterdrückt vom unsterblichen Lord Ruler. Wer auch nur ein wenig aus dem Kollektiv fällt und Anzeichen des Ungehorsams zeigt, wird umgehend und skrupellos mit dem Tode bestraft. Bisherige Versuche des Widerstandes wurden allesamt brutal niedergeschlagen, sodass sich die Skaa mit ihrer Sklavenrolle abgefunden und jegliche Hoffnung auf ein Leben in Freiheit ad acta gelegt haben. Ein Mann ist den Fängen des Lord Ruler jedoch entkommen und hat es sich zum Ziel gesetzt, die Schreckensherrschaft des Tyrannen ein für allemal zu beenden, doch es scheint ein schier unmögliches Unterfangen, dem unterdrückten Volk den Mut einzutrichtern, ein solches Vorhaben in die Tat umzusetzen. Dem Aufrührer gelingt es jedoch, eine kleine Gruppe von seinem Plan zu überzeugen – in welchem auch der jungen Vin eine bedeutende Rolle zuteil werden soll…

Mit einer Handvoll Rebellen gegen Unterdrückung und Terror

Wenn man sich die Inhaltsbeschreibung zu „The Final Empire“ so durchliest, so scheint der Auftaktband von Brandon Sandersons „Mistborn“-Trilogie zunächst wie ein gewöhnlicher Fantasyroman: Ein unterdrücktes Volk, ein tyrannischer Herrscher und eine kleine Gruppe von Rebellen, die das System des Terrors und der Unterdrückung zum Einsturz bringen wollen. Dass der Plan, mit nur einer Handvoll Männer und einem jungen Mädchen einen unsterblichen Diktator zu stürzen und seine mehrere Zehntausend Mann starke Armee zu besiegen wenig erfolgversprechend scheint, ist den Beteiligten selbst klar, doch nicht zuletzt seit J.R.R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“ weiß man als Leser, dass man auch mit einer kleinen Gefolgschaft und viel Mut und Herz so einiges erreichen kann. Natürlich ist so ein Umsturz nicht von kurzer Hand geplant und erfordert monatelange Vorbereitungen und so startet „The Final Empire“ zunächst einmal eher gemächlich, was Brandon Sanderson aber die Zeit gibt, den Schauplatz seiner Geschichte und ihre Charaktere sorgfältig einzuführen. Das gelingt dem Vielschreiber auch sehr gut und schon nach wenigen Seiten wird eine sehr intensive und bedrückende Atmosphäre aufgebaut: ein Volk ohne Hoffnung, die allgegenwärtige Angst vor dem Schreckensherrscher und seinen Schergen und auch äußere Einflüsse wie regelmäßiger Ascheregen und daraus resultierend eine Welt frei von grünen Pflanzen und anderen Anzeichen eines funktionierenden Ökosystems nehmen einen schon früh gefangen und ziehen schnell in die Geschichte hinein.

Zwei sympathische Protagonisten und ein faszinierendes Magiesystem

Auch die beiden Protagonisten, die 16-jährige Vin und den erwachsenen und erfahrenen Kelsier, schließt man als Leser nahezu umgehend ins Herz. Es ist leicht, sich in die Rolle des jungen Mädchens hineinzuversetzen, die von allen ihr nahe stehenden Menschen bisher nur enttäuscht wurde, jedem misstrauisch gegenübersteht und angesichts der ernüchternden Perspektive auf ein hoffnungsloses Leben zu allem entschlossen scheint. Und auch Kelsiers Charme kann man sich unmöglich entziehen: Er hat in seinem Leben bereits so viele schlimme Dinge erlebt, ihm wurde alles genommen was er geliebt hat und trotzdem oder vielleicht gerade auch deshalb ist er fest entschlossen, das Unmögliche möglich zu machen und seinem Volk neue Hoffnung zu schenken – und das immer mit einem Lächeln auf den Lippen und jederzeit frohen Mutes. Dazu kommt noch ein Magiesystem, das mit seinem „easy to learn, hard to master“-Prinzip gleichermaßen einsteigerfreundlich und faszinierend ist. In Sandersons Welt gibt es nämlich zwei Kategorien von besonders begabten Menschen, die in der Lage sind, zuvor dem Körper zugeführte Metalle in magische Kräfte umzusetzen: sogenannte „Mistings“ können jeweils nur auf ein bestimmtes Metall zurückgreifen, den deutlich mächtigeren „Mistborns“ (wie Vin und Kelsier) stehen die gesamte Palette der acht verschiedenen Metalle und damit schier unbegrenzte Möglichkeiten zur Verfügung – wenn man gelernt hat, mit diesen Kräften umzugehen.

Packendes Fantasy-Abenteuer und vielversprechender Trilogie-Auftakt

All diese Feinheiten bringt Brandon Sanderson seinen Lesern auf sehr geduldige und verständliche Weise bei, sodass man auch als Fantasy-Einsteiger keine Eingewöhnungsschwierigkeiten in die Welt des Final Empire haben sollte. Auch die Story selbst ist über weite Strecken des Buches eher übersichtlich gehalten und konzentriert sich auf eine kleine Anzahl von Charakteren, ist aber trotz des gemächlichen Tempos keinesfalls langweilig, weil es eben einfach viel zu entdecken gibt. Wer allerdings auf das große Spektakel hofft, muss sich abgesehen von ein paar kurzen, aber knackigen Actionszenen bis zum Schlussakt gedulden – dieser hat es dann aber so richtig in sich. Nach der zuvor weitestgehend geradlinigen Story kann Sanderson hier mit einigen überraschenden (und teilweise auch schmerzhaften) Wendungen aufwarten, welche die Geschichte gelungen abrunden und ihr ein wirklich sehr stimmiges und zufriedenstellendes Ende verpassen. Insgesamt betrachtet hätte ich mir dann aber vielleicht doch eine etwas komplexere Welt gewünscht, in der man auch mal mehr als nur einen kurzen Blick über die Stadtgrenzen von Luthadel hinaus werfen kann und mehr über die Geschichte des Final Empire erfährt – dies scheint sich Sanderson aber noch für die kommenden Bände aufzusparen. Zudem hätte ich mir Sandersons Welt ruhig noch ein wenig dreckiger und brutaler gewünscht, die Grausamkeit und Hoffnungslosigkeit des Lebens im Final Empire noch spürbarer und die Geschichte noch etwas emotionaler – mir sind die beiden Hauptfiguren zwar ans Herz gewachsen, manche Schicksalsschläge der Handlung hatten dann aber doch eine eher oberflächliche Wirkung auf mich. Nichtsdestotrotz hat mir der erste „Mistborn“-Band insgesamt sehr gut gefallen und mir während der mehr als 600 Seiten viel Freude bereitet und ich bin gespannt, wie es mit der Geschichte in den kommenden Büchern weitergeht.

Mistborn: The Final Empire
  • Autor:
  • Deutscher Titel: Kinder des Nebels
  • Reihe: Mistborn #1
  • Umfang: 647 Seiten
  • Verlag: Gollancz
  • Erscheinungsdatum: 1. Oktober 2009
  • Preis Taschenbuch 9,20 €/eBook 2,49 €
Cover:
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Gesamt:
8/10
Fazit:
Brandon Sanderson bietet seinen Lesern mit „The Final Empire“ ein packendes und vor allem auch sehr einsteigerfreundliches Fantasy-Abenteuer mit einem guten Setting und sympathischen Charakteren, die insgesamt eher gemächlich erzählte Geschichte lässt aber noch ein wenig Luft nach oben.

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2 Antworten zu diesem Beitrag

  • Yeeey, du hast es endlich geschafft und The Final Empire gelesen! Wirklich tolle Rezension und zu deiner Kritik: du musst einfach weiter lesen *zwinker* Der erste Teil ist rückblickend nämlich für mich wie ein Prolog gewesen, so richtig zusammenhängend wird die Geschichte erst mit den weiteren Teilen und dann geht es auch mal über die Stadtgrenze hinaus ^^