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Jede Nacht wird der 13-jährige Conor O’Malley vom gleichen Traum heimgesucht: Einem Traum, der so schlimm ist, dass Conor sich abends vor dem Einschlafen fürchtet und sich nicht einmal traut, seiner Mutter von seinen furchtbaren nächtlichen Erlebnissen zu erzählt. Einerseits ist die Angst zu groß, sich ihr zu öffnen, auf der anderen Seite will Conor seine Mutter aber auch nicht noch mehr belasten – denn Conors Mum leidet an Krebs. Seit Monaten muss sie kräftezehrende Therapien über sich ergehen lassen, während ihr Sohn hilflos den fortschreitenden Krankheitsverlauf seiner einzigen Bezugsperson erleben muss. Doch so sehr sich Conor auch bemüht, mit der Extremsituation umzugehen und für seine Mutter eine tapfere Stütze zu sein: Seinem nächtlichen Albtraum kann er nicht entgegenwirken und so muss er sich jede Nacht aufs Neue seinen Dämonen stellen – bis um kurz nach Mitternacht plötzlich ein Monster in der Dunkelheit vor dem Haus steht…

Ein Buch mit trauriger Entstehungsgeschichte

Die Idee zu „A Monster Calls“ stammt von der britischen Autorin Siobhan Dowd, die 2007 jedoch ihm Alter von nur 46 Jahren einem Krebsleiden erlag und das Werk selbst nicht mehr vollenden konnte. So wurde Patrick Ness nach Dowds Tod vom Verlag der Verstorbenen gefragt, ob er Siobhans Projekt fortführen wolle, woraufhin dieser nach einigem Zögern – begründet durch Zweifel an einer würdigen Umsetzung der Idee – schließlich einwilligte und die Geschichte so niederschrieb, wie er sie dem Sinne ihrer Schöpferin zu entsprechen glaubte. Wie man an dieser tragischen Entstehungsgeschichte vielleicht schon erahnen kann, ist „A Monster Calls“ auch inhaltlich alles andere als leichte Kost. Erzählt wird in dem Roman nämlich die Geschichte des 13-jährigen Conor O’Malley, der mit der schweren Krebserkrankung seiner Mutter umgehen muss. Man würde dem Buch aber großes Unrecht tun, wenn man es deshalb pauschal als eines dieser vielen „Krebsbücher“ abstempeln würde, denn die Erzählung hat trotz des mit nur rund 200 Seiten eher geringen Umfangs so viel mehr zu bieten, als es auf den ersten Blick den Anschein hat.

Von nächtlichen Albträumen und einem riesigen Monster

Patrick Ness verliert zu Beginn auch nicht viel Zeit, sondern wirft seine Leser direkt hinein in eine dieser Nächte, in denen Conor wieder mal aus seinem schrecklichen Albtraum hochschreckt. Es ist sieben Minuten nach Mitternacht und wie der Junge kurz darauf feststellen wird, hat ihn ein ungewöhnlicher nächtlicher Besucher aus seinem Traum geholt: Die Eibe auf einem Hügel vor dem Haus der O’Malleys scheint auf wundersame Weise zum Leben erweckt worden zu sein, denn aus dem Baum ist ein riesiges Monster geworden, das plötzlich bei Conor vor dem Fenster steht. Die Reaktion des 13-Jährigen auf dieses Ereignis ist beispielhaft für seinen gesamten Charakter: Statt in Furcht zu erstarren tritt er dem Monster ohne Angst und mit fast schon unverschämter Dreistigkeit gegenüber – schließlich hat Conor in seinem Alltag mit weitaus schlimmeren Sachen zu kämpfen. Als die Kreatur ihm dann von ihren überraschenden Plänen berichtet, reagiert der Junge eher mit Desinteresse und lässt sich nur widerwillig auf das Unterfangen des Monsters ein – über die Natur dieser ungewöhnlichen Verbindung sei an dieser Stelle aber nicht mehr verraten.

Düstere und unheimlich intensive Atmosphäre

Es sind vor allem zwei Dinge, die dafür sorgen, dass man schon nach den ersten Absätzen von „A Monster Calls“ völlig eingenommen wird: Zum einen fesselt die düstere, manchmal sogar leicht unheimliche Atmosphäre von der ersten Seite an, zum anderen baut man aber auch sofort eine intensive Bindung zur Hauptfigur der Geschichte auf. Patrick Ness gelingt es hier mit einfachsten Mitteln und mit wenigen Sätzen das Bild eines 13-Jährigen zu zeichnen, dessen unerschöpflich scheinende Tapferkeit nicht nur beeindruckend ist, sondern dem man auch am liebsten in seinem täglichen Kampf unterstützend zur Seite stehen möchte. Es ist schon schmerzhaft, wenn man verfolgt, wie Conor den langsam voran schreitenden körperlichen Niedergang seiner Mutter miterleben muss und fast schon krampfhaft an der Hoffnung auf eine Besserung ihres Gesundheitszustands festhält. Ebenso bedrückend ist es aber auch, wenn man sieht wie Conor aufgrund seiner besonderen Situation in der Schule zum völligen Außenseiter geworden ist, der mit seinen Gefühlen und Gedanken völlig auf sich allein gestellt ist und dazu auch noch die täglichen Prügel der Schulschläger über sich ergehen lassen muss und denen er sich immer wieder mit bemerkenswerter Würde stellt. Besonders tragisch wird das Buch aber dadurch, dass man als Leser eigentlich genau weiß wie die Geschichte für Conor ausgehen wird und er der einzige zu sein scheint, der dies – verständlicherweise – nicht wahrhaben will. Und so sehr man daher z.B. auch Conors auf den ersten Blick kalt und gefühllos wirkende Großmutter hassen möchte – so ist sie bei genauerem Hinsehen vielleicht die einzige, die dem Jungen aufrichtig gegenübertritt.

Wunderschön erzählt und wunderschön illustriert

Durch die fantastischen Szenen mit Conor und dem seltsamen Baummonster bekommt die auf die eine Art so erschreckend realistische Erzählung aber zugleich auch einen fast märchenhaften Charakter. Die kleinen Geschichten in der Geschichte sind mindestens ebenso lesenswert wie die Haupthandlung und regen mehr als nur einmal zum Nachdenken an. Zum anderen helfen diese Ausflüge aber auch immer ein wenig, der traurigen Realität zu entfliehen, auch wenn das Drama um Connors Mutter auf jeder Seite präsent ist. Verstärkt wird die ohnehin schon sehr intensive und emotionale Wirkung des Romans sogar noch auf eine ganz andere Art und Weise: Das gesamte Buch ist nämlich mit zahlreichen wunderschönen Illustrationen des Zeichners Jim Kay versehen, die mit ihren sehr dominanten Schwarzanteilen nicht nur perfekt den düsteren Charakter der Erzählung einfangen sondern schlicht und einfach auch eine Augenweide sind. Die grandiose Optik und der bewegende Inhalt ergeben zusammen ein in jeder Hinsicht beeindruckendes Gesamtwerk, das auf so vielen Ebenen berührt und beim Lesen die gesamte Bandbreite an Emotionen abruft – und genau das sind ja meist die Bücher, die sehr lange nachwirken und die man noch Jahre später in Erinnerung behalten wird.

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A Monster Calls
  • Autor:
  • Deutscher Titel: Sieben Minuten nach Mitternacht
  • Umfang: 215 Seiten
  • Verlag: Walker Books Ltd.
  • Erscheinungsdatum: 2. Februar 2012
  • Preis Taschenbuch 7,39 €/eBook 6,07 €
Cover:
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Gesamt:
10/10
Fazit:
Patrick Ness erzählt mit „A Monster Calls“ eine sehr bedrückende, aber ungemein bewegende und zugleich wunderschöne Geschichte, die mit den Illustrationen von Jim Kay perfekt untermalt wird und ein Gesamtwerk ergibt, das einen so schnell garantiert nicht loslassen wird.

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Eine Anwort zu diesem Beitrag

  • Kann nur so unterschreiben. Wenn ich schon die großartigen Illustrationen sehe, bekomme ich direkt Lust darauf es nochmal zu lesen 😀
    Ich bin auch schon sehr, sehr, seeeeeehr gespannt auf den Film *_*