Tags: Dracula, Geister, Geisterjäger, San Francisco, van Helsing, Young Adult
Genre: Fantasy, Horror
Micheline Helsing ist eine der letzten Nachkommen der Van-Helsing-Blutlinie, des berühmten Vampirjäger-Geschlechts. Seit ihrer Kindheit ist sie daher mit dem Kampf gegen Geister und Dämonen aufgewachsen und nicht zuletzt dank ihrer besonderer Fähigkeit einer der vielversprechendsten Nachwuchskräfte des Helsing Corps, einem auf die Geisterjagd spezialisierten Sicherheitsunternehmens. Micheline ist nämlich Tetrachromatin und dank eines zusätzlichen Farbrezeptors auf der Retina in der Lage, die Aura der Toten wahrzunehmen, was ihr in der Ausübung ihrer Tätigkeit einen unschätzbaren Vorteil verschafft. Als ein nächtlicher Einsatz in einem von einem geisterähnlichen Wesen besetzten Krankenhaus jedoch in einer Katastrophe endet und Micheline und ihr Team mit einem mysteriösen Virus infiziert werden, bleiben den Geisterjägern nur wenige Tage um das Ausbreiten der sogenannten Seelenketten zu stoppen und zu überleben – doch der Geist scheint es gezielt auf Micheline abgesehen zu haben…
Die Erben Van Helsings und Bram Stokers
Wie so viele Horrorgeschichten basiert auch Courtney Alamedas YA-Roman „Shutter“ lose auf einem der ganz großen Klassiker des Genres, nämlich Bram Stokers Vampirdrama „Dracula“. Mit scharfzähnigen Blutsaugern bekommen es Micheline und ihr junges Geisterjäger-Team in dem Buch zwar nicht zu tun, trotzdem wird man beim Lesen immer wieder auf zahlreiche Anspielungen und vor allem auf viele bekannte Namen stoßen, allen voran natürlich die (Van) Helsings. Mehr als ein Jahrhundert nach dem Kampf gegen den blutrünstigen Grafen aus Transsilvanien ist aus dem Geschlecht der Van Helsings ein mächtiges Sicherheitsunternehmen geworden, das nicht nur in San Francisco, dem Schauplatz der Geschichte, die Rolle der Polizei übernommen hat, da es die Menschheit in zunehmendem Maße mit Geistern und anderen übernatürlichen Kreaturen zu tun bekommt. Wer die unfreiwillige Bekanntschaft mit solchen Phänomenen macht, wählt die Notrufnummer 611 und umgehend rückt das schwer bewaffnete Helsing Corps aus, dem eben auch die Protagonistin Micheline angehört.
Furchtlos und mit jugendlichem Leichtsinn gegen Geister & Dämonen
Von deren Kampfqualitäten und ihrer Furchtlosigkeit kann man sich auch gleich in der Auftaktszene, dem dramatischen Kampf gegen ein übermächtig scheinendes Wesen in einem Krankenhaus, überzeugen, wobei sich hier auch gleich ihr jugendlicher Leichtsinn offenbart. Micheline geht zu viel Risiko ein, der Einsatz geht furchtbar in die Hose und die junge Geisterjägerin hat nicht nur ihren tobenden Vater (seines Zeichens Chef des Helsing Corps) am Hals, sondern auch körperlich lebensbedrohliche Spuren davongetragen. Ein flotter Einstieg in die Geschichte also, der zugleich auch ein guter Gradmesser für die nachfolgende Handlung ist. „Shutter“ spielt überwiegend in der Zeit zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang und erzählt über die Zeitspanne von vier Nächten Michelines Kampf gegen das sich immer weiter ausbreitende „Virus“ und die geheimnisvolle und bösartige Entität. Unterstützt wird sie dabei von ein paar nicht weniger draufgängerischen Jungs, mit denen sie seit Jahren eine verschworene Einheit bildet. In dieser Konstellation kommt es natürlich wenig überraschend, dass „Shutter“ wie so viele YA-Horror-Romane ebenfalls nicht ohne eine kleine Romanze auskommt. Diese wird von Courtney Alameda zwar nicht allzu aufdringlich erzählt, sie wäre für die Handlung aber auch wirklich nicht nötig gewesen.
„Ghostbusters trifft Dracula“ in der YA-Version – kurzweilig, aber wenig originell
Unabhängig davon ist „Shutter“ durchgängig flott erzählt, mit vielen Action-Szenen auch recht ereignisreich und durch die geschilderten Nacht-Einsätze in verlassenen Gebäuden auch durchaus atmosphärisch. Das Problem bei diesem Buch ist jedoch, dass Alameda ein wenig uninspiriert dem typischen Schema folgt und kaum Überraschungen zu bieten hat. Die Charaktere wirken alle ein wenig schablonenhaft (die toughe Geisterjägerin, der gutaussehende Verehrer mit ausgeprägtem Beschützerinstinkt, der herrische und wenig fürsorgliche Vater…) und auch die Story steuert ohne große Schlenker auf den finalen Showdown hin, der zwar ebenfalls spannend erzählt wird, mit dem vermeintlichen Plottwist aber auch nur bedingt überraschen kann. So bietet „Shutter“ zwar kurzweilige Unterhaltung, kann sich dabei jedoch kaum nachhaltig ins Gedächtnis einbrennen und für großflächige Gänsehaut werden die Geisterszenen trotz mancher etwas unappetitlicher Schilderungen auch nicht sorgen. Es ist ganz einfach eine nette „Ghostbusters trifft Dracula“-Variante für das Young-Adult-Publikum – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
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Charaktere: | |
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7/10